Am Anfang haben sie noch gewitzelt. Als Uwe Kaliske im Sportausschuss des Mannheimer Gemeinderats sein Glas umstieß, kommentierte Bürgermeister Ralf Eisenhauer, sein Fachbereichsleiter sei ja auch für Bäder zuständig. Kaliske wischte die kleine Pfütze kurzerhand mit einem Tuch weg und meinte: „Mit Wasser kennen wir uns aus“, daher sei das kein großes Problem gewesen. Ganz am Ende der Sitzung am Mittwochabend gab er jedoch eine „nicht ganz so positive“ Schwimmbad-Neuigkeit bekannt: Die für Anfang 2024 geplante Fertigstellung des neuen Kombibads im Herzogenried verzögere sich um ein halbes Jahr.
Probleme gibt es aber auch hier nicht mit Wasser, sondern mit dem Bau. Seit dem offiziellen Spatenstich im Mai 2022 wurden laut Kaliske insgesamt 75 Kampfmittel gefunden, also vermutlich Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg. Zudem sei der Boden stark verunreinigt gewesen mit Quecksilber. „Das wird nur von wenigen Deponien angenommen“, zum Abtransport hätten Lastwagen weite Wege fahren müssen.
Schadenersatz wird geprüft
Der Fachbereichsleiter beklagt auch eine fehlerhafte Planung der Baufirma, da prüfe die Stadt Schadenersatzansprüche. Die rund viermonatigen Verzögerungen hätten dazu geführt, „dass wir uns mit dem beauftragten Rohbauer regelmäßig gestritten haben, wann das Baufeld freigegeben ist und wann der Leistungsbeginn ist“. Schließlich habe man sich gegenseitig gekündigt.
Die Pläne für die künftige Mannheimer Bäderlandschaft
- Das Kombibad im Herzogenried ist auch dazu gedacht, die geplante Schließung des Hallenbads in Seckenheim und die Umgestaltung des Herschelbads zu kompensieren. Dieses soll mit Wellness-Elementen aufgewertet werden.
- Die Kosten fürs Herschelbad wurden auf 54,5 Millionen geschätzt.
- Auch das Carl-Benz-Bad in der Gartenstadt soll zum Kombibad werden, um die sanierungsbedürftigen Hallenbäder Waldhof-Ost und Vogelstang zu ersetzen. Hierfür wurden 55,7 Millionen genannt.
- Auf der Vogelstang wird ergänzend ein kleines Hallenbecken für Schulen und Öffentlichkeit geprüft. Dafür wurden 6,9 Millionen Euro veranschlagt, allerdings sind da noch die Kosten für die – noch nicht gefundene – Fläche enthalten.
- Bei allen Projekten außer dem Herzogenriedbad handelt es sich jedoch bislang nur um eine grobe Schätzungen, der immense Anstieg der Baukosten in den zurückliegenden Jahren ist noch nicht berücksichtigt. Es gibt auch noch keine genauen Zeitpläne.
- Nach Corona steht ja alles unter Finanzierungsvorbehalt.
- Das 2012 generalrenovierte Gartenhallenbad in Neckarau bleibt von den Planungen unberührt.
Vielleicht sei das unterm Strich ganz gut so, meint Kaliske und erinnert an die Devise: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Nun müsse der Rohbau neu ausgeschrieben und vom Sportausschuss vergeben werden. Mit dem Kombibad-Bau könne es dann erst im Juli oder August losgehen.
Diese Nachricht wird die Anwohner nicht beglücken. Die seit Monaten leere Baugruppe - mit einer Grundfläche von fast 5000 Quadratmetern - ist vielen ohnehin ein Dorn im Auge. Zumal die weggefallenen Stellplätze im Herzogenried die Parkplatz-Probleme in der Neckarstadt zusätzlich verschärft haben.
Kosten auf 50 Millionen taxiert
Auch wenn die Stadt die sechsmonatige Verzögerung ja offenbar nicht zu verantworten hat, ist die natürlich auch für sie sehr unschön. Schließlich bezeichnet sie das Projekt „als eines der bedeutendsten der Mannheimer Stadtentwicklung und des Mannheimer Sports“. Ihr Kostenanteil - es gibt auch Fördermittel von Bund und Land - wurde mit rund 50 Millionen Euro veranschlagt. Inwieweit sich der durch die Probleme erhöhen könnte, ließ Kaliske offen. Nachfragen aus dem Ausschuss gab es keine, kurz vor Sitzungsende am Abend ist das nicht unüblich.
Immerhin hält die Kommune an dem 2017 vom Gemeinderat beschlossenen Prestigeprojekt fest, obwohl wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine ja fast alles unter Finanzierungsvorbehalt gestellt worden ist. Das dürfte auch die weiteren Pläne für die Mannheimer Schwimmbäder betreffen, insbesondere den vorgesehen Umbau des Carl-Benz-Bads zum Kombibad. Wann es damit losgehen könnte, steht nicht mal in den Sternen.
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