Schriesheim. Der Tod gehört zum Leben. Doch viele Menschen verdrängen diese Tatsache, scheuen die Auseinandersetzung mit dem Unabänderlichen. „Aber der Mensch sollte nicht einfach so gehen“, sagt Jasmin Marks. So hat die 42-jährige Event-Managerin aus dem Schriesheimer Ortsteil Altenbach ein Konzept und einen Leitfaden (Workbook) entwickelt, den Tod schon im Leben anders wahrzunehmen, sowohl seelisch und wie formal besser vorbereitet, damit auch entspannter das Ende zu erwarten.
Für ihren kreativen Ansatz zu dieser besonderen Art der Persönlichkeitsentwicklung ist Jasmin Marks und ihr Startup „Colors of Death“ jetzt beim baden-württembergischen Landeswettbewerb „Ideenstark“ ausgezeichnet worden (wir berichteten).
Entspannteren Umgang mit dem Tod zu vermitteln
Vor gut zehn Jahren ist die studierte Medien-Designerin als Führungskraft bei einem Schwesterunternehmen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ausgestiegen, hat sich nach der Beratung durch einen Business-Coach als Event- und Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht. „Dann kam Corona“, erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion, wie ihr durch die Pandemie und den Lockdown das Geschäft von jetzt auf nachher weggebrochen ist.
Der Tod von Oma und Opa und ihres Patenonkels, die Herausforderungen, die damit plötzlich auf ihre Eltern zugekommen sind, hätten sie motiviert, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Unglaublich, wie wir das unterschätzt haben. Was da alles dahinter steckt!“, schildert sie die Situation vor zwei Jahren – und zieht für sich die Konsequenz: „So möchte ich das nicht!“
Landeswettbewerb „Ideenstark“
- Das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MFG) hat im Landeswettbewerb „Ideenstark“ zehn Unternehmer*innen und Gründer*innen ausgezeichnet.
- Mit dem Wettbewerb, an dem 80 Bewerber*innen teilgenommen haben, will das MFG „die Kultur- und Kreativwirtschaft und ihre faszinierenden Ideen“ fördern. Eine unabhängige Fach-Jury hat die Auswahl getroffen.
- Ein einjähriges Coaching-Programm des MFG in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus soll dabei unterstützen, „die Ideen und Geschäftsmodelle der Preisträger voranzubringen und für die Zukunft zu stärken“.
- Das MFG vergibt die Auszeichnung 2022 zum sechsten Mal. Die Preise werden am 10. Oktober im Rahmen einer Kreativkonferenz in Stuttgart übergeben.
„Wir wollen doch alle selbstbestimmt leben – aber hier gehen wir oft wort- und vorsorgelos in den Tod. Auf einmal ist alles egal. Wo bleibt denn da die Nächstenliebe, die Verantwortung gegenüber mir und meinen Hinterbliebenen?“, hat sich Jasmin Marks damals gefragt. Und um nicht nur den lästigen Papierkram im Todesfall, die Bürokratie gelassener bewältigen zu können, den oft unausgesprochenen Wünschen der Verstorbenen für die Beerdigung gerecht zu werden, aber auch den Lebenden einen entspannteren Umgang mit dem Tod zu vermitteln, hat sie mit ihrer Geschäftspartnerin Stephanie Schmidt „Colors of Death“ entwickelt und zusammen mit Mentoren wie Trauerrednern und Bestattern das Workbook-Paket konzipiert.
Vom Leitfaden mit praktischen Ratschlägen und Mutmachern über Arbeitsmaterialen bis hin zu Memo-Block, Bleistift und Konfetti ist hier alles für den Einstieg in eine möglichst kreative, selbstbestimmte Auseinandersetzung mit dem eigenen Ableben verpackt.
Wochenend-Seminar geplant
Jasmin Marks wäre nicht Eventplanerin, wenn sie nicht auch außergewöhnliche Ideen für eine Beerdigung hätte: „Da ist viel in gesellschaftliche Normen gepresst. Aber warum darf bei aller Trauer nicht auch mal gelacht, gelächelt, die Feier bunt gestaltet werden?“ Auch hier könne der Mensch frühzeitig selbst entscheiden, wie er sich die Zeremonie vorstelle, seine Wünsche äußern, bei Verwandtschaft und Freunden das Thema ungezwungen ansprechen.
„Ich wollte einfach etwas für die Menschen machen. Zusammen haben wir diese Reise begonnen, 15 Monate an dem Workbook gearbeitet – doch dann ist Stephanie aus dem Prozess ausgestiegen“, berichtet Jasmin Marks. Neben dem Workbook bietet sie nun auch ein spezielles Coaching zur Persönlichkeitsfindung bis hin zum eigenen Tod an – und so das Hier und Jetzt bewusster zu erleben.
Für den Herbst ist außerdem ein Wochenend-Seminar in der Pfalz in Arbeit. „Ich weiß, das alles ist durchaus provokant“, gesteht die 42-Jährige. Doch die Resonanz auf „Colors of Death“, mit einem leichten, ja bunten Zugang dem Thema Tod den Schrecken zu nehmen, sei bisher fast durchweg positiv.
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