Hintergrund

Mannheimer Museumsschiff wieder offen - nach vielen Widerständen

Von einem "Wunder" war sogar die Rede und auch noch von den Widerständen und dass es verschrottet werden sollte. Nun ist das Museumsschiff renoviert. Was dort bereits zu sehen ist und was der Trägerverein noch plant

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Peter W. Ragge
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Hier funktioniert noch alles: der Maschinenraum des Museumsschiffs, in dem es für Besuchergruppen auch Vorführungen gibt. © Michael Ruffler

Mannheim. „Ein großer Tag, der Tag der Tage“, schwärmt Rolf Götz. Denn er und viele ehrenamtliche Mitstreiter vom Verein Museumsschiff haben „ein kleines Wunder vollbracht“, wie ihnen nun Kulturbürgermeister Thorsten Riehle bescheinigt hat. Das Museumsschiff ist gerettet, saniert und soll wieder regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich sein – zunächst nur für Führungen mit Gruppen, ab Herbst mit der dann geöffneten Gastronomie auch ständig für Einzelbesucher.

Rolf Götz (Mitte, mit Modellschiff) mit dem engsten Kreis der ehrenamtlichen Mitstreiter und Bürgermeister Thorsten Riehle (r.). © Michael Ruffler

„Allzeit gute Fahrt“, sagt man in der Schifffahrt. Götz wandelt den Spruch ab, sagt „Allzeit sicheres Liegen“ und schlägt zur offiziellen Eröffnung nach beschwingten Klängen des Polizeiorchesters auf eine kleine Messingglocke. Dann präsentiert er den Raddampfer als Kartonmodell im Maßstab 1:250, das jetzt zugunsten der weiteren Arbeit des Vereins verkauft wird. „Das ist vor 30 Jahren mal entworfen, aber seither nie umgesetzt worden“, erklärt Engelbert Kappen, der die Idee hatte und eines der engagierten Mitglieder des Vereins Museumsschiff ist.

Texttafeln und Bilder erklären die Geschichte des Raddampfers

Viele Ehrenamtliche haben seit Monaten weiter an und in dem alten Raddampfer gearbeitet, der im Oktober nach dreieinhalbmonatigem Werftaufenthalt ans Neckarufer zurückgekehrt war. Die Maschinen im Kesselraum laufen, können zu Vorführzwecken angeworfen und besichtigt werden. Die Schaufelräder mit einem Durchmesser von 3,8 Metern sind frisch gestrichen, der Anleger ebenfalls. Texttafeln und historische Bilder erklären den Antrieb, die Küche, Speisesaal und das einstige Raucherzimmer sowie die spannende Geschichte des 1929 auf der Mainzer Werft Christoph Ruthof vom Stapel gelaufenen, mit über 83 Metern größten historischen Raddampfers Deutschlands. Da ist auch zu erfahren, dass das Schiff im Zweiten Weltkrieg 328 Einschüsse von Maschinengewehren abbekommen hat, nach dem Krieg für erholungssuchende amerikanische Soldaten beschlagnahmt war und dann wieder für die Köln-Düsseldorfer Rheindampfschifffahrt auf dem Rhein fuhr – jedoch unterbrochen durch eine Havarie 1956 bei Koblenz.

Ein Schiffsmodell von 1924, gestiftet von Ursula David, ist Vorbote für alles, was noch kommen soll. Ausstellungen zu Tauchern, zur Schifferseelsorge und zur Bedeutung der „Mannheimer Akte“ für die Freiheit der Rheinschifffahrt sollen wieder entstehen, Schiffsmodelle ausgestellt werden. Derzeit fehlen jedoch Vitrinen. „Das soll alles wieder kommen“, sagt Sabine Pich, das damit betraute Vorstandsmitglied des Vereins. Aber da der Aufbau der gesamten Ausstellung ehrenamtlich erfolgt, brauche man dafür noch etwas Zeit. Nach und nach entstehe wieder ein Museum zur Geschichte der Rhein- und Binnenschifffahrt sowie des Hafens. Für die Modelle und andere Exponate aus dem Technoseum „gibt es schon einen Leihvertrag, wir müssen nur die Versicherung zahlen“, so Pich.

Inzwischen laufe die Zusammenarbeit mit dem Technoseum, von 1986 bis Dezember 2018 Betreiber des Museumsschiffs, besser. Der neue Direktor Andreas Gundelwein „ist unser Freund, nicht unser Gegner“, dankt Götz. Auch den stellvertretenden Direktor Jens Bortloff lobt der Vereinsvorsitzende. Er sei „lange in der Stille Mitstreiter“ gewesen – was dieser auf Anfrage bestätigt. „Es hing am seidenen Faden und war nicht selbstverständlich, dass es geklappt hat“, erinnert Bortloff an die Schwierigkeiten, ehe das Schiff im April 2023 vom Technoseum an den Verein übereignet wurde.

Budget für die Sanierung ist eingehalten worden

Zuvor habe es „einige Widerstände“ gegeben, blickt Rolf Götz zurück. „Wir haben lange gekämpft“, so der Träger des Bloomaulordens, der aus einer Schifferfamilie stammt, Unternehmer sowie Reserveoffizier der Marine ist. Der frühere Technoseum-Direktor habe das Schiff „in den Hochofen nach Essen „verschwinden lassen wollen“, unter anderem auf Basis eines Gutachtens, das für die Sanierung eine Millionensumme nannte. Doch zum Glück sei es gelungen, das Schiff auch mit Hilfe aus dem Gemeinderat („außer einer Fraktion“, so Götz) zu erhalten und den für einen erneuten „Schiffs-TÜV“, sprich die Liegegenehmigung, erforderlichen Werfaufenthalt zu finanzieren. Die Bundesregierung bewilligte einen Zuschuss von 300 000 Euro, das Land 100 000 Euro, das Technoseum überwies dem Verein die 250 000 Euro betragende Instandhaltungsrücklage, die Stadt gab 50 000 Euro dazu und es halfen zahlreiche Sponsoren wie die MVV (Fernwärme-, Wasser- und Stromanschlüsse), das Großkraftwerk, die Hafengesellschaft, Elektro Heinemann, die Sparkasse und viel ehrenamtliche Arbeit. „Und wir sind ganz genau im Finanzplan“, bekräftigt Götz, dass der Etat ausreicht. Das Schiff sei jetzt in einem top Zustand, einem perfekten Zustand“.

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„Es braucht so einen Motor“, würdigt Bürgermeister Riehle den Einsatz von Götz und seinen Mitstreitern. „Da ist Herausragendes geschehen“, lobt er das Engagement. Dazu könne er den Verein „sehr beglückwünschen“, so Riehle. „Es gab Widerstände und auch in der Stadtverwaltung Leute, die den Stöpsel finden wollten, damit das Ding absäuft“, erinnert der Kulturbürgermeister an die Widerstände gegen die Rettung des alten Raddampfers. Aber die Gesellschaft brauche solche Orte, an denen sich Menschen begegnen können. Er habe an das Schiff auch deswegen eine gute Erinnerung, weil das Capitol in seiner Zeit als Geschäftsführer dort im Sommer Konzerte auf dem Deck veranstaltet habe. „Es war total faszinierend, und ganz viele Leute hoffen darauf, dass das Schiff auch kulturell wieder bespielt wird“, so der Bürgermeister. Dazu biete er gerne die Hilfe des Kulturamtes an.

Noch auf der Xylon-Werft in Sandhofen liegt das alte Polizei-Streifenboot von 1957, das 1992 ausgemustert und dann in der Regie des Technoseums von Ehrenamtlichen für Rundfahrten genutzt worden war. Eine Gruppe von ehrenamtlichen Helfern um Hans Goos, der 17 Jahre zu den Polizeiboot-Fahrern gehörte, hat es bereits frisch gestrichen, doch es gibt einen Motorschaden. „Uns fehlen noch zwei Ersatzteile, die man nicht mehr so leicht bekommt“, so Goos, „aber wir wollen es wieder flott machen und wieder fahren“, kündigt er an.

Redaktion Chefreporter

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