Mannheim. Erst hat es lange gedauert, jetzt geht es Schlag auf Schlag: An diesem Wochenende kommt der sogenannte Franklin-Steg nach Mannheim. Ende August soll er eingebaut werden und Ende des Jahres befahrbar sein. Der Überblick.
Was ist der Franklin-Steg?
Eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Bundesstraße 38. Sie verbindet die Vogelstang mit Mannheims jüngstem Stadtteil. Auf der Vogelstang-Seite beginnt der Steg in der Nähe der Hochhäuser, da, wo die Thüringer Straße abknickt. Auf Franklin kommt man im Gewerbegebiet Columbus raus, zwischen dem neuen Bauhaus und der künftigen Zentrale von Hitachi Energy.
Straßen-Sperrungen
Zur Errichtung des Franklin-Stegs müssen zeitweise Straßen gesperrt werden.
Gorxheimer Straße (Zufahrt zum Bauhaus): Diese muss bereits an diesem Wochenende für die Anlieferung der Teile gesperrt werden. Und zwar von Samstag, 9. August, 20 Uhr an sowie den kompletten Sonntag, 10. August, über.
B 38 : Die wichtige Bundesstraße Richtung Weinheim muss zum Einhub der Brücke am letzten August-Wochenende komplett gesperrt werden: von Samstag, 30. August, 22 Uhr, bis Montagmorgen, 1. September, 4 Uhr. mig
Was geschieht an diesem Wochenende?
Die Brücke, die überwiegend aus Holz besteht und im Emsland vorgefertigt wurde, wird per Schwertransport nach Mannheim gebracht. Hier wird sie neben ihrem künftigen Standort auf der Franklin-Seite zwischengelagert.
Was geschieht am letzten August-Wochenende?
Kräne heben dann die beiden 45 Meter langen und jeweils etwa 40 Tonnen schweren Hauptträger aus unbehandeltem Fichtenholz an und platzieren sie an die richtige Stelle. Dazu wird die B 38 eineinhalb Tage lange komplett gesperrt.
Wie geht es danach weiter?
Auf die Holzträger kommt der Fahrbahnbelag und es werden die Zuwege zum Steg gebaut. Ende des Jahres soll dieser fertig sein.
Warum dauert das alles ein Jahr länger als geplant?
„Das liegt daran, dass so etwas noch niemand gebaut hat“, sagt Achim Judt, der Chef der städtischen Konversionsgesellschaft MWSP, die für das Projekt verantwortlich ist. Der Steg sei keine Brücke von der Stange, sondern „eine Innovation“. Darum habe die Planung wesentlich länger gedauert als vermutet.
Was ist das Besondere an der Verbindung?
Da gibt es gleich mehrere Punkte: Erstens besteht der Steg fast komplett aus Holz; zweitens kommt er ohne Lager und Fugen aus, was in der Fachsprache als integral bezeichnet wird; drittens besteht der Belag aus dem neuen Baustoff Carbonbeton, also Beton, der durch eine Bewehrung aus Carbon verstärkt wird. Laut MWSP ist der Franklin-Steg sogar die „längste integrale Holzbrücke der Welt“. Dies alles soll die Wartungskosten reduzieren und die Verbindung besonders langlebig machen. Wie lange? „100 Jahre“, nennt Judt als Richtschnur. Zudem weist er auf eine weitere Besonderheit hin: Wenn auch das letzte der Hochhäuser in Buchstabenform auf Franklin steht, das M, dessen Bauherr demnächst bekannt gegeben werden soll, könne man vom Steg aus - zumindest im Winter, wenn die Bäume keine Blätter haben - das Wort HOME, also Heimat, lesen.
Was kostet das Ganze?
Rund neun Millionen Euro, die komplett durch den Bund übernommen werden, weil es ein besonders innovatives Projekt zur Förderung des Radverkehrs ist. „Es gibt nur wenig Projekte, die zu 100 Prozent gefördert werden“, sagt MWSP-Projektleiter Farsad Tawakol.
Wie sieht die Zufahrt auf der Vogelstang-Seite aus?
Von der Thüringer Straße aus schlängelt sich der Weg wie in einer Spirale zum Steg hoch. Damit bekommt auch Mannheim eine Schneckennudel-Brücke nur für Fußgänger und Radfahrer, ähnlich wie die, die in Ludwigshafen auf die Parkinsel führt. Der Platz dazwischen soll mit Sitzmöglichkeiten und Bäumen gestaltet werden.
Wie sieht die Abfahrt auf der Franklin-Seite aus?
Das ist etwas komplizierter. Denn wer den Steg überquert hat und die Rampe durch Columbus heruntergefahren ist, muss noch die Straßenbahngleise und die Birkenauer Straße überqueren, um nach Franklin-Mitte zu kommen. Eigentlich war geplant, eine Haltestelle dorthin zu verlegen, um das Überqueren zu erleichtern. Da die Straßenbahn hier aber nach dem Eisenbahnrecht verkehrt, hätte man damit Judt zufolge Zuschüsse aufs Spiel gesetzt. Darum sei diese Variante verworfen worden.
Wie sieht die neue Lösung aus?
Es soll eine zweite Brücke über die Gleise und die Birkenauer Straße gebaut werden, die Richtung Sportplatz führt. Der Architektenwettbewerb läuft, im Dezember kürt die Jury den Sieger. Judt rechnet mit Kosten in einstelliger Millionenhöhe, die die MWSP übernehmen muss – wenn sich nicht noch ein Förderprogramm findet. Da der Platz jedoch begrenzt ist, muss die Brücke durch die Schenkel des M-Hochhauses führen. Das müsse darum vorher fertig sein, erklärt der MWSP-Chef: „Wir können ja kein Haus über einer Brücke bauen.“ Wann also wird diese befahrbar sein, um direkt nach Franklin-Mitte zu gelangen? „Frühestens 2029“, sagt Judt. Bis dahin muss man einen Umweg über den Platz der Freundschaft in Kauf nehmen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Steg ist für Franklin wichtig – und für ganz Mannheim