Zwei Monate nach Abschied

Mannheimer Ex-OB Peter Kurz hat einen neuen Job

Seine berufliche Zukunft nach Ende seiner 16-jährigen Amtszeit ließ Peter Kurz stets offen. Jetzt hat der Mannheimer Ex-Oberbürgermeister eine neue Tätigkeit aufgenommen - auf überaus vertrautem Terrain

Von 
Steffen Mack
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Peter Kurz im Mai beim „MM“-Interview. Da sprach er auch vom „enormen Potenzial“ eines Klinika-Verbundes. © Christoph Blüthner

Mannheim. Peter Kurz ist nicht dafür bekannt, gern Persönliches preiszugeben. Doch im Juli 2022 offenbarte er - ausgerechnet bei der Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen des Klinikums im Rosengarten - etwas Interessantes. Moderator Chako Habekost wollte wissen, ob sich der Mannheimer SPD-Oberbürgermeister in seiner bis dato 15-jährigen Amtszeit nicht auch mal heimlich nur ein kleines Kreiskrankenhaus gewünscht hätte. „Schwierige Frage“, antwortete das Stadtoberhaupt. „Ich weiß nicht, wie hoch der Anteil des Klinikums an meinen grauen Haaren ist.“

Seine Kenntnisse des Projekts und der Beteiligten wollen wir weiter nutzen
Ein Stadtsprecher

Nun könnten seine Haare trotz seines Ausscheidens aus dem Amt Anfang August noch etwas grauer werden. Sein CDU-Nachfolger Christian Specht hat Kurz zum Berater in Sachen Klinikum gemacht. Gegen Honorar soll der sich um die angestrebte Verbundlösung mit der Heidelberger Uniklinik kümmern. Entsprechende „MM“-Informationen bestätigte am Freitag auf Anfrage ein Stadtsprecher. Zur Begründung für diese Personalie teilte er mit, Kurz habe das Zusammenwachsen der beiden Krankenhäuser angestoßen und mehrere Jahre vorangetrieben. „Seine Kenntnisse des Projekts und der handelnden Personen wollen wir in gemeinsamem Interesse für das Klinikum weiter nutzen.“

Tiefe Einblicke in die Mannheimer Universitätsmedizin

Die hohe Expertise des Ex-Oberbürgermeisters ist unstrittig. Als Aufsichtsvorsitzender hatte er stets tiefe Einblicke in die Mannheimer Universitätsmedizin. Und Kurz ist nicht nur dafür bekannt, bei einigen in Stadtverwaltung und Gemeinderat sogar berüchtigt, dass er sich sorgsam in sämtliche relevanten Details einliest. Der frühere Richter vermag Probleme auch sehr schnell intellektuell zu filetieren, häufig im Gegensatz zu seinen Gesprächspartnern.

Es ist daher davon auszugehen, dass man in Stuttgart und Heidelberg nun nicht vor Glück Polonaisen laufen wird, sich bei fortan wieder mit Kurz auseinandersetzen zu müssen. Zumal bei den im Juni begonnenen Verhandlungen dem Vernehmen nach durchaus schon unterschiedliche Vorstellungen davon zu hören sind, wie groß der Mannheimer Einfluss im geplanten Mutter/Tochter-Modell noch sein soll.

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Aber warum tut sich Kurz nun erneut ein gewaltiges Minenfeld an, auf dem er sich in einer 16-jährigen Amtszeit bereits mehr als genug herumplagen musste? Dazu teilt er dem „MM“ auf Anfrage mit: „Wir sind in sehr komplexen und umfangreichen Verhandlungen. Hier war für mich, aber auch meine Familie klar, dass ich mich weiter engagieren würde, wenn dazu der Wunsch der Stadt beziehungsweise des Oberbürgermeisters bestünde und ich etwas zum Erfolg beitragen kann.“

Wobei sich in der Vergangenheit trotz aller Harmonie zwischen Kurz und Specht beim Klinikum bisweilen leichte Dissonanzen heraushören ließen. Während der SPD-Oberbürgermeister dem Vernehmen nach erst bei Ausbruch der Corona-Pandemie zur endgültigen Erkenntnis gelangte, dass die Stadt als Trägerin mit diesem Krankenhaus überfordert ist, hat der CDU-Kämmerer das der einen oder anderen Äußerung nach schon länger gedacht.

Beratertätigkeit nicht zeitlich befristet

Als die Stadt Ende 2017 für die nächsten zwei Jahre weitere Finanzhilfen von 58 Millionen Euro beschloss, dienten die offiziell primär zur Linderung von Liquiditätsengpässen und für künftige Investitionen. Specht dagegen sprach im Gemeinderat unverblümt von einem „Rettungspaket“, was die große Not des Klinikums erkennen ließ. Das soll auf der Chefebene im Rathaus nicht nur Wohlgefallen ausgelöst haben. Doch seit vor mehr als drei Jahren die Fusionsanstrengungen mit Heidelberg begonnen wurden, waren und sind sich Kurz und Specht in der massiven Unterstützung einig.

Zeitlich befristet ist die Beratertätigkeit des 60-Jährigen nach Angaben des Stadtsprechers nicht. Man orientiere sich da an den Bedürfnissen der Kommune sowie der zeitlichen Verfügbarkeit von Kurz.

Die grauen Haare sind schon da, bei einem Erfolg haben sie sich wenigstens gelohnt
Peter Kurz

Eigentlich sollte der Verbund mit Heidelberg im ersten Quartal 2024 stehen. So hatte es Wissenschaftsministerin Petra Olschowski im März dem „MM“ angekündigt und ihr Gesundheitskollege Manne Lucha Mitte August im Interview bekräftigt. Aber mittlerweile gestaltet sich dem Vernehmen nach die Prüfung seitens des Kartellamts schwieriger und langwieriger als gedacht.

Über den Zeitplan sagt der Stadtsprecher am Freitag nur: „ Zum Erhalt der finanziellen Handlungsfähigkeit der Stadt ist der baldige Abschluss der Verhandlungen im kommenden Jahr mit finanziell vertretbaren Ergebnissen essenziell.“ Fast wortgleich hat das Specht in seiner Etatrede am Vortag im Gemeinderat formuliert. Der Oberbürgermeister sieht das Klinikum bekanntlich als größtes Haushaltsrisiko.

Offen bleibt allerdings die eingangs aufgeworfene Frage, ob Kurz’ neue, alte Aufgabe sich weiter negativ auf seine Haarfarbe auswirken könnte. Doch darauf angesprochen, heißt es von ihm, da werde „eher umgekehrt ein Schuh draus“. Die grauen Haare seien schließlich schon da, „und bei einem Erfolg haben sie sich wenigstens gelohnt“.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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