Mannheim. Mit der Konkordienmedaille, der höchsten Ehrung für ehrenamtliches Engagement in der evangelischen Kirche Mannheim, ist Marianne Lang ausgezeichnet worden. Mit einem Festgottesdienst in der Citykirche Konkordien am Reformationstag haben Dekan Ralph Hartmann und Pfarrerin Anne Ressel die Arbeit der Geehrten für die Kirche gewürdigt. Petra Herr, die stellvertretende Vorsitzende der Stadtsynode, hat im Rahmen eines festlich gestalteten Gottesdienstes die Konkordienmedaille an überreicht.
„Ich war zunächst einmal überrascht, als ich von der Ehrung erfuhr und freue mich natürlich sehr, dass die Kirche das Ehrenamt würdigt, und mein langjähriges Engagement vor allem in der Gnadengemeinde in der Gartenstadt anerkennt“, so die Geehrte, die allerdings gleich anfügt: „Für mein eigenes Ego brauche ich diese Medaille nicht unbedingt.“
Grundstein für Schulkinderbetreuung gelegt
Lang hat sich schon seit ihrer Jugendzeit in der evangelischen Kirche engagiert, wie sie gegenüber dieser Redaktion berichtet. Schon in der Jungschar und im Kindergottesdienst zeigte sie ein feines Gespür für die Belange der Kirche. Später sang sie selbst im Chor der Gnadengemeinde in der Gartenstadt. 1974 übernahm sie dessen Leitung. Neue Lieder brachte sie von den Kirchentagen mit und studierte sie in den Chor ein. Noch lange, bevor diese Lieder in Gesangbüchern veröffentlicht wurden, wurden sie in der Gnadenkiche bereits gesungen. So gelang eine enge Anbindung zu der jeweiligen Liturgie. Wie bei fast allen Chören veränderten sich die Stimmen. Vor allem die der Männer nahmen ab. Hinzu kam die Coronapandemie, die das gemeinsame Singen fast zum Erliegen brachte.
Als Rektorin der Albrecht-Dürer-Grundschule, an der sie in dieser Funktion von 2001 bis 2013 arbeitete, legte Lang auch den Grundstein für die Schulkinderbetreuung des diakonischen Werkes Mannheim. Als die Hortplätze alle besetzt waren und nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung stand, wurde nach einer pragmatischen Lösung gesucht, „Es brauchte keine Fachkräfte, sondern geschultes Personal für die Betreuung der Kinder“, so Lang. Dieses wurde vor allem unter den Eltern selbst gefunden – ein anschauliches Beispiel von vielen für die Art, mit der Lang Probleme anpackt und nach praktikablen Lösungen sucht.
Idee von Senioren in die Tat umgesetzt
2015 suchte sie nach Mitstreitern, um geflüchteten syrischen Familien eine Heimat zu geben. Zusammen mit 15 Helferinnen und Helfern wurden drei syrische Familien in Obhut genommen. Die Ehrenamtlichen suchten nach Wohnungen und vermittelten später Arbeit. Fast nahtlos schloss sich daran die Betreuung ukrainischer Flüchtlinge an, denen zweimal in der Woche Deutsch-Unterricht erteilt wurde.
Im Anschluss rief Lang eine lebendige Seniorenarbeit ins Leben. Mittlerweile treffen sich die Senioren auch, um neben Kaffeetrinken und Diskutieren über ökumenische Themen miteinander zu spielen. Das sei eine Idee der Senioren selbst gewesen, erzählt Lang. Sie habe nur dafür gesorgt, dass diese in die Tat umgesetzt wurde. Nicht nur in der eigenen Gemeinde sei sie damit auf ein positives Echo gestoßen.
Im Gegensatz zu anderen Menschen, die vielleicht nach ihrer Verrentung oder Pensionierung in ein Loch gefallen, ergehe es ihr ganz anders. „Mir ist nie langweilig. Ich habe immer noch viel zu tun“, lacht die Geehrte. Auch wenn sie Vieles im Ehrenamt angestoßen habe, habe sie immer Mitstreiter gefunden, die ihre Ideen auch umgesetzt haben. „Viele haben dazu beigetragen und haben einen Anteil an der Medaille, die ich nun überreicht bekommen habe“, sagte Lang in ihren Dankesworten.
Wunsch nach einer Kirche, die „vor allem mitmenschliche Zeichen setzt“
Vor allem ihren Mann erwähnte sie dabei und änderte den bekannten Spruch: „Hinter jeder erfolgreichen Frau steht auch ein starker Mann.“ Solange sie gesund bleibe, „werde ich auch in Zukunft allen Bedenkenträgern entgegentreten“, meinte Lang unter anhaltendem Beifall im voll besetzten Kirchengebäude. Für die Zukunft wünschte sie sich „eine kluge, mutige Kirche, die ihre ‚frohe Botschaft‘ verkündet und vor allem mitmenschliche Zeichen setzt“.
Dekan Ralph Hartmann und Petra Herr hatten zuvor die Medaille an Marianne Lang überreicht. OB Christian Specht sprach von dem unermüdlichen und selbstlosen Einsatz der Geehrten. Er erinnerte an die Worte des Dekans in der Predigt, in der dieser davon sprach, jeder, auch die Kirche selbst, müsse seine Identität finden. Das sei laut Specht auch eine Frage der Haltung. Leicht könne ein Mensch den Halt verlieren. Dem müsse auch die Kirche entgegentreten.
Der OB erzählte eine Begebenheit, an die er sich noch erinnere. Lang habe den Hausmeister der Albrecht-Dürer-Grundschule nach 32 Dienstjahren offiziell verabschiedet. Da habe die Geehrte gesagt: „Das ist eigentlich nicht üblich, aber ich mache gerne Unübliches.“ Vielleicht ist das ein Teil des Lebensmottos von Marianne Lang.
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