Mannheim. Ob Hansi Flick auch die Playerdash-App nutzen würde? Das wollen Lukas Fieber und Aditya Pasarakonda den Trainer der Nationalmannschaft nach der Fußballweltmeisterschaft fragen. Vielleicht. Was sie auf jeden Fall wollen, ist ihre App im Fußballsport bekannt machen. „70 Prozent der Hockeybundesligisten nutzen sie bereits“, betont Pasarakonda. Der 37-Jährige hat selbst Hockey gespielt, seit vielen Jahren arbeitet er als Trainer. So wie Lukas Fieber. Der 31-Jährige ist Geschäftsführer der L&A Video Consulting GmbH, und gemeinsam mit Co-Gesellschafter Pasarakonda hat er das Team-Dashboard entwickelt, eine App für Leistungssportmannschaften zur teaminternen Kommunikation. Denn trainieren heißt auch: Fehler analysieren, Taktiken besprechen, individuelle Trainingspläne entwickeln, Ernährungspläne teilen. „Die Lösungen, die es auf dem Markt gab, haben uns nicht überzeugt“, sagt Fieber. Also mussten sie eine eigene erfinden, und herausgekommen ist die Playerdash-App.
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Dafür sind die beiden Jungunternehmer am Montagabend beim Wirtschaftsforum der Mannheimer Wirtschaftsförderung mit dem Existenzgründungspreis Mexi 2023 ausgezeichnet worden. Sie haben das Cinemaxx, wo die Veranstaltung stattfand, mit 10 000 Euro mehr in der Tasche und einer schwarzen Mexi-Trophäe in der Hand verlassen.
10 000 Euro für jede Kategorie
Der Existenzgründungspreis wird einmal im Jahr, im November, an Mannheimer Startups in den Bereichen Dienstleistungen, Technologie und Soziale Ökonomie verliehen. Er ist mit jeweils 10 000 Euro dotiert, Sponsoren sind Roche, die Sparkasse Rhein-Neckar Nord und die Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim. In diesem Jahr haben sich insgesamt 28 innovative Jungunternehmungen um den Preis beworben. „Der Mexi ist ein wichtiger Bestandteil der Gründungsförderung“, betont Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch. Existenzgründerinnen und Existenzgründer würden so bestärkt, weiterzumachen - und das am liebsten in Mannheim.
In der Kategorie Technologie haben Ira Stoll, Lars Ewert und Christoph Blattgerste mit MyScribe überzeugt, eine webbasierte Applikation, die die Dokumentation im Klinikalltag vereinfachen soll. „Als ich auf Station anfing zu arbeiten, war ich überrascht zu sehen, wie viel Zeit die Dokumentation kostet und wie viel Information unter Umständen verloren geht, weil ein Arzt sie auf einen kleinen Zettel geschrieben, aber nicht in die Akte eingetragen hat“, so Stoll. Die 28-Jährige war bis vor wenigen Tagen noch Assistenzärztin im Heidelberger Universitätsklinikum. Für die nächsten zehn Monate hat sie sich freistellen lassen, um zusammen mit dem Softwareentwickler Ewert (30) und dem Physiker Blattgerste (27) das Startup, das unter anderem durch das Bundesförderprogramm Exist unterstützt wird, voranzubringen. MyScribe ist eine Patientenakte, in der alle Informationen über einen Patienten, der gerade im Krankenhaus behandelt wird, gesammelt werden. Diese Akte kann von allen Ärztinnen, Ärzten und dem Pflegepersonal eingesehen werden. Wird der Patient oder die Patientin entlassen, generiert das Programm mittels Künstlicher Intelligenz einen Arztbrief, der aus den stichpunktartigen Patientenverlaufsdaten in Fließtext verfasst ist. Kodiert sind die Daten überdies so, dass sie auch für die Abrechnung mit den Krankenkassen genutzt werden können.
Um Daten geht es auch beim Sieger in der Kategorie Social Economy für sozial orientierte Unternehmen. Die Geschäftsidee von Jan Karcher (27) und Jan Oliver Beil (22) ist brandaktuell, denn sie berechnet den CO2-Fußabdruck. Ab 2024 müssen Unternehmen ab einer bestimmten Größe über ihre Nachhaltigkeit berichten. Das heißt: Sie müssen ihre Treibhausgasemissionen veröffentlichen.
Neuentwicklungen im Einsatz
Green Vision Solutions bietet den Firmen hier Unterstützung. Eine speziell entwickelte Carbon-Management-Software erfasst die Daten, zugleich helfen Karcher, der in Mannheim Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat, und Beil, angehender Wirtschaftsinformatiker, den Firmen, diese Daten überhaupt erst einmal zu finden. „Ein Unternehmen ist nicht nur verantwortlich für direkte Emissionen, die es selbst verursacht hat, etwa durch seinen Fuhrpark, sondern auch für indirekte Emissionen, zum Beispiel durch Strom, den es verbraucht, oder die Emissionen seiner Lieferanten“, erklärt Karcher. Christiane Ram, Leiterin der Wirtschaftsförderung, bezeichnet Green Vision Solutions als ein herausragendes Unternehmen: „Wir möchten im Bereich Social Economy zur Sichtbarkeit dieser gesellschaftlich wertvollen Unternehmen beitragen.“
Den Wert haben einige längst erkannt: Während die Hockeytrainer Pasarakonda und Fieber College-Mannschaften in den USA sowie deutsche Handballer von ihrem Dashboard überzeugen konnten, sind die Ärztin Ira Stoll und ihr Team gerade dabei, ihre Software im Praxisalltag des Mannheimer Universitätsklinikums zu erproben, und Karchers Green Vision Solutions bilanziert bereits seit einigen Jahren den CO2-Ausstoß für das Mannheimer Modehaus Engelhorn.
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