Blumenau

Mannheimer Schulweg zur Eugen-Neter-Schule nach 20 Jahren eröffnet

Lange mussten die Schüler darauf warten. Jetzt wurde der Fuß- und Radweg zur Eugen-Neter-Schule im Mannheimer Stadtteil Blumenau eingeweiht. Wieso es so lange gedauert hat

Von 
Alena Kuhn
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Mannheim. Endlich ist er fertig. Etwa 20 Jahre lang musste die Eugen-Neter-Schule (ENS) im Stadtteil Blumenau auf den Fuß- und Radweg warten. Jetzt hat ein asphaltierter Weg den Trampelpfad an der K 9754 abgelöst, am Freitag wurde er offiziell eröffnet.

Jahrzehntelang war die Strecke vom Ortskern Blumenau zur mitten im Wald gelegenen Schule am Alten Frankfurter Weg 30 kaum zu bewältigen: Der schmale Pfad lag direkt an einer vielbefahrenen Kreisstraße. Die Autos waren zum Greifen nah, und an das Tempolimit 50 hat sich kaum einer gehalten.

Weg war für Menschen mit Behinderung kaum zu nutzen

Auch Exkursionen nach Blumenau waren ein gefährliches Unterfangen: Die Schüler des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung konnten nur im Gänsemarsch hintereinanderlaufen. Für Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer war der Pfad gar nicht nutzbar.

Freude über den neu eingeweihten Fuß- und Radweg zur Eugen-Neter-Schule in Mannheim. © Stadt Mannheim

Zudem fehlt die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Zwar gibt es seit 2005 eine eigene Bushaltestelle an der ENS. Die wird jedoch nur zweimal am Tag angefahren. Besonders für Familien ohne Auto sei es deshalb schwierig gewesen, die Schule zu erreichen, sagt Schulleiterin Silvia Challal. Die abgelegene Lage und der fehlende Schulweg habe für eine Isolierung der Schüler gesorgt. Challal betont: Der Weg sei wichtig für die „Teilhabe an der Mannheimer Stadtgesellschaft“.

Das waren die vielen Herausforderungen beim Bau des Mannheimer Schulwegs

An dem Ort, an dem einst der kleine Trampelpfad war, ist nun ein gemeinsamer Fuß- und Radweg. Er ist 2,50 Meter breit und 700 Meter lang. Zu der Umsetzung kam es auch durch das 21-Punkte-Handlungsprogramms für Radverkehr der Stadt Mannheim. So sei es das Ziel, als fahrradfreundliche Stadt zu wachsen und Lücken im Radnetz zu schließen, teilt die Stadt mit.

Bei strahlendem Sonnenschein wird der Fuß- und Radweg feierlich eingeweiht. Dafür haben ihn die Schüler bunt verziert, sie führen Tänze auf und singen. Auch Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) ist anwesend. Er bedankt sich bei allen, die seit Jahren für das Projekt gekämpft haben.

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Zugleich erklärt er, wieso die Umsetzung doch so lange gedauert habe. Als das Thema das erste Mal aufkam, sei das Geld für den Bau nicht da gewesen. Als es dann da war, seien die Prioritäten beim Radverkehr verändert und andere Projekte seien vorgezogen worden. Und als der Schulweg priorisiert wurde, habe es eine neue Herausforderung gegeben: Der Natur- und Artenschutz musste beachtet werden. „Es hat sich dann herausgestellt, dass es die Abwägung vieler Interessen bedarf“, sagt Christian Specht.

So sollen die Knoblauchkröte und der Springfrosch geschützt werden

Für das Artenschutzproblem hat die Stadt mit der fachlichen Unterstützung des NABU und der Unteren Naturschutzbehörde eine Lösung gefunden: „Für schützenswerte Amphibien, wie beispielsweise die Knoblauchkröte oder den Springfrosch, haben wir ein Amphibienleitsystem angelegt, das die teilweise streng geschützten Arten künftig zu sechs Straßentunneln führt, wo die Tiere sicher die Straße unterqueren können“, erklärt Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne).

Außerdem seien insekten- und fledermausfreundliche Lampen entlang des Geh- und Radwegs installiert worden: Sie gehen aus und an, wenn man auf dem Weg läuft oder fährt, erklärt Pretzell. Dadurch solle der Lichteinfall minimiert werden. Außerdem wurde ein Zaun an den Weg in Richtung Wald angebracht, um zu verhindern, dass Personen in den Bereich laufen, in dem sich die Amphibien aufhalten.

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 Etwa vier Meter Wald seien entlang des Geh- und Radwegs aufgrund des Baus gerodet worden, sagt Pretzell. Zum Ausgleich der Maßnahme wurden jedoch Waldwege entsiegelt und 3600 Quadratmeter Wald aufgeforstet, erklärt Oliver Sachs vom Stadtraumservice Mannheim. Der Oberbürgermeister fasst zusammen: „Es ist einer der nachhaltigsten Radwege, die wir in Mannheim gebaut haben.“

So viel hat der Fuß- und Radweg zur Mannheimer Eugen-Neter-Schule gekostet

Circa 2,6 Millionen Euro hat der Fuß- und Radweg gekostet. Davon übernimmt das Land Baden-Württemberg etwa 1,5 Millionen als Fördermittel. Der fertiggestellte Weg ist nur der erste Bauabschnitt des Projekts. Das 800 Meter lange Folgestück entlang des Alten Frankfurter Wegs in Richtung Lampertheim soll in Zukunft gebaut werden. Christian Specht ist zuversichtlich, dass das kommen wird, weist aber auch darauf hin, dass es noch dauert, bis der Bau beginnt.

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