Stadtplanung

Mannheimer Friedrichspark: Bebauung mit Uni-Gebäuden gerät kräftig ins Stocken

Die geplante Bebauung für die Uni am nördlichen Rand des Mannheimer Friedrichsparks gehörte in den letzten Jahren zu den größten Aufregern in der Stadt. Jetzt verzögert sie sich massiv. Das sind die Hintergründe

Von 
Timo Schmidhuber
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Ab Juli soll das alte Eisstadion im Mannheimer Friedrichspark abgerissen werden. Die danach geplante Bebauung der Grünfläche mit Gebäuden für die Uni wird allerdings deutlich langsamer vorangehen als ursprünglich geplant. Der Grund: das fehlende Geld beim Land Baden-Württemberg als Bauherr. Damit nimmt eines der am kontroversesten diskutierten Bauprojekte der jüngeren Vergangenheit in Mannheim eine überraschende Wendung.

Bebauung des Mannheimer Friedrichsparks: So sieht der neue Zeitplan aus

Vor einem Monat hatte es noch geheißen, man werde Anfang 2029 mit dem Bau von zwei fünf- bis sechsstöckigen Gebäuden starten - eines für die philosophische Fakultät, das andere als sogenanntes Entlastungsgebäude mit Ausweichräumen. Vom ursprünglich vorgesehenen gleichzeitigen Bau der beiden Häuser ist das Land jetzt aber abgerückt. Das sagt Marco Grübbel, der Leiter des zuständigen Mannheimer Amts für Vermögen und Bau Baden-Württemberg, auf Anfrage. Heißt konkret: Lediglich für das Gebäude der philosophischen Fakultät hat sein Amt aktuell einen Planungsauftrag. Die Baukosten sollen dann im Landeshaushalt 2028/2029 berücksichtigt werden.

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Erst wenn dieses Haus fertig ist, soll dann laut Grübbel das Entlastungsgebäude folgen. Ob direkt danach oder in weiterem zeitlichen Abstand sei derzeit noch unklar, erklärt er. Das müsse am Ende der Landtag entscheiden. Derzeit gebe es „keine gesicherte Finanzierungsperspektive für die Umsetzung des Entlastungsgebäudes“. Die Räume in diesem Bau werden vor allem als Ausweichfläche gebraucht, wenn das Schloss saniert wird. Für das dritte geplante Gebäude - dort sollen unter anderem für die Forschung sowie den Service-Bereich der Uni Platz entstehen - gibt es ebenfalls noch keine Terminplanung.

Finanzministerium ließ prüfen, ob es Alternativen zu neuem Gebäude im Mannheimer Friedrichspark gibt

Das Finanzministerium in Stuttgart hatte Vermögen und Bau im vergangenen Jahr nochmal um Prüfung gebeten, ob die Flächen für das Entlastungsgebäude „ressourcenschonend auch im Bestand umsetzbar sind“. Begründet wurde das mit den „Klimaschutzzielen des Landes“. So steht es in einem Schreiben von Finanzstaatssekretärin Gisela Splett vom Dezember, das dem „MM“ vorliegt. Diese Aufforderung zur erneuten Prüfung überrascht - denn in der Debatte um die Bebauung hatten Uni und Land immer argumentiert, dass es diese Alternativen nicht gebe. Und generell wollte die Uni alle Räume möglichst nah beieinander auf ihrem Gelände haben.

Damit konfrontiert erklärt Vermögen und Bau, das Land sei weiter der Auffassung, „dass die bauliche Entwicklung der Universität Mannheim im Friedrichspark richtig ist“. Bei der Aufstellung des Bebauungsplans sei der Klimaschutz „umfänglich“ berücksichtigt worden. Unter anderem durch die großen Abstände zwischen den Gebäuden, die eine Durchlüftung ermögliche, sowie durch die Begrünung von Dächern und Teilen der Fassaden.

Gleichwohl seien Neubauten für zusätzliche Räume mit Blick auf die Klimaschutzziele des Landes „kritisch zu bewerten“, so Vermögen und Bau. Das sei der Grund für die erneute Suche nach Alternativen im Bestand. Aktuell sehe man diese allerdings nicht, erklärt Grübbel.

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Das sagt die Universität Mannheim zu den Verzögerungen beim Neubau-Projekt

Die Uni ist über die Verschiebung bei den geplanten Gebäuden wenig begeistert. „Wir verstehen die finanzielle Situation im Land, trotzdem ist die Entwicklung für uns natürlich schwierig“, sagt Sprecherin Linda Schädler auf Anfrage. Das Entlastungsgebäude sei für die Renovierung des Ostflügels des Schlosses dringend notwendig. Intern plane man für dieses Gebäude „frühestens mit einem Baustart 2029“. Das bedeute, dass sich auch die Renovierung des Ostflügels „zwangsweise verschieben wird - auf frühestens Mitte 2031“.

Brandschutz im Mannheimer Schloss: Wie dringlich ist dieses Thema?

In der Diskussion um die neuen Gebäude hatte die Uni stets angeführt, dass sie das Entlastungsgebäude auch deshalb dringend brauche, weil es zeitlichen Druck gebe. Kurz vor der Gemeinderatsentscheidung im März 2022 hatte Rektor Thomas Puhl im „MM“-Interview betont, dass der Ostflügel dringend renoviert werden müsse. Er erklärte damals: „Die Feuerwehr knirscht heute schon mit den Zähnen und sagt uns: Unter Brandschutz-Aspekten ist diese Situation rechtswidrig. Wenn wir einen konsequenten Plan für die Renovierung haben, erhalten wir bis 2026 Aufschub. Wenn sich jedoch nichts tut, machen die uns den Laden dicht.“

Mit Blick auf die Dringlichkeit des Brandschutzes erklärt Uni-Sprecherin Schädler jetzt, die Feuerwehr habe der Uni signalisiert, dass der Betrieb im Ostflügel trotz der Verzögerungen bei der Sanierung vorerst weitergehen könne. „Damit das so bleibt, müssen wir jedoch in enger Abstimmung mit der Feuerwehr besonders dringliche Maßnahmen vorziehen“, so Schädler. „Zum Beispiel werden die Brandmeldeanlagen vorab ertüchtigt, was aufwendig ist und teurer wird als im Rahmen der Generalsanierung.“ Falls sich der Bau des zweiten Gebäudes noch weiter verzögere, könne es zudem sein, dass die Uni den Ostflügel in Abschnitten sanieren müsse, um Auflagen für Brandschutz und Barrierefreiheit zu erfüllen. „Das würde aber bedeuten, dass die Sanierung mindestens doppelt so lange dauern und deutlich teurer werden würde als geplant. Es würde zudem mit erheblichen Einschränkungen im Betrieb einhergehen.“ Je länger sich die Sanierung verzögere, desto eher könnten sich Einschätzungen mit Blick auf den Brandschutz ändern und ein Weiterbetrieb im schlimmsten Fall doch nicht mehr möglich sein, so Schädler.

Das sagt die Mannheimer Feuerwehr zum Brandschutz an der Universität Mannheim

Unmittelbaren Handlungszwang in Sachen Brandschutz allerdings sieht die Mannheimer Feuerwehr zumindest derzeit nicht. „In Teilen des Schlosses wurde im vergangenen Jahr turnusgemäß eine Brandverhütungsschau vorgenommen“, erklärt Maximilian Schneeganß, Leiter der Abteilung Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz. „Dabei haben wir keine gravierenden Mängel beim Brandschutz festgestellt.“

Wie das Mannheimer Bündnis "Rettet den Friedrichspark" auf die neue Entwicklung reagiert

Das Bündnis „Rettet den Friedrichspark“ - ein Zusammenschluss aus mehreren Organisationen und Vereinen, die lange gegen den Bau der Uni-Gebäude gekämpft haben - sieht die neue Entwicklung nicht ohne Freude. „Es sieht so aus, dass es Hoffnung gibt, dass angesichts der Finanzsituation des Landes ein Weiterbau über ein Gebäude hinaus noch einmal überdacht werden könnte“, kommentiert Sprecher Wolfgang Ockert. Mit nur einem Gebäude und dem als sicher geltenden Abriss des „Fly Over“ (Zufahrt von der Bismarckstraße auf die Adenauer-Brücke) bliebe laut Ockert vielleicht doch noch „genug Spielraum, um eine ansehbare Grünfläche zu entwickeln“.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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