Sicherheit

Mannheimer Bunker werden überprüft

Sie sind für den absoluten Ernstfall gedacht. In Mannheim gibt es zwölf Schutzräume mit sogenannter „Zivilschutzbindung“. Doch Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht zeigt sich nicht besonders optimistisch

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Peter W. Ragge
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Sitzplätze im Tiefbunker Paradeplatz/N 1, aufgenommen 2012. © Markus prosswitz

Mannheimer. Wohin im Ernstfall? Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wird plötzlich auch in Deutschland wieder über Bunker gesprochen – doch offiziell gibt es sie so gut wie nicht mehr.

Rein auf dem Papier existieren in Mannheim noch zwölf Schutzräume mit sogenannter „Zivilschutzbindung“, sie werden also vom Bund noch als nutzbar betrachtet. „Aber wir gehen davon aus, dass sie auch nicht mehr funktionstüchtig und verwendbar sind“, erklärt Erster Bürgermeister Christian Specht.

In Bunker in Sandhofen ist Museum untergebracht

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im „Kalten Krieg“, waren ab 1957 viele Mannheimer Bunker aufgerüstet worden. Bis in die 1990er Jahre kamen regelmäßig Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr, spülten Leitungen durch, prüften Filter. Zudem wurde Diesel für Stromaggregate eingelagert, zeitweise sogar Lebensmittel- und Trinkwasservorräte.

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Doch nach der Wende in Osteuropa und der Deutschen Einheit hat der Bund die Gelder dafür weitgehend gestrichen und bundesweit zahlreiche Bunker aus der „Zivilschutzbindung“ entlassen, sie vermietet, verkauft oder den Kommunen gestattet, sie anders zu nutzen. So dienen in Mannheim einige Bunker Vereinen als Lager. In Sandhofen und Schönau sind Heimatmuseen untergebracht, der Theaterbunker war bis zur Generalsanierung Requisitenlager, im Betonkoloss am Luisenring ist das Rechenzentrum der Stadt, der Feudenheimer Bunker ist bewohnt. Mit Beginn des Ukrainekriegs hat der Bund das Rückabwicklungsprogramm ausgesetzt und prüft erneut, welche Bunker noch brauchbar sind. „Aber wir kennen bisher keine Ergebnisse“, so Specht.

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Ehrenamtlichen sind "hoch belastet"

Personell sieht sich die Stadt Mannheim bei einem Ernstfall gut gerüstet. „Wir stehen insgesamt gut da“, sagt Markus Eitzer, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement. Im Katastrophenschutz – zusätzlich zum Grundschutz der Feuerwehr und des Regelrettungsdienstes – gibt es laut Eitzer in Mannheim insgesamt 272 Funktionen – sprich eingeplante Kräfte – unterschiedlicher Qualifikation und Aufgabe. Diese würden überwiegend ehrenamtlich besetzt, so Eitzer. Davon stellen im Bereich Sanität und Betreuung die Hilfsorganisationen 142 Kräfte, die Feuerwehr für Führung, Brandbekämpfung, technische Hilfe, Wasserförderung, Hochwasserschutz und Gefahrstoffabwehr weitere 130 Kräfte.

Hinzu kommt das Technische Hilfswerk als Katastrophenschutzorganisation des Bundes. Dabei räumt Eitzer ein, dass die Ehrenamtlichen zuletzt „hoch belastet waren“, etwa durch die Flüchtlingskrise 2015, dann Corona, die Hilfe im Ahrtal und zuletzt wieder durch die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften. Insofern habe man keine Garantie, dass im Ernstfall alle eingeplanten Kräfte da sein könnten. „Aber wenn zuletzt etwas passiert war, dann hat es ganz prima geklappt, alle waren da, wenn sie gebraucht wurden“, lobt er.

Redaktion Chefreporter

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