Gastronomie

Mannheimer Sternelokal Marly schließt auf Zeit

Ein neues Marly ist geplant, wann und vor allem wo, ist noch geheim. Und auch ein anderer Mannheimer Sternekoch will kürzer treten

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Will sich nach 31 Jahren in seinem Beruf mehr Zeit fürs Privatleben gönnen: Marly-Chef Gregor Ruppenthal sucht nach einem Lokal mit maximal sechs Tischen. © Privat

Mannheim. Sie haben es sich nicht leicht gemacht, doch nun ist die Entscheidung gefallen und beide freuen sich auf einen Neuanfang: Gregor Ruppenthal und Norbert Dobler wollen im kommenden Frühjahr etwas kürzer treten. Das heißt, am 30. April 2023 schließt der Marly-Chef die Pforten seines Gourmetlokals im Speicher 7. Allerdings nur für rund sechs Monate.

Dann soll es wieder in Mannheim und unter gleichem Namen einen Neustart geben. Jedoch mit maximal fünf bis sechs Tischen und einer deutlich reduzierten Gästezahl von rund 40 auf weniger als die Hälfte. Und im Dobler’s in der Seckenheimer Straße 20 gibt es zu Beginn des kommenden Jahres einen Generationenwechsel: Der 31-jährige, langjährige Sous-Chef Eric Schumacher übernimmt den Hauptpart in der Küche. Norbert Dobler sorgt für Organisation, Einkauf und Gästebetreuung. Gabriele Dobler bleibt Serviceleiterin.

Norbert Dobler (l.) und sein Sous-Chef Eric Schumacher. © Zuzu Birkhof

Ausgefallenere Produkte

„Ich bin jetzt 31 Jahre in diesem Beruf“, gibt Gregor Ruppenthal zu bedenken: „Immer mit Vollgas.“ Und viel Freude. Auch der Standort am Rhein sei „gigantisch“. Doch wenn man so erfolgreich sei, dann passiere es leicht, „dass man zu viel arbeitet“, versichert der 50-jährige Sternekoch: „Deshalb habe ich die Option, den Vertrag im Speicher 7 zu verlängern, nicht ergriffen.“

Doch im Herbst 2023 geht es unter gleichem Namen weiter. Wo genau stehe noch nicht fest: „Es gibt mehrere Ideen und Möglichkeiten.“ Noch sei nichts entschieden. Nur so viel: Der Standort des neuen Marlys wird wohl wieder Mannheim sein. „Aber viel kleiner, eher wohnzimmerartig.“

Auch der Marly-Stil mit Ehefrau Maia Valente im Service und den vielen kulinarischen Klassikern bleibt erhalten: „Eventuell ein bissschen individueller, mit ausgefalleneren Produkten.“ Und was passiert mit dem wunderschönen Nutzgarten direkt vor dem jetzigen Marly, auf dem Areal einer verwaisten Boulebahn, die der Sternekoch während der Pandemie-Zwangspause in ein gärtnerisches Kleinod verwandelt hatte?

Was passiert mit dem Marly-Garten am Speicher 7?

Mit der Idee zu diesem grünen Projekt hatte Ruppenthal bei Andreas Schmucker vor zwei Jahren offene Türen eingerannt: „Wir haben halt schon immer ein super Verhältnis.“. Der Architekt schickte einen Bagger und zehn Tonnen Mutterboden - heute wachsen zwischen dem Speicher 7 mit der charakteristisch korrodierten Außenhaut und dem Rhein 260 Kräuter- und 60 Gemüsepflanzen.

„Das ist noch ungewiss, was damit passiert, wenn wir geschlossen haben.“ Schließlich gibt es auch Ruppenthals anderen, mit 250 Quadratmetern deutlich größeren, Gemüsegarten am sogenannten Sonnenweg in einem Weinberg in der Haardt. Dort gedeihen allerlei schmackhafte und gesunde Köstlichkeiten.

Die kommen weiterhin in Ruppenthals französischem Bistro Le Comptoir 17 in der Lameystraße sowie in der seitlich gelegenen Weinbar Côté Comptoir zum Einsatz. Denn dort bleibt auch während der Marly-Schließungspause alles beim Alten. Und danach erkocht sich der Spitzengastronom auch im neuen Marly wieder einen Stern? „Das könnte passieren“, räumt er lachend ein: „Ich bin offen dafür.“

Griff zu den Michelin-Sternen

Dennoch, etwas kürzer treten, sich mehr Zeit fürs Privatleben gönnen, das wünscht sich auch Norbert Dobler. „Ich bin seit 36 Jahren selbstständig“, resümiert der heute 62-Jährige. 19 Jahre L’Epi d’Or in H 7, dann Dobler’s Restaurant in der Seckenheimer Straße 20: Seit 1987 führen Gabriele und Norbert Dobler ein Restaurant in Mannheim.

„Die Idee war ganz nach dem französischem Vorbild des Savoir-vivre, eine Oase mit französischer Haute Cuisine zu schaffen, in der sich der Gast wohlfühlt.“ Und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. „Name und Philosophie bleiben gleich“, versichert der Sternekoch.

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Doch den Hauptpart will er Anfang 2023 in jüngere Hände legen. „Eric Schumacher ist seit fast zehn Jahren mein Sous-Chef“, räumt der Gastronom ein: „Den kann ich jetzt einfach nicht mehr länger auf der Reservebank sitzenlassen.“

Bevor er noch zum FC Bayern, sprich in ein anderes renommiertes Haus, wechselt? Da lacht der Gourmetkünstler: „So ähnlich. Jedenfalls wird es jetzt höchste Zeit, dass Eric das Zepter übernimmt.“ Auch organisatorisch? „Der ist auf allen Posten fit“, lobt Dobler den 31-Jährigen. Der sich „sehr, sehr, sehr“ auf die Aufgabe freue: „Mir kribbelt es schon in den Fingern. Schließlich kenne ich jeden Stein in diesem Betrieb.“

Zuvor sammelte er im Restaurant Torschreiberhaus in Stadthagen, im Atoll Ocean Resort auf Helgoland und im Restaurant Sieghard im Zillertal Erfahrungen bevor er 2013 zu Dobler’s Restaurant wechselte. Nun sei er froh, dass ihm der Chef auch in der Küche „noch ein bisschen den Rücken frei hält“. Um trotz aller ambitionierter Arbeit am Herd etwas entspannter zu dem Michelin-Stern zu greifen, den Norbert Dobler seit 2001 fest im Griff hat? Die Antwort kommt prompt: „Auf jeden Fall, das ist das Ziel.“

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