Blickt man von der Max-Joseph-Straße auf die Baustelle, sind links bereits die Fundamente des großen Schwimmbeckens zu erkennen. Sechs 50-Meter-Bahnen sollen hier entstehen, trennbar in zwölf 25-Meter-Bahnen etwa für Schulsport.
Nach dem ursprünglichen Zeitplan könnte Ralf Eisenhauer jetzt hier schon entspannt seine Runden drehen. Ins angrenzende Herzogenriedbad komme er immer Sommer oft, erzählt der Baubürgermeister. „Ich wohne ja in der Nähe.“ Aber um hier auch in warmen Hallen schwimmen zu können, muss sich der Sozialdemokrat ebenso wie alle anderen Badefreunde gedulden. Ursprünglich war die Fertigstellung bis Ende 2023 geplant. Mittlerweile gehe die Stadtspitze vom letzten Quartal 2025 aus, sagt Eisenhauer.
Preise fürs neue Mannheimer Kombibad werden erst 2025 festgelegt
Im März vergangenen Jahres informierte die Verwaltung erstmals über erhebliche Probleme bei dem Projekt. In der rund 5000 Quadratmeter großen Baugrube, aktuell mit die größte in Mannheim, seien unerwartet viele Kampfmittel gefunden worden. Über die ständigen Verzögerungen und den Umgang damit habe man sich mit der beauftragten Rohbaufirma zerstritten. Nach gegenseitiger Kündigung müsse alles neu ausgeschrieben werden.
Seinerzeit war von einer Fertigstellung in der zweiten Hälfte 2024 die Rede. Dass dies zu optimistisch war, ließen die Ende 2023 beschlossenen neuen Bäderpreise erahnen. Da hieß es, die Tarife fürs Kombibad würden erst 2025 festgelegt.
Als der „MM“ daraufhin nach dem aktuellen Stand fragte, bot Eisenhauer das Treffen vor Ort an. Sonst seien hier um die 50 Arbeiter beschäftigt, sagt Norbert Koppe von der Bauüberwachung. Jetzt ist es kein einziger, doch nur aus Sicherheitsgründen wegen Schnee und Eis.
Supermarkt nebenan musste wegen Bauarbeiten evakuiert werden
Im Baucontainer auf der anderen Straßenseite, deutlich wärmer als draußen, erklärt der städtische Sport-Abteilungsleiter Marcus Becker die anhaltenden Verzögerungen - das Winterwetter fällt da nicht weiter ins Gewicht: Zum einen habe es mit den Ausschreibungen deutlich länger gedauert als erwartet. Zum anderen würden immer noch fast wöchentlich Kampfmittel gefunden, kürzlich ein vermeintlicher Sprengkörper in acht Meter Tiefe. „Da ranzukommen, war so kompliziert, dass uns das fast sechs Wochen gekostet hat“, berichtet Becker. Einmal hätten sie auch den benachbarten Kaufland-Supermarkt evakuieren lassen müssen, aber - anders als im Neckarvorland vor der Buga - noch keine Wohnhäuser.
Die Pläne für Hallen- und Kombibäder
- Das Kombibad im Herzogenried ist auch dazu gedacht, die geplante Schließung des Hallenbads in Seckenheim und die Umgestaltung des Herschelbads zu kompensieren. Letzteres soll mit Wellness-Elementen aufgewertet werden. Die Kosten wurden auf 54,5 Millionen Euro geschätzt.
- Auch das Carl-Benz-Bad in der Gartenstadt soll perspektivisch zum Kombibad werden, um die sanierungsbedürftigen Hallenbäder Waldhof-Ost und Vogelstang zu ersetzen. Hierfür standen rund 55,7 Millionen Euro im Raum.
- Auf der Vogelstang wird ergänzend ein kleines Hallenbecken für Schulen und Öffentlichkeit geprüft. Dafür wurden 6,9 Millionen Euro veranschlagt, hinzu kommen die Kosten für die Fläche.
- Bei allen Projekten außer dem Herzogenriedbad handelt es sich jedoch bislang nur um grobe, einige Jahre zurückliegende Schätzungen. Der immense Anstieg der Baukosten und die allgemeine Teuerung sind bei ihnen nicht berücksichtigt. Es gibt für sie auch noch keine Zeitpläne.
- Wegen der klammen kommunalen Kassen steht ja ohnehin vieles unter Finanzierungsvorbehalt.
- Das 2012 generalrenovierte Hallenbad in Neckarau bleibt von den Planungen unberührt.
Der erneut veränderte Zeitplan muss sich laut Becker immerhin nicht nachteilig auf die Kosten auswirken. Der Anstieg im Baubereich sei mittlerweile an einigen Punkten wieder etwas abgeebbt. Im März 2023 hatte die Verwaltung das Projekt auf rund 50 Millionen taxiert. Bei den Etatberatungen im Dezember war von 57 Millionen die Rede. Nun will Becker keine Zahl nennen. Demnächst werde man dem Gemeinderat eine konkrete Summe vorlegen.
Als das Kombibad 2017 beschlossen wurde, lagen die kalkulierten Kosten bei 31,5 Millionen. Verglichen mit anderen Bauprojekten wirkt der seitherige Anstieg jedoch noch im Rahmen. Zumal der Gemeinderat auf Antrag erst von CDU und Mannheimer Liste, dann auch von SPD und Grünen zusätzliche Elemente für damals knapp drei Millionen Euro draufsattele. Dass auch eine Wellenwasser- und eine 80-Meter-Rutsche sowie ein Freiluft-Becken hinzukamen, lehnte nur die FDP ab: Sie wolle kein „Spaßbad“.
Offiziell handelt es sich einerseits um ein Sportbad - wobei Schwimmvereine vergeblich acht statt sechs 50-Meter-Bahnen forderten. Der andere Teil der insgesamt sechs Becken firmiert als Erlebnisbad. Eisenhauer indes hat mit dem Begriff „Spaßbad“ keine Probleme. „Hier zu baden, soll ja auch Spaß machen.“
Bei Gewitter schnell vom Freibad ins neue Mannheimer Kombibad wechseln?
Verbunden sein werden das bisherige Freibad und der neue Hallenbad-Komplex neben dem gemeinsamen Eingangsbereich auch über Verwaltungsräume im ersten Stock sowie eine Cafeteria mit Außenverkauf-Fenster, wie Projektleiterin Christina Robel erläutert. Den Kombibad-Charakter stärke man auch mit einer Übergangsmöglichkeit zwischen Innen- und Außenbereich, Tarifunterschiede wären entsprechend nachzulösen. Klingt verlockend. Dann können Freibad-Gäste etwa bei plötzlichem Regen oder Gewitter einfach schnell ins Warme.
Becker schränkt jedoch ein: Falls das die im Herzogenriedbad an heißen Tagen üblichen 3000 bis 4000 Menschen auf einen Schlag wollten, stoße man organisatorisch wie räumlich schnell an seine Grenzen.
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