Gartenstadt. „Das Highlight ist eigentlich jeden Tag, wenn die Kids sich selbst entfalten, sie selbst sein können, sich verstanden fühlen, und dass man sie hier begleiten kann“, meint Manuel D‘Auria, Leiter des Abenteuerspielplatzes Waldpforte. Die Einrichtung in der Gartenstadt feierte am Samstag mit Kindern, Eltern sowie aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden ihr 50‑jähriges Jubiläum.
Bürgermeister Dirk Grunert betonte die Bedeutung des naturnahen Erlebnisraums in einer sonst verdichteten Stadt. Auf dem 2.000 Quadratmeter großen Gelände gibt es Beete, eine Feuerstelle, ein kleines Freizeithaus mit Garage und vielfältige Kletter- und Spielmöglichkeiten. Für das Jubiläum wurden Spiel- und Bastelstationen und ein Zelt aufgebaut, in dem der integrative Kinderzirkus „Trolori“ und die Tanzgruppe „verLOCKend“ ihr Können unter Beweis stellten.
Christoph Ludas hatte alte Fotos in Großformat jeweils an den Stellen platziert, wo sie damals aufgenommen wurden. Der Förderverein, der die Arbeit auf dem Abenteuerspielplatz unterstützt, warb mit Worten und gutem Essen um neue Mitglieder.
Übernachtungen in selbstgebauten Hütten
Aktuell können unter der Woche von 14:30 Uhr bis 17:30 Uhr alle Kinder von 6 bis 14 Jahren auf den Abenteuerspielplatz kommen. Dort werden sie von Manuel D‘Auria und Marlin Herzog, der auf dem Abenteuerspielplatz einen Bundesfreiwilligendienst leistet, betreut. Ein festes Programm gibt es dabei nicht. „Das habe ich auch einmal ausprobiert“, erzählt D‘Auria. Inzwischen sei er aber davon abgekommen und folge wieder einem offenen Konzept, bei dem die Kinder verschiedene Materialien und ihre Fantasie benutzen können, um sich zu beschäftigen. Er finde es gut, wenn die Kinder kämen und „ihr Ding machen“. Viele schnitzen gerne, schießen mit Pfeil und Bogen, spielen Gesellschafts- oder Sportspiele.
Der Abenteuerspielplatz Waldpforte wurde außerdem schon für unzählige Aktionen, Projekte und Veranstaltungen genutzt. Da wurde mehrere Tage in selbstgebauten Hütten übernachtet, gemeinsam Lagerfeuer gemacht, wurden ein Backofen und eine hölzerne Ameise gebaut und Feste gefeiert. Jedes Jahr gibt es außerdem in den ersten beiden Ferienwochen ein Programm, das laut Michael Nied, Bezirks- und Jugendhausleiter, „salopp gesagt legendär“ ist. Mit Ausnahme der Ausflüge sei das Ganze sogar kostenlos. Und es gelingt den Pädagogen immer wieder, auch einen Bildungsfaktor einzubauen: Vor einigen Jahren stand das Programm beispielsweise unter dem Motto „Afrika“. In diesem Zuge wurde auch eine Patenschaft für ein Kind in Ruanda übernommen, die der Förderverein immer noch weiterführt.
Große Solidarität im Stadtbezirk nach dem Brand
Ein großer Dämpfer in der Geschichte des Abenteuerspielplatzes waren zwei große Brände. Gerhard Deutsch, der den Abenteuerspielplatz zum Zeitpunkt des zweiten Brandes leitete, erzählt, wie er damals zu Hause angerufen wurde. Er habe den Spielplatz absichern sollen, sei dann hingefahren und habe sich gedacht: „Was soll ich denn hier noch absichern?“. Das gesamte Freizeithaus inklusive Fotoalben und einem Berichtsheft aus seiner Lehrzeit, das er den Kindern habe zeigen wollen, war abgebrannt. Der ehemalige Bezirksleiter Dieter Camilotto betont jedoch die große Solidarität des Stadtbezirks nach dem Brand. Schulen, Kirchen, Privat- und Geschäftsleute hätten geholfen und eine Benefizveranstaltung organisiert, bei der viel Geld zusammengekommen sei.
Die ehemaligen Hauptamtlichen erzählen, wie sie manchmal diejenigen treffen, die sie früher betreut haben. Deutsch erkenne sie sofort und erinnere sich, wie sie früher waren. Viele würden ihm direkt sagen, wie toll es damals für sie war, und er wundere sich dann, dass gerade die, zu denen er oft streng sein musste, die Zeit so positiv in Erinnerung haben. Und freue sich, dass „etwas aus ihnen geworden“ sei.
Manche Kinder sind auch schon in der zweiten Generation auf dem Abenteuerspielplatz und wollen dann wissen, wie ihre Eltern damals waren. „Ich sage dazu dann nichts“, lacht Deutsch.
Hoffnung auf weitere betreute Spielplätze in Mannheim
Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich über die Jahre etwas verschoben: Anfangs wurde so viel gebaut, dass irgendwann das Material ausging und die Kinder anfingen, Höhlen in die hügelige Wiese zu graben. Inzwischen helfen viele Angebote auch dabei, die Natur ganzheitlich kennenzulernen. In der Walderlebnisgruppe können Kinder beispielsweise einmal im Monat gemeinsam mit dem Förster und Waldpädagogen Daniel Weissgärber vom Waldhaus Mannheim den Käfertaler Wald erkunden.
Bei der Eröffnung des Abenteuerspielplatzes Waldpforte im Jahr 1975 sprach der damalige Oberbürgermeister Ludwig Ratzel die Hoffnung auf weitere betreute Spielplätze in Mannheim aus. Die finanzielle Investition sei nicht besonders hoch – damit die Idee von der offenen Arbeit greife, brauche es aber ausreichend pädagogische Betreuung.
Heute ist es dringend notwendig, sich an diese Worte zu erinnern: Bisher gibt es neben der Gartenstadt nur in den Stadtteilen Hochstätt und Neckarstadt-West einen Abenteuerspielplatz. Und D‘Auria bedauert, dass man nicht vielfältiger arbeiten kann, weil es weniger Haupt- und Ehrenamtliche gibt als in der Anfangszeit.
Der Abenteuerspielplatz Waldpforte ist also nicht mehr derselbe wie bei seiner Eröffnung, aber eines ist er geblieben: ein Ort für Kinder zur Selbstentfaltung und für spannende Abenteuer unter freiem Himmel.
Visionäres Bauprojekt beim Jugendhaus Waldpforte in Mannheim
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