Stadtgeschichte

Mannheimerin erinnert sich an die Anfänge des Cola-Balls

Er war ein Ort zum Flirten. Zahlreiche Paare haben sich in der Nachkriegszeit auf dem Mannheimer Cola-Ball kennengelernt.  Eusebia Schneider ist eine Besucherin der ersten Stunde. Sie besuchte den Ball aus einem Grund

Von 
Katja Geiler
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Der legendäre Mannheimer Cola-Ball (hier 1960) war eine alkoholfreie Veranstaltung: Getanzt wurde zu Livemusik im Musensaal des Rosengartens. © Marchivum

Mannheim. Den Cola-Ball, der seit 2004 immer am Tag vor Weihnachten in der Kulturhalle Feudenheim stattfindet, gab es schon lange, bevor die Kulturhalle überhaupt gebaut wurde. Viele Leserinnen und Leser können sich vielleicht noch daran erinnern, dass er im Rosengarten stattfand. Viele Erinnerungen an die Jugendzeit hängen an der Veranstaltung, und immer wieder hört man Sätze wie: „Auf dem Cola-Ball haben wir uns kennengelernt.“

Ursprünglich startete er als Tanzveranstaltung für Jugendliche, auf der kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Eusebia Schneider, Jahrgang 1936, ist eine Cola-Ball-Besucherin der ersten Stunde. Sie kann sich sogar noch an die Zeit in den frühen 1950er Jahren erinnern, in der der Cola-Ball in der Lessingschule stattfand (ab 1954 hieß die Schule Lessing-Gymnasium). Eusebia Schneider, geborene Horn, wuchs auf in der Augartenstraße in der Schwetzingervorstadt. Ihre Kindheit war geprägt vom Krieg, mit anderen Kindern wurde sie 1943 evakuiert.

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Annonce in der Zeitung lud zum Cola-Ball ein

Nach dem Krieg kam sie wieder zurück nach Mannheim. „Wir wohnten in F2, direkt gegenüber vom Café Herrdegen. Ich habe mit den Herrdegen-Brüdern gespielt“, so Schneider. Mit 16 Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Tanzen. „Ich besuchte einen Tanzkurs der Theatergemeinde, da dieser günstiger war als der in der Tanzschule. Der Abschlussball war im Gewerkschaftshaus. Nachdem ich tanzen gelernt habe, konnte mich niemand mehr halten.“

Tanzveranstaltungen für Jugendliche gab es in den 1950er Jahren einige. Schneider erinnert sich auch an jene in der Pfarrei der Marktplatzkirche. Es war 1952 oder ’53, als sie eine Annonce in der Zeitung las, die Jugendliche zum Cola-Ball einlud. „Es war in der Lessingschule und wurde organisiert vom Jugendpfarrer Donner von der Herz-Jesu-Kirche“, erinnert sich Schneider. In den frühen 50er Jahren war noch nichts mit Rock’n’Roll, Twist und Beat, dafür liefen Walzer und Schlager.

Bilder zeigen Rock’n’Roll und Colaflaschen

„Der Cola-Ball begann am frühen Abend, um 22 Uhr musste ich wieder daheim sein. Meine älteren Brüder passten auf mich auf. Als der Cola-Ball dann im Rosengarten stattfand, haben mich meine Eltern dorthin begleitet.“ Auch im Kolpingwerk war Schneider seit 1954 aktiv mit dabei, dort lernte sie auch ihren Mann, Erich Schneider, kennen, die beiden heirateten 1956. Auch er tanzte gerne, allerdings war die Cola-Ball-Zeit vorbei, die nächste Generation rückte nach.

Im Stadtarchiv Marchivum findet man zwei Fotostrecken vom Cola-Ball, eine davon stammt von Pit Steiger und ist aus dem Jahre 1955. Darauf sieht man viele tanzende Paare, alle sehr schick gekleidet für den besonderen Anlass. Auf einem Bild deutet die Tanzhaltung schon auf Rock’n’Roll hin. Die typischen kleinen, bauchigen Colaflaschen durchziehen die Fotostrecke wie ein roter Faden. Auf der zweiten Fotostrecke von Günther Thomas ist eine Ski-Modenschau des Kaufhauses Vetter von 1960 festgehalten.

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Stadtjugendring als Veranstalter des Cola-Balls

Bei der Bestimmung des Ortes ist sich Michael Jendrek vom Marchivum sicher: „Neben der Größe des Raumes lassen bei der Fotostrecke von 1960 und bei zwei Bildern der Strecke von 1955 die Pfeilerpaare im Hintergrund sowie das Geländer der Galerie auf den Musensaal schließen.“ Die übrige Bildstrecke von 1955 wurde laut Jendrek wahrscheinlich im Kellerrestaurant aufgenommen. Die Thunderbirds spielten etwa von 1964 bis ’69 im Rosengarten, erinnert sich Bandleader Joachim Schäfer. Veranstalter war der Stadtjugendring. „In den 50ern spielten die Kapellen, die Bigbands, noch ohne Verstärker. Lediglich einige Gitarristen spielten auf abenteuerlichen Röhrengeräten“, erinnert sich Schäfer.

Die Orchester hießen Wolf Kaiser, Jack Zill, Rhythmic Stars, Astoria oder Limelight. In den 1960ern fand ein großer Wandel statt, erzählt Schäfer. „Es spielten Bands und Combos, natürlich mit Gesangsanlage und Hammondorgeln. Die nannten sich Roadrunners, Jumping Five oder Thunderbirds. Später, in der zweiten Hälfte der Sixties, gab es dann regelmäßig mittwochs, statt Cola-Ball, die Beatparties im Bierkeller vom Rosengarten. Gescheitert ist der Cola-Ball ausgerechnet am Alkohol, den es gar nicht gab, der aber neben dem ‚Vorglühen’ heimlich mitgebracht wurde.

Wer erinnert sich noch an weitere Details? Wer hat noch Bilder oder Flugblätter, am besten mit Datum? Wenn Sie zur Vervollständigung der Geschichte des Cola-Balls beitragen möchten, schreiben Sie bitte eine Mail an lokal@mamo.de.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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