Mannheim. Derzeit lassen es sich viele Besucher der Bundesgartenschau in den Gastrobereichen der U-Halle schmecken. Oder sie genießen die Blütenpracht in den Innenbereichen. Nach der Buga könnte an dieser Stelle ein Ort entstehen, der in vielerlei Hinsicht ein Jugendzentrum wäre. Denn es gibt weitreichende Pläne, mit denen sich der Bildungsausschuss des Gemeinderats nach seiner Sitzung im März jetzt bereits zum zweiten Mal beschäftigte.
Zentraler Punkt ist ein Umzug des in der Neckarstadt beheimateten Jugendkulturzentrums Forum in die Liegenschaft auf Spinelli. Umsiedeln könnte von dort außerdem die Geschäftsstelle des Stadtjugendrings. Angedacht ist ebenfalls, hier das Zentrum für Umwelt, Freizeit und Spiel sowie das Zentrum für Globales Lernen anzusiedeln. Kindern und Jugendlichen sollen Themen wie Umwelt und Klima spielerisch nahegebracht werden.
Klare Empfehlung der Verwaltung
Klar ist schon jetzt, dass in einem Teil der U-Halle eine Trendsporthalle Platz finden soll – mit Möglichkeiten für Parcours, Klettern und vielem mehr. Dauerhaft bleiben soll auch die Gastronomie. Außerdem schlägt die Verwaltung vor, in der U-Halle das Lager des Spielmobils einzurichten und ein Lapidarium zu schaffen, also eine öffentlich zugängliche Sammlung von historischen Grab- und Wegsteinen, Skulpturen und Bauteilen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern. Ein kleiner Teil davon ist zurzeit auf der Buga zu sehen, aber die meisten Artefakte sind über die Stadt verteilt – und können oft nicht adäquat gelagert werden. Das soll sich ändern.
Bereits im März hatte der Bildungsausschuss kontrovers über das Thema diskutiert – und die Zustimmung von einer genaueren Untersuchung abhängig gemacht. Diese Machbarkeitsstudie liegt jetzt vor – und war Thema der aktuellen Sitzung. Die Verwaltung kommt darin zu einer klaren Empfehlung. Die oben erwähnten Nutzungen könnten in der U-Halle zusammengefasst werden – und unterm Strich käme das mit elf statt 11,9 Millionen Euro sogar noch etwas günstiger als eine Sanierung des Jugendkulturzentrums Forum an der alten Stelle.
Nur zwei Prozent der Gesamtfläche
Um auf Spinelli alle Nutzungen unter einen Hut zu bringen, würden allerdings 500 Quadratmeter der U-Halle, die eigentlich entsiegelt werden sollten, für das Lapidarium gebraucht. Die Verwaltung sieht darin kein allzu großes Problem. Klaus-Jürgen Ammer, Leiter der Projektgruppe Konversion, wies darauf hin, dass es sich bei dem zusätzlichen Platzbedarf lediglich um zwei Prozent der Gesamtfläche handle. Aber im Bezirksbeirat (BBR) Feudenheim, so Vertreterin Birgit Sandner-Schmitt (FDP), gebe es eine „große Skepsis gegen eine nicht so stark vorgesehene Entsiegelung“. Im Übrigen fühle sich das Gremium völlig unzureichend informiert, denn die Machbarkeitsstudie sei dem BBR nicht vorgestellt worden.
Änderung des Bebauungsplans?
Soll also für das Lapidarium auf einen Teil der Entsiegelung verzichtet und dafür der Bebauungsplan geändert werden? Diese Frage beantwortete das Gremium nicht, sondern verwies es an Hauptausschuss und Ausschuss für Umwelt und Technik, die am Dienstag gemeinsam beraten. Eine klare Empfehlung für den Gemeinderat (er tagt am 25. Juli) gab der Bildungsausschuss allerdings für den Teil der Pläne, die ihn direkt betreffen – also die Konzentration der Jugendeinrichtungen in der U-Halle. Zwölf Stadträtinnen und Stadträte stimmten dafür, zwei dagegen (bei zwei Enthaltungen).
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„Es braucht diese große Entscheidung. Das ist die Entscheidung, die wir die ganzen Jahre erhofft haben“, sagte Karin Heinelt vor der Abstimmung. Die Stadtjugendring-Geschäftsführerin arbeitet seit 20 Jahren im Gebäude des Forums in der Neckarstadt-Ost – und weiß um die desolaten baulichen Zustände. Sie sei sehr gefragt gewesen „im Managen der verschiedenen Handwerksbetriebe, die in hohem Rhythmus irgendwelche Reparatur- und Pflegearbeiten verrichten mussten“.
Der Umzug in die U-Halle auf Spinelli biete die „ganz besondere Chance, die stadtweit wirkende Jugend- und Kulturarbeit in die Zukunft zu tragen“. Heinelts Appell an die Politik ist, „sich für diese Zukunft zu entscheiden“. Zuspruch erhielt sie von Umut Tanis, dem Sprecher des Jugendbeirats: „Es ist wichtig, dass das Forum in die U-Halle zieht“, betonte er: „Wir brauchen diesen Ort, um kinder- und jugendpolitische Arbeit zu machen.“
Ja zu Drogenkonsumraum
Deutlich weniger kontrovers ging es bei der Frage eines Drogenkonsumraums für Mannheim zu. Einstimmig billigte der Ausschuss grundsätzlich das Konzept, eine Anlaufstelle für Suchtkranke zu schaffen, in der sie kontrolliert konsumieren können (wir berichteten am Donnerstag ausführlich). Sollte der Gemeinderat am 25. Juli zustimmen, erstellt die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie und prüft geeignete Standorte für den Konsumraum. Aus Sicht des Mannheimer Drogenvereins spricht vieles für eine Anbindung an die eigenen Räume in K 3. Zu den möglichen Kosten kann die Verwaltung noch nichts sagen. Das sei unter anderem vom Standort abhängig. Mit einem „vollumfänglichen“ Gesamtkonzept sei bis Frühjahr/Sommer 2024 zu rechnen.
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