Interview

Mannheimer Kauffmannmühle: Das hat der künftige Eigentümer vor

Ein Unternehmen aus Rastatt ist künftiger Eigentümer der abgebrannten Mannheimer Kauffmannmühle - und eines benachbarten Grundstücks. Geschäftsführer Thomas Gaiser über seine Pläne, den Denkmalschutz und den Jungbusch

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Timo Schmidhuber
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Die Illustration zeigt, wie die Zukunft aussehen soll: rechts die wiederaufgebaute Kauffmannmühle, in der Mitte der geplante Neubau auf der Freifläche Hafenstraße 27a. © Forum Bauträger

Mannheim. Rechtmäßige Eigentümerin des abgebrannten Kauffmannmühlen-Gebäudes wird die Rastatter Unternehmensgruppe Forum Bauträger zwar erst im Oktober sein. Aber bereits vor dem Feuer hat das Unternehmen einen Kaufvertrag für das denkmalgeschützte Gebäude geschlossen. Geschäftsführer Thomas Gaiser erklärt, was er jetzt im Jungbusch vor hat. Denn das freie Grundstück am Verbindungskanal gegenüber der Mühle hat Forum Bauträger ebenfalls erworben.

Herr Gaiser, Sie haben einen Kaufvertrag abgeschlossen für ein Gebäude, das danach abgebrannt ist. Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Thomas Gaiser: Mein Ziel ist der Aufbau und die Sanierung des Mühlen-Gebäudes unter dem Aspekt der erteilten Baugenehmigung und des Denkmalstatus. Deshalb möchte ich mich mit Stadtverwaltung und Denkmalamt baldigst austauschen, gemeinsam mit dem derzeitigen Eigentümer.

Ihnen liegt etwas am historischen Aufbau. Durch Brand und Abriss wird für Sie das Objekt demnach an Attraktivität verloren haben – oder macht diese Entwicklung Dinge beim Bau auch einfacher?

Gaiser: Nein, im Gegenteil. Durch den Brand ist es jetzt etwas komplizierter, aber machbar. Wir hatten vorher sozusagen noch die ganze Hülle des Gebäudes, und die muss jetzt auf den Teilbereichen und verbleibenden Wänden aufgebaut werden. Und das ist gut möglich. Doch dafür müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

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Das Denkmalamt hat noch nicht erklärt, in welchem Umfang der Denkmalschutz für die Mühle nach dem Brand gilt. Durch Ihre deutschlandweiten Projekte haben Sie viel Erfahrung mit historischer Bausubstanz und Denkmalbehörden. Was meinen Sie: Wird das Denkmalamt den originalgetreuen Aufbau unterstützen? Oder hat es nach dem Teil-Abriss gar kein Interesse mehr daran?

Gaiser: Bisher ist meine Erfahrung mit Denkmalämtern sehr gut. Es sollte ein gemeinsames Interesse auch im Sinne des Denkmalamts daran bestehen, an den bisherigen Plänen festzuhalten. Unsere Bereitschaft zur Erhaltung steht. Das wäre sicher auch im Interesse vieler Mannheimerinnen und Mannheimer. Das Gebäude ist ja auch Teil eines Gesamtensembles im Jungbusch.

Der Wiederaufbau der alten Mühle ist nichts Unmögliches

Was wird denn vom Gebäude eigentlich noch stehen bleiben? Zumindest bei der Fassade an der Hafenstraße besteht ja die Chance, dass sie zumindest zwei Geschosse hoch erhalten bleibt, oder?

Gaiser: Das ist richtig. Aber ich habe darauf keinen Einfluss. Die Behörden leiten diesen Abriss, und es geht hier um statische Fragen. Insofern wird man abwarten müssen. Ich habe die Informationen, dass Gebäudeteile stehen bleiben können. Ich kenne deutschlandweit viele vergleichbare denkmalgeschützte Objekte, die wieder aufgebaut wurden. Der Wiederaufbau der alten Mühle ist nichts Unmögliches. Es gab ja eine Baugenehmigung für eine Sanierung, bei der die Außenwände stehen bleiben und innen alles komplett erneuert wird. Insofern geht es nur darum, die Außenwände wieder so aufzubauen, wie sie vorher waren.

Neuer Investor aus Rastatt

  • Thomas Gaiser (62) ist Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Forum Bauträger mit Sitz in Rastatt.
  • Das Familienunternehmen hat nach eigenen Angaben mehr als 30 Jahre Erfahrung mit Neubauten, vor allem aber mit der Sanierung von denkmalgeschützten historischen Gebäuden in ganz Deutschland.
  • Das Unternehmen selbst hat sechs Mitarbeiter, arbeitet mit weiteren externen Ingenieuren und Architekten als langjährigen Partnern zusammen.
  • Forum Bauträger hat im Dezember einen Vertrag abgeschlossen über den Kauf des früheren Mühlen-Gebäudes in der Böckstraße 24 (Stadtseite) und über den Kauf des unbebauten Grundstücks in der Hafenstraße 27a (Wasserseite).
  • Der Eigentümerwechsel ist beim Grundstück aber erst für März vereinbart, beim Mühlen-Gebäude für Oktober. Bis dahin ist der Verkäufer Reinhard Suhl Eigentümer. 

Wenn es nach Ihren Vorstellungen geht: Wie soll das Mühlen-Gebäude in drei Jahren aussehen?

Gaiser: Drei Jahre ist für den Wiederaufbau ein realistischer Zeithorizont. Ich gehe davon aus, dass es wieder eine Backsteinfassade wie bisher sein wird. Insgesamt sollen 47 Eigentumswohnungen mit zwei, drei und vier Zimmern entstehen – mit großen Fensterelementen und teilweise mit kleinen Balkonen. Ein Anbau ist ebenfalls vorgesehen, in ihm entstehen weitere 26 Wohnungen. Diese Wohnungen befinden sich sowohl im Denkmalgebäude als auch im Anbau. Im Innenhof sind doppelstöckige Parkplätze vorgesehen. Auch hier ist für beides eine Baugenehmigung erteilt.

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Was wäre, wenn das Denkmalamt nicht auf einen Neuaufbau pochen würde und Sie dort einen Neubau errichten könnten?

Gaiser: Das ist nicht meine Interessenslage. Ich bin auf diesem Areal für den Denkmalschutz angetreten, nicht für den Neubau.

Sie haben auch für das Grundstück Hafenstraße 27a, auf der gegenüberliegenden Seite am Kanal, einen Kaufvertrag abgeschlossen. Was haben Sie da vor?

Gaiser: Wir sind über unser Interesse am denkmalgeschützten Mühlen-Gebäude auch auf diese Freifläche aufmerksam geworden. Dort gibt es ebenfalls eine Baugenehmigung, inklusive Baufreigabe. Dort werden wir im März Eigentümer. Wir wollen dort einen Neubau mit einer doppelstöckigen Tiefgarage mit 100 Stellplätzen und 42 Eigentumswohnungen realisieren – mit zwei, drei und vier Zimmern sowie drei Penthouse-Wohnungen. Im Erdgeschoss sind zwei Gewerbeflächen vorgesehen, zum Beispiel Arztpraxen oder Physiotherapie. In der Tiefgarage können auch Bewohner des sanierten früheren Mühlen-Silos Stellplätze kaufen. Baustart soll im Sommer sein, weil wir gerade wegen des komplizierten Baus einer Tiefgarage direkt am Wasser einen möglichst niedrigen Wasserstand benötigen. Die Fertigstellung planen wir für 2025. Die Fassade wird sich am Gesamtbild vor Ort orientieren, auch mit Teilen von Sichtbeton im Sockelbereich. Das Gebäude hat ein Flachdach, auf dem Photovoltaik-Module vorgesehen sind.

Der Abriss läuft: Von der alten Kauffmannmühle sind am Montag nur noch wenige Reste zu sehen. © Stefanie Ball

Was wird dieser Neubau kosten?

Gaiser: Da gibt es Schätzungen, aber dazu möchte ich im Moment noch nichts sagen.

Die Preise für die Wohnungen kann man in Makler-Portalen ja nachlesen, sie kosten zwischen rund 425 000 und 1,72 Millionen Euro. Was werden die Wohnungen im sanierten Mühlen-Gebäude kosten?

Gaiser: Das weiß ich noch nicht, dafür ist es zu früh.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, im Jungbusch zu investieren? Welches Potenzial sehen Sie in dem Stadtteil?

Gaiser: Mannheim liegt mit seinem Angebot in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Hochschulen ganz weit vorne, die Stadt ist modern und barock, mir gefällt diese Mischung. Der Jungbusch ist ein sehr aufstrebendes, bewegtes Viertel mit vielen Facetten, und es liegt fußläufig zur Innenstadt. Es gibt wenige Möglichkeiten, so stadtnah zu wohnen und direkt am Wasser.

Wenn jemand in einem Stadtteil wie dem Jungbusch einen Neubau erreichtet oder etwas aufwendig saniert, sieht er sich schnell mit dem Vorwurf der Gentrifizierung konfrontiert, also der Verdrängung von angestammten Bewohnern, weil sie sich das Leben in dem Stadtteil nicht mehr leisten können. Was sagen Sie dazu?

Gaiser: Im Gegenteil, es handelt sich hier nicht um belegten Wohnraum, niemand wird verdrängt. Es entstehen neue Wohnraummöglichkeiten, die zusätzlich zum bisherigen Wohnraum dazukommen und vorher nicht vorhanden waren.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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