Mannheim. „Was soll’s, da lassen wir die Sombreros halt weg, dann müssen wir sie nicht in den Spinelli-Park schleppen“, nimmt Erika Schmaltz, Leiterin des Awo-Balletts, den Kompromiss mit der Buga-Gesellschaft über die Kostüme der Seniorinnen-Tanzgruppe am Tag nach dem großen Medienrummel humorvoll und pragmatisch.
Dass sie zudem, so die Vereinbarung mit der Buga-Gesellschaft, beim ägyptischen Tanz die goldenen, schwarzen und blauen Schmuck-Elemente weglassen und beim Kimono-Tanz auf die schwarzen Perücken verzichten, damit kann sie und können ihre Mittänzerinnen „gut leben“, wie sie versichert. Denn alle anderen, also elf von insgesamt 14 Kostümen ihrer „Weltreise mit einem Traumschiff“, so der Kompromiss, bleiben, wie sie sind.
Riesiges Medieninteresse
Bei Erika Schmaltz stand am Wochenende und vor allem am Montag das Telefon nicht mehr still. „Ich hatte Journalisten-Anrufe aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und aus Großbritannien“, erzählt sie. Und sie lobt die Gesprächsbereitschaft der Buga-Verwaltung, wo sie mit sechs Mitstreiterinnen und Awo-Vorstand Alexander Manz bis zum Montagabend verhandelte.
Die Veränderungen an den Kostümen, so hatte es Buga-Sprecherin Corinna Brod in einer Pressemitteilung formuliert, sollen „dem kulturellen Anspruch des jeweiligen Landes entsprechen“ und „zugleich kulturelle Merkmale ohne vermeintliche Stereotypen“ setzen.
Dass die Gruppe jetzt auf der großen Hauptbühne auftreten darf, „ist natürlich ganz toll und sehr aufregend für uns“. Nur schade, dass deswegen die Termine geändert werden müssen und der eigentlich für, Mittwoch, 19. April, geplante Seniorennachmittag auf der Freilichtbühne in der Spinelli-Parkschale erst einmal ausfällt.
Kritik vom Mannheimer Migrationsbeirat
Der Mannheimer Migrationsbeirat sieht die jetzt gefundene Regelung kritisch. Mit der Ablehnung einiger Kostüme des Awo-Balletts habe die Buga-Gesellschaft richtig gehandelt, erklärt das Gremium auf Anfrage dieser Redaktion. Man teile die Einschätzung, dass mit dieser Art der Darstellung „kulturelle und religiöse Stereotype zur Unterhaltung ausgeschlachtet“ würden. „Dass die nun vereinbarte nachträgliche Umgestaltung der betreffenden Kostüme (welcher Art auch immer) hieran etwas ändern wird, bezweifeln wir.“
Die Vereinbarung, dass es im Anschluss an die Auftritte der Tanzgruppe auf der Buga Diskussionsveranstaltungen geben wird, begrüßt der Migrationsbeirat allerdings sehr, wie es in der Stellungnahme heißt.
Das sagt der Mannheimer CDU-Kreisverband
Die vom Awo-Ballett vorgenommene Art der Präsentation kultureller und religiöser Stereotype passe „einfach nicht mehr in unsere heutige Zeit, da sie den einzelnen Menschen nicht gerecht wird“, so der Migrationsbeirat weiter. „Grundsätzlich deutlich zu machen, weshalb dies eigentlich so problematisch ist, und ein generelles Verständnis für diese Thematik bei den Menschen zu etablieren, bleibt jedoch weiterhin eine große Aufgabe, sowohl auf kommunaler als auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.“ Die aktuelle Diskussion zeige dies deutlich - „und ist ein richtiger und unverzichtbarer Schritt in die richtige Richtung“.
Der Mannheimer CDU-Kreisverband dagegen lobt die nun gefundene Lösung. Der Kompromiss zwischen Awo und Buga-Gesellschaft sei gut, „weil er eine Situation befriedet, die so nicht hätte entstehen müssen“, erklärt Kreischef Christian Hötting. „Es ist absolut richtig, dumpfen Klischees und herabwürdigenden Stereotypen entgegenzutreten. Beides ist aber in der geplanten Vorstellung des Awo-Balletts auf der Buga in keiner Weise zu erkennen gewesen.“
Auch stehe die Awo aufgrund ihrer Geschichte und durch ihr Selbstverständnis für Werte wie Toleranz und Solidarität. „Wer in einem Sombrero, Kimono oder Flamenco-Kostüm eine problematische kulturelle Aneignung erkennt, muss sich fragen lassen, ob eine derart engstirnige Bewertung nicht an Maß und Mitte vermissen lässt.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Von Angst getrieben: Das Buga-Kostümverbot