Jungbusch

Kauffmannmühlen-Brand: „Kommunikation hat zu lange gedauert“

Bei einem Treffen des Vereins Kulturbrücken im Jungbusch sprachen Anwohner über den Tag, an dem die Kauffmannmühle abbrannte. Dabei ist auch viel Kritik zu hören

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Katja Geiler
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Nach dem Feuer mussten große Teile der Kauffmannmühle abgerissen werden. © Katja Geiler

Mannheim. Wie haben die Anwohner den Brand und die Absperrung der Straßen danach erlebt und wie soll es mit der Kauffmannmühle weitergehen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Nachbarschaftstreffen im Verein Kulturbrücken in der Böckstraße, dessen Räume sich direkt gegenüber der jetzigen Baustelle befinden. Hermann Rütermann von den Kulturbrücken hatte mehrsprachig zum Treffen aufgerufen, es kamen 13 Personen.

Hotels erst spät organisiert

„Ich konnte vom Fenster aus draufgucken, wie das Gebäude in Flammen stand. Ich habe Angst bekommen und bin zu einer Freundin gegangen, die um die Ecke wohnt“, sagte Paula Rönnebeck, die das Glück hatte, während der Absperrung untergekommen zu sein.

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„Mich hat geärgert, dass man die Bürger zuerst nur in der Jungbuschhalle untergebracht hat“, so Murat Uguz, von der SPD Mannheim. Erst spät in der Nacht seien Hotels organisiert worden, und das in der kalten Jahreszeit.

„Freitagmittag standen die Leute auf der Straße, nichts war organisiert, die Kommunikation hat viel zu lange gedauert. Erst nachts konnten sie ins Hotel, darunter auch Kranke, die zum Beispiel ein Sauerstoffgerät zum Schlafen brauchten“, sagte Laura Malek vom Gemeinschaftszentrum Jungbusch.

Im Auto übernachtet

Kritisiert wurde auch, dass für die Absperrungen der Straßen rund um die Kauffmannmühle teilweise Polizei von außerhalb eingesetzt worden sei, die nicht ortskundig war und offenbar lediglich die Aufgabe hatte, zu überwachen. Informationen weiterzugeben, habe offenbar nicht dazugehört, so die Kritik. Doch dies wäre für die Anwohner wichtig gewesen, da manche auf der Straße gestanden und nicht gewusst hätten wohin.

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„Es gibt Leute, die haben in ihrem Auto übernachtet, da sie keine Info bekommen hatten, dass die Halle offen ist“, berichtete Hermann Rütermann. Es habe zu viele verschiedene Infos gegeben, die die Runde machten. Letztendlich hätten sich viele Anwohner einen zentralen Infopunkt gewünscht, jemanden, der eine Warnweste trägt, über alles Bescheid weiß und im Idealfall mit allen Gruppen von Helfern vernetzt ist - in Zeiten, da jeder ein Handy habe, sei das eigentlich kein Kunststück, hieß es.

„Das nächste Mal, wenn so etwas vorkommt, darf es solche Kommunikationsprobleme nicht mehr geben“, sagte Marko Andelic, SPD-Bezirksbeirat. „Ich werde den Input, wie es mit der Kauffmannmühle weitergehen soll, zur Verwaltung mitnehmen.“ Baulücken seien rar, und es sei im Interesse der Anwohner, was in der Nachbarschaft entstehen soll.

Es gilt also, in die Zukunft zu schauen. Der derzeitige Eigentümer ist Reinhard Suhl, der das Gebäude vor fast 30 Jahren gekauft hatte und vor hatte, es zu entkernen und zu Wohneinheiten umzubauen. Suhl verkaufte jedoch kürzlich das Gebäude an die Unternehmensgruppe Forum Bauträger mit Sitz in Rastatt. Die Firma hat Erfahrung mit der Sanierung historischer Gebäude. Geschäftsführer Thomas Gaiser hatte angekündigt, das historische Mühlen-Gebäude wieder aufbauen zu wollen.

Nun plant Rütermann eine Info-Veranstaltung, unter anderen mit Gaiser, Suhl, Vertretern des Bauamts und der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem recht jungen Verein für Baukultur MOFA (Mannheimer Ort für Architektur). Der Info-Fluss soll nicht mehr ins Stocken geraten. „Es muss klar sein, dass es um die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner geht“, so Rütermann.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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