Sicherheit

Mannheimer Feuerwehr vermisst Digitalisierung

Der Stadtfeuerwehrverband begrüßt den neuen Mannheimer Brandschutzbedarfsplan. Aber er nennt Themen, bei denen für die Freiwilligen Feuerwehren eine zügige Umsetzung geboten ist

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Peter W. Ragge
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Die Freiwillige Feuerwehr – hier das Gerätehaus und Fahrzeuge der Abteilung Wallstadt – sind noch immer nicht am Datennetz der Stadt. © Markus Prosswitz

Mannheim. Die Feuerwehrleute beklagen die viel zu langsame Digitalisierung. „Es kann nicht sein, dass man nachts um 3 Uhr die Berufsfeuerwehr unterstützt und danach das Einsatzprotokoll von Hand ausfüllt und per Fax abschickt“, kritisierte Thorsten Becker, Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes, dass die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr noch immer nicht an das städtische Netz angeschlossen sind.

„Ich könnte ausrasten“, schimpfte er, wenn er den Einwand der städtischen Datenverarbeitung höre, dass die Freiwillige Feuerwehr ein Hobby sei. „Das ist kein Hobby“, stellte er klar, sondern „wichtiges bürgerschaftliches Engagement“, denn die Ehrenamtlichen seien unverzichtbar für den Brandschutz, so der Vorsitzende des Verbands.

Brandschutzbedarfsplan sieht Neuausrichtung der Feuerwehr vor

Er repräsentiert die Mitglieder der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr, der Werkfeuerwehren und der Einheiten des betrieblichen Brandschutzes. Bekannt ist er vor allem durch die Präsentation „Schulterschluss“ auf dem Maimarkt, für Sportförderung und Angebote zur Brandschutzerziehung.

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Bei der Verbandsversammlung stellte Volker Proffen, der Bürgermeister für Sicherheit und Ordnung, den vom Gemeinderat beschlossenen neuen Brandschutzbedarfsplan vor. Als Reaktion auf die stark steigende Zahl von Einsätzen, die neuen Stadtteile und die, so Proffen, „wachsende Hilfsbedürftigkeit“ sieht er eine Neuausrichtung der Feuerwehr vor. Das ist mit dem Neubau von drei kleineren Feuerwachen ebenso verbunden wie mit einem neuen Fahrzeugkonzept. Allerdings werde die Umsetzung zehn Jahre dauern, sagte Proffen.

Kleinere Wachen erforderlich

Zumindest für die Digitalisierung dürfe dies nicht gelten, mahnte Thorsten Becker. Das neue Konzept werde vom Verband mitgetragen, da sehe man „keinen Nachschärfungsbedarf“, erklärte der Vorsitzende. „Es ist ein Schriftstück, das Mannheim sicherer macht“, sagte er zum Brandschutzbedarfsplan.

Allerdings appellierte der Vorsitzende an die Kommunalpolitik, dass er – anders als der letzte Plan 2013 – „konsequent zum Abschluss gebracht und vollumfänglich umgesetzt wird“. Angesichts neuer Stadtteile und anderer Verkehrsführung, welche die Anfahrt verlangsame, brauche man die neuen kleineren Wachen.

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Zahlreiche Vertreter der Kommunalpolitik signalisierten der Feuerwehr klare Unterstützung. Während aber Nina Wellenreuther (Grüne), Marianne Seitz (CDU) und Bundestagsabgeordneter Konrad Stockmeier (FDP) allgemein ihre große Anerkennung für die Einsatzkräfte ausdrückten, wurde Claudia Schöning-Kalender (SPD) konkreter.

Sie sprach, noch vor der Rede von Becker, die Missstände bei der Einbindung der Freiwilligen Feuerwehr in die EDV der Stadt und das „ganz dringend notwendige“ neue Gerätehaus in Wallstadt an. Achim Weizel (Mannheimer Liste) plädierte für eine „substanzielle personelle Aufstockung“ der Feuerwehr.

Klage von Stadträten gegen Rettungsdienstplan begrüßt

„So ein Rückhalt ist nicht selbstverständlich“, freute sich Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, über die Aussagen der Fraktionen. Weil Mannheim „Top 1 bei der Gefährdungslage in Baden-Württemberg“ sei, brauche die Stadt eine moderne, leistungsfähige Feuerwehr. Ausdrücklich begrüßte Knödler die Klage von mehreren Mannheimer Stadträten gegen den Rettungsdienstplan des Landes, der eine Hilfsfrist von zwölf Minuten vorsieht. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, heute müssten es aus medizinischer Sicht zehn, besser acht Minuten sein, forderte Knödler. Die Mannheimer hätten „mit Recht den Finger in die Wunde gelegt“.

Redaktion Chefreporter

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