Mannheim blickt gebannt auf den Sonntag. Beim zweiten Wahlgang der OB-Wahl steht ein spannendes Rennen zwischen Christian Specht (CDU) und Thorsten Riehle (SPD) an. Der dritte verbliebene Bewerber, der unabhängige Kandidat Ugur Çakir, dürfte beim Ausgang keine Rolle spielen.
Çakir war im ersten Wahlgang am 18. Juni auf weniger als ein Prozent der Stimmen gekommen, während Kämmerer und Erster Bürgermeister Specht 45,6 Prozent der Wählerstimmen erhielt und damit die im ersten Wahlgang zum Sieg nötige absolute Mehrheit verfehlte. Auf dem zweiten Platz landete Riehle, Capitol-Chef und Fraktionschef der SPD im Gemeinderat, mit 30,2 Prozent. Den zweiten Wahlgang gewinnt nun derjenige, der die meisten Stimmen bekommt.
Stimmen die zuvor auf Fojkar oder Belser fielen ausschlaggebend
Anders als im ersten Durchgang treten die Kandidaten von den Grünen und dem Bündnis aus Linke, Tierschutzpartei und Klimaliste - Raymond Fojkar und Isabell Belser - nicht mehr an. Sie vereinten fast 19 Prozent der Stimmen auf sich. Und das könnte womöglich ausschlaggebend sein - sollten ihre Unterstützerinnen und Unterstützer sich bei der Neuwahl für Riehle entscheiden.
Aber schon beim damit zusammenhängenden Thema Wahlempfehlung wurde es in den Tagen nach dem ersten Wahlgang etwas lauter. Die Grünen unterstützen nach dem Rückzug des eigenen Bewerbers nun Riehle. Ihr Ex-Kandidat Fojkar indes betonte allerdings mehrfach, keine Empfehlung zu geben. Das Bündnis um Belser wiederum empfahl lediglich, nicht Specht zu wählen.
Sticheleien zwischen CDU und SPD zum Endspurt
Dann erklärten die Grünen, dass sie Riehle unterstützen, stellten mit der SPD ein gemeinsames Programm „Fortschritt für Mannheim“ vor. Specht wird weiterhin wie bereits im ersten Wahlgang von der Mannheimer Liste und FDP unterstützt. Er bezeichnet sich als „Kandidat der Mitte“.
In dieser Woche wurden indes bis dahin eher subtile Sticheleien unter den beiden Konkurrenten von CDU und SPD konkreter. Die SPD warf der CDU Verheimlichen der Wahlkampffinanzierung und von möglichen Absprachen vor. Ihr Kandidat Specht hatte keinen genauen Betrag genannt, sondern nur von einer „niedrigen sechsstelligen Summe“ gesprochen. Die CDU entgegnete auf den SPD-Vorstoß, dies seien „völlig falsche und haltlose Behauptungen“. Die Sozialdemokraten wollten jetzt in einem bis dahin „einigermaßen fairen“ Wahlkampf, noch „schmutzige Wäsche waschen“. Auch Plakatbeschädigungen und -Überklebungen waren wieder Thema. Die Plakatierung war schon beim Aufhängen der ersten Poster heiß diskutiert worden.
Rund 37 900 Briefwahlanträge
Das Mannheimer Rathaus ist seit mehr als 50 Jahren in SPD-Hand. Insofern wäre ein Sieg des CDU-Bewerbers ein politischer Paukenschlag. Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) trat nach 16 Jahren nicht mehr zur Wahl an.
Rund 235 000 Menschen sind zur Abstimmung aufgerufen. Acht Männer und Frauen hatten sich im ersten Wahlgang für das Amt beworben. Die Wahlbeteiligung lag bei nicht mal einem Drittel. In der zweiten Runde setzen die Menschen offenbar verstärkt auf Briefwahl. Auf „MM“-Anfrage sagte Stadtsprecherin Christina Grasnick, dass bis Freitagnachmittag in Mannheim 37 900 Mal Briefwahl beantragt worden sei. Zum Vergleich: Beim ersten Wahlgang hatten in der Mitte der Woche vor der Wahl rund 35 000 Bürgerinnen und Bürger diese beantragt.

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Es geht bei dieser Wahl um viel: Denn Themen gibt es reichlich in Mannheim - von Mobilität, über Kitaplätze bis Klimaziele. Weitere strittige Punkte sind der mögliche Neubau oder die Sanierung des Carl-Benz-Stadions sowie der geplante Neubau der Stadtbibliothek.
Bürgermeisterwahlen finden in Baden-Württemberg meist unabhängig von der Wahl des Gemeinderats statt. Nur in kreisfreien Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern und sogenannten Großen Kreisstädten ab 20 000 Einwohnern werden die Rathauschefs als Oberbürgermeister bezeichnet. (mit dpa)
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