Mannheim. In den Kliniken spitzt sich die Situation zu. Die Auslastung der Intensivstationen und „erhebliche, nicht Covid-bedingte Krankheitsausfälle“ machten Personalverschiebungen notwendig, teilt am Freitag auf Anfrage Dieter Schilling mit, Ärztlicher Direktor im Theresienkrankenhaus und im Diako. Daher müssten elektive, also medizinisch verschiebbare Eingriffe verschoben werden. Als Beispiele werden planbare Knie- und Hüftoperationen genannt.
Da der Krankenstand der Mitarbeiter kaum planbar sei, könne es auch zu kurzfristigen Absagen kommen, so Schilling. „Unser klares Ziel ist die Versorgung aller Notfallpatienten - Covid und nicht Covid.“ Dazu würden die Kapazitäten täglich neu ausgerichtet. Wichtig sei ihm die Botschaft: Wegen der hohen Schutzvorkehrungen in den Krankenhäusern müsse niemand vor einem Aufenthalt Angst haben.
Corona in der Region
Bald fünf Covid-Stationen
Auch im Klinikum werde die Lage täglich neu bewertet, so der Ärztliche Direktor Hans-Jürgen Hennes. Noch stünden sie auf Stufe zwei von vier des in der ersten Welle entwickelten Konzepts. Nachdem man vorige Woche eine zweite Intensivstation für Covid-Patienten freigeräumt habe, werde nun auch eine dritte Isolierstation vorbereitet. Daher müssten hier ebenfalls wieder zahlreiche nicht dringliche Operationen verschoben werden. Doch nehme man noch so viele Eingriffe wie möglich vor. „Notfälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder schwere Unfälle können wir jederzeit angemessen behandeln“, betont Hennes.
Aktuell befinden sich in den drei Mannheimer Krankenhäusern insgesamt 89 Corona-Patienten, 31 davon müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Vor acht Tage waren es erst 63 beziehungsweise 22. Hennes hofft „auf Einsicht in der Bevölkerung, dass in der aktuellen Situation dringend die persönlichen Kontakte so weit wie möglich reduziert werden müssen“.
Umstellung bei Impfzertifikaten
Am Abend meldet die Stadt aus den Krankenhäusern drei weitere Todesfälle, zwei über 80 Jahre alte Frauen und eine über 70-Jährige. Mit 293 Neuinfizierten steigt die Sieben-Tage-Inzidenz auf 542,1.
Für Aufregung dürfte derweil eine Ankündigung des Stuttgarter Sozialministeriums sorgen. Mit der neuen Corona-Verordnung genüge ein klassischer Impfpass nicht mehr, um in 2G- oder 3G-Bereiche gelassen zu werden. Dafür benötige man künftig ein digital lesbares Zertifikat. Wer kein solches habe, könne es sich jetzt noch schnell besorgen, die Umsetzung beginne nächsten Mittwoch.
Dazu sagt Ministeriumssprecher Pascal Murmann auf Anfrage, Stichtag sei zwar der 1. Dezember, „in der Praxis kann es aber sicher hier und da auch mal eine Ausnahme geben“. Den benötigten QR-Code könne man auch auf Papier ausgedruckt mitbringen, falls jemand etwa kein Smartphone habe. Alle in den Impfzentren und viele in Arztpraxen Geimpfte hätten das entsprechende Zertifikat bereits bekommen, andere könnten es sich leicht in den Apotheken ausstellen lassen. Auch ein zweites Mal, falls sie es verloren hätten.
Mit der Umstellung soll laut Minister Manne Lucha sichergestellt werden, „dass es Impfpassfälscher künftig schwerer haben“. Bei Zugangskontrollen sei das Zertifikat mit dem QR-Code digital überprüfbar, so Murmann. Überdies seien Apotheker - die auch vor Ausstellung einen Daten-Abgleich mit dem Robert Koch-Institut vornehmen - eher geschult als Securitymitarbeiter, einen gefälschten Impfpass zu erkennen. Generell müsse zur Bekämpfung der Pandemie „über kurz oder lang auch auf digitale Lösungen gesetzt werden“.
Land finanziert Mini-Impfzentrum
Für Mannheim immerhin kommt am Freitagabend auch noch eine wirklich gute Nachricht aus dem Lucha-Ministerium: Es übernimmt die Finanzierung des kommunalen Impfzentrums, das die Stadt im Rosengarten eingerichtet hat.
Nach der SPD hat nun auch die CDU im Gemeinderat das Land allerdings dafür kritisiert, nicht das große Impfzentrum in der Maimarkthalle wieder in Betrieb zu nehmen. An die Adresse des Grünen Winfried Kretschmann richtete Fraktionschef Claudius Kranz: „Bevor der Ministerpräsident eine allgemeine Impfpflicht einfordert, muss er zuerst einmal allen eine schnelle Impfgelegenheit anbieten.“
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