Mannheim

Jury prämiert Siegerentwurf für „Neue Mitte“ im Mannheimer Klinikum

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Der siegreiche Entwurf aus München zieht die drei neuen Gebäudekomplexe ins Zentrum des weitläufigen Klinikum-Areals. Hier sollen die Operationssäle samt Intensivstation konzentriert werden. © Thomas Tröster

Im Juli feiert das Klinikum 100 Jahre „Gesundheit am Neckar“. Beim nächsten größeren Jubiläum dürfte hingegen von „Universitätsmedizin im Park“ die Rede sein. Grund: Der jetzt vorgestellte Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs „Neue Mitte“ von dem Münchner Büro „LUDES“ Architekten-Ingenieure rückt die drei geplanten Kompaktblöcke weg vom Flussufer ins Zentrum jenes Areals, wo einst die Neckartstädter Bevölkerung lustwandelte. Wenn alles nach Plan läuft, soll 2025 der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt erfolgen. Das Gesamtprojekt dürfte sich 15 Jahre hinziehen.

Die Jury hat nicht von ungefähr zwei Tage in der großen SAP-Arena Pläne studiert und dabei intensiv diskutiert: Die von 15 europäischen Architektenbüros eingereichten Arbeiten brauchen reichlich Platz für Stellwände. Und damit sich die Gesamtwirkung der jeweiligen Entwürfe auch räumlich zu entfalten vermag, sind die Modelle so konstruiert, dass sie in die verkleinerte (blütenweiße) Klinikum-Landschaft einschließlich angrenzendem Forschungs-Campus eingesetzt werden können.

© Thomas Tröster/Architekten LUGES

Bei der Präsentation vor Journalisten betont der Sprecher des Preisgerichtes Ludwig Wappner, der auch Vorsitzender des Mannheimer Gestaltungsbeirates ist: „Die beiden erst platzierten Arbeiten haben nicht nur den vorgegebenen Masterplan erfüllt, sondern darüber hinaus Visionen entwickelt.“ Gleichwohl sei das Votum für den Siegerentwurf einstimmig erfolgt: Weil diesem gelang, ein zukunftsweisendes Bauprojekt so in Bestehendes einzufügen, dass der Betrachter das Gefühl hat, die „Neue Mitte“ gehöre just an diesen Ort. Obendrein würden die Anforderungen komplexer interner Abläufe einschließlich Verkehrsführungen elegant gelöst. Außerdem habe die Jury die klare Anbindung an den Wissenschafts-Campus mit historischen Kesselhaus und künftigem Helmholtz-Gebäude überzeugt.

Bis zu 600 Millionen Euro Kosten

Von einem alles anderen als alltäglichen Projekt, dessen finanzielles Volumen die Sanierung des Mannheimer Nationaltheaters in den Schatten stellt, spricht Oberbürgermeister Peter Kurz und nennt Zahlen: 500 bis 600 Millionen Euro wird das Mega-Vorhaben kosten. Kurz ist überzeugt, dass sich die Rieseninvestition mit künftigen Ersparnissen rechnen wird. Wie wichtig es ist, die über das weitläufige Klinikum-Areal verteilten Operationssäle samt Intensivstationen künftig zentral zu vereinen, um damit unwirtschaftliche Wege und verschlungene Pfade zu beseitigen, heben auch Freddy Bergmann und Hans Jürgen-Hennes als Doppelspitze des Klinikums hervor. Obendrein sieht Hennes einen „dramatischen Fortschritt“ für Patienten, die künftig nicht mehr herumirren müssen.

Stehen vor dem Siegerentwurf, v.l.: Prof. Ludwig Wappner, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Prof. Dr. med. Hans-Juergen Hennes und Freddy Bergmann. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

Das Bauprojekt hat auch eine politische Dimension. Es gehört nämlich zum Bündnis der medizinischen Lebenswissenschaften zwischen Mannheim und Heidelberg, dessen Strategie nach dem Schulterschluss der beiden Universitätskliniken auch einen verschmelzenden Zusammenschluss auf Augenhöhe vorsieht.

Apotheke soll aufgestockt werden

Und wie geht es zeitnah weiter? Die gegenüber der Straßenbahnhaltestelle Bibienastraße gelegene Apotheke soll aufgestockt werden, um Mikrobiologie und Hygiene unterzubringen - damit Haus 22 abgerissen werden und dessen Fläche als Vorbereitungsplatz für die spätere Großbaustelle dienen kann. Weg soll auch das Patientenhaus. Hingegen werden alte Bäume soweit als möglich erhalten, so das Konzept.

Beim ersten Bauabschnitt entstehen zwei der insgesamt drei Blöcke, die neben OP-Sälen, Intensivbereichen und einigen Stationen auch Notaufnahme und Ambulanzen zusammenführen. Wie Jurysprecher Wappner ausführt, müsse nicht befürchtet werden, dass die zunächst nur zu Zweidrittel fertig gestellte „Neue Mitte“ jahrelang einem Torso gleiche. Dass dies gerade nicht so sein wird, gehöre zu den architektonischen Vorzügen des Gewinnerentwurfs.

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