Sie sollten zu mehr Bewegung animieren, benutzt wurden die Sportparklets in der Innenstadt jedoch häufig nur als Sitzgelegenheit - wenn überhaupt. Die Fitnessgeräte haben es nun in das Schwarzbuch 2023 des Bundes der Steuerzahler Deutschland (BdSt) geschafft. „Neue Sportgeräte ohne Sportler in Mannheim - macht 116 000 Euro für einen Parcours, an dem meistens gähnende Leere herrscht“, heißt es in einer Pressemitteilung des BdSt.
Eine Auszeichnung stellt die Aufnahme ins Schwarzbuch aber nicht dar. Schließlich listet der BdSt in der Veröffentlichung 100 Fälle aus Deutschland auf, die Steuergelder verschlingen, den Bürgerinnen und Bürgern aber nur wenig Nutzen bringen. „In Mannheim hätte man vor dem Kauf und der Installation von gleich drei Parklets mit zwölf Fitnessgeräten mitten in der Innenstadt für 116 000 Euro Steuergeld evaluieren müssen, ob die Bevölkerung überhaupt ein Interesse an solchen Geräten hat“, kritisiert Daniel Bilaniuk vom BdSt in Baden-Württemberg.
Fitnessparcours in der Mannheimer Kunststraße gefloppt
Die Stadt ließ in einer Anfrage offen, ob das Projekt in ihren Augen als Erfolg gewertet wird. „Unser konkretes Ziel ist es, dass alle Menschen in Mannheim mindestens einmal wöchentlich Sport treiben“, sagte ein Sprecher und führte aus: „Die Bewegungsparklets waren ein Versuch, im öffentlichen Raum insbesondere Personen anzusprechen, die bisher wenig Berührungspunkte mit dem Sport haben.“
Doch von sporttreibenden Menschen war in der Innenstadt wenig bis nichts zu sehen. Das habe sich auch bei einem BdSt-Besuch im Mannheimer Zentrum bestätigt, heißt es seitens Bilaniuk: „Während sich auf der Kunststraße der Verkehr drängte, herrschte bei ,Kniebeuge Wackelplatte’ und ,Squat-Plattform’ gähnende Leere. Alle zwölf Sportgeräte standen einsam und verlassen da.“ Wenig überraschend titelt Bilaniuk im Schwarzbuch: „Teure Sportgeräte ohne Nutzer - Fitnessparcours in der Mannheimer Innenstadt ist gefloppt.“
Mit den 116 000 Euro Gesamtkosten für Planung, Montage, TÜV, Transport, Abnahme sowie Baustelleneinrichtung war es übrigens noch nicht getan. Denn schließlich wurden die Sportgeräte, nachdem sie im Juli des vergangenen Jahres in der Kunststraße aufgebaut wurden, vorzeitig wieder ab- und im Unteren Luisenpark wieder aufgebaut. 5000 Euro Umzugskosten kamen oben drauf, macht in der Summe also 121 000 Euro. Für Geräte, für die Bürgerinnen und Bürgern größtenteils nur Spott und Häme bereit hatten.
Interessenten für Fitnessgeräte vorhanden
Offiziell begründete die Stadt den Umzug der Sportparklets nicht mit mangelndem Interesse an den Geräten, sondern damit, dass die blauen Trennwände die Sicht auf Geschäfte verdeckten. Der neue Standort Unterer Luisenpark sei bewusst ausgewählt worden, weil dort viele Sportbegeisterte zusammenkämen, hatte eine Stadtsprecherin im vergangenen Februar erklärt.
Ob die Fitnessgeräte künftig weiter im Unteren Luisenpark bleiben, ist derzeit jedoch ungewiss: „Aktuell gibt es verschiedene Interessenten für die dauerhafte Nutzung der Parklets. Hier kann zeitnah eine Entscheidung erfolgen, über die wir informieren werden“ kündigte der Stadtsprecher zur Zukunft der Sportparklets an.
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