Es ist sicher nicht zu hoch gegriffen, wenn man sagt, dass in Mannheim eine Ära endet. 16 Jahre war Peter Kurz Oberbürgermeister, davor bereits Dezernent für Bildung und Kultur sowie SPD-Fraktionschef im Gemeinderat. Dieser Donnerstag ist sein letzter Tag als Rathaus-Chef.
Natürlich verläuft eine so lange Amtszeit nie ohne Fehler. Die Sperrung des Fahrlachtunnels zum Beispiel hätte sich der OB gerne erspart. Und auch die Strategie zur Sanierung der maroden Straßen in der Stadt funktionierte nicht. Aber unterm Strich ist klar, dass seine 16 Jahre an der Rathaus-Spitze ein großer Gewinn für seine Heimatstadt waren – aus vielen Gründen.
Die Frage, wie die Industriestadt Mannheim ihren wirtschaftlichen Branchenmix vergrößern und sich für die Zukunft breiter aufstellen kann, war schon bei der Amtsübernahme im Jahr 2007 ein zentrales Thema. Bereits als Kulturdezernent war es Kurz, der die Ansiedlung der sogenannten Kreativwirtschaft vorangetrieben hatte. Als Oberbürgermeister setzte er diese Strategie mit Gründerzentren aus den unterschiedlichsten Branchen fort. Das brachte Mannheim ganz nebenbei auch ein neues Image als spannende Großstadt, was im Jungbusch am deutlichsten wird. Und trotz der Veränderung ist Mannheim immer noch einer der wichtigsten Industriestandorte in Deutschland geblieben.
Sehr viel richtig lief auch, als die US-Armee ihren Abzug bekanntgab und Mannheim damit zusätzliche Fläche in der Größe von acht Luisenparks bescherte. Die wurde unter der Führung von Kurz – auch getragen vom Bau-Boom dieser Zeit – sinnvoll genutzt. Auf Franklin entstand und entsteht ein neuer Stadtteil, auf der Vogelstang ein grünes Industriegebiet und auf Spinelli ein Grünzug, umgesetzt über eine Bundesgartenschau.
Genauso wichtig wie Wirtschaftsentwicklung sind für eine Stadt aber auch Werte wie Toleranz und (inter-)kultureller Austausch. Werte, die Peter Kurz immer hochgehalten hat. Damit und mit seinem starken Fokus auf Bildungsgerechtigkeit hat er dazu beigetragen, dass es in einer Bevölkerung aus rund 170 Nationen vergleichsweise wenig Konflikte gibt.
Der scheidende OB denkt in großen Zusammenhängen, ein Menschenfänger ist er dagegen eher nicht, und vielleicht hängt das eine mit dem anderen zusammen. Sein parteipolitisches Versäumnis ist, nicht rechtzeitig einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aus der eigenen Partei aufgebaut zu haben. Aber auch damit reiht sich Peter Kurz ein in die Reihe der großen Politiker.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar 16 Jahre Peter Kurz - ein Gewinn für Mannheim
Die zwei Amtszeiten von Peter Kurz als Oberbürgermeister haben Mannheim enorm vorangebracht. Und das in vielerlei Hinsicht, wie Timo Schmidhuber findet