Mannheim. Zum siebten Mal wurde der Bertha-und-Carl-Benz-Preis der Stadt Mannheim vergeben. In diesem Jahr erhielten die Studierenden, die sich bei Formula Student Germany engagieren, die hohe Auszeichnung. Der Verein wird für seinen Wettbewerb „Formula Student Driverless Cup“ ausgezeichnet. Er ist Teil des größten studentischen Konstrukteurswettbewerbs der Welt und soll dazu beitragen, Zukunftstechnologien für Elektromobilität und autonomes Fahren zu entwickeln und zu erproben. Jedes Jahr findet dieser Wettbewerb unter der Schirmherrschaft des Vereins Deutscher Ingenieure statt.
In seiner Laudatio hob Oberbürgermeister Christian Specht die Bedeutung von autonomem Fahren für die Mobilität der Zukunft hervor. Diese Mobilität müsse „einfacher, sicherer und nachhaltiger“ vonstattengehen als bisher. Außerdem müsse sich daraus eine Alternative im Individualverkehr entwickeln. Gerade in einer Stadt wie Mannheim, in der das Auto, der Traktor und nicht zuletzt das Raketenflugzeug erfunden wurden, sei die Fortbewegung auch in der Zukunft eine der großen Frage, die gelöst werden müsse.
Regelmäßig sind zwei Teams aus Mannheim am Start
Ziel des Wettbewerbs „Formula Student Driverless Cup“ ist die Einführung und Integration von Zukunftstechnologien für die Elektromobilität und das autonome Fahren. Die Konkurrenz zwischen den Teams spornt die Studierenden an, die beste technische Lösung zu suchen, und macht dies anhand objektiver Kriterien in den Wettbewerben messbar. Beispielsweise spielt die Energieeffizienz der Fahrzeuge eine besondere Rolle. Aus Mannheim beteiligen sich regelmäßig zwei Teams am Wettbewerb: Cure der DHBW und Delta Racing der Hochschule.
Preis und Preisträger
Seit 2011 wird der Bertha-und-Carl-Benz-Preis verliehen.
Mit ihm werden nach einem Beschluss des Gemeinderats Personen, Gruppen und Organisationen geehrt, die sich um eine bedeutende Verbesserung der Mobilität – insbesondere um eine umweltgerechtere, sozialere oder einfachere Mobilität – verdient machen.
2011: Shai Agassi
2013: José del R. Millán
2015: Jan Gehl
2017: World Bicycle Relief
2019: Loujain Al Hathloul
2021: Andreas Knie und Weert Canzler
2023: Formula Student Germany. lok
Zuvor hatte der Oberbürgermeister darauf hingewiesen, dass in der ehemaligen Schildkrötfabrik, in der die Ehrung stattfand, „Benzin in der Luft liegt“. Schließlich hatte Jutta Benz, die Urenkelin von Bertha und Carl Benz, den Empfänger des Preises, Frank Röske, mit einem Patent-Motorwagen und damit dem ersten Automobil überhaupt, in den Saal gefahren. Übrigens wären die beiden Namensgeber des Preises in diesem Jahr 180 (Carl) beziehungsweise 175 Jahre (Bertha) alt geworden.
Mannheim laufe eben im „Takt des Motors“, so OB Specht. Es sei daher nicht verwunderlich, dass „der Benz“ nunmehr an der Entwicklung von Batterien für Elektrolastwagen arbeite. Mannheim müsse auch hier seinen geografischen Vorteil ins Spiel bringen, um gegenüber anderen bestehen zu können.
Franklin als Modellquartier für zukunftsweisende Mobilität biete den idealen Rahmen für ein baden-württembergisches Modellprojekt: RABus. Noch in diesem Jahr soll das automatisiert fahrende Shuttle zwischen Sullivan und der Offizierssiedlung pendeln. Die MWSP stellt die Teststrecke auf Franklin zur Verfügung und fördere so einen Praxistest, der für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) große Relevanz besitzt. Seit etwa 1,5 Jahren sei die Entwicklungsgesellschaft in die Vorbereitungen eingebunden, um die Erschließung des Stadtteils und der Strecke parallel und autonom zu realisieren. Gerade das autonome Fahren würden auch die Studierenden in ihrer Arbeit weiterentwickeln, so Specht.
Ohne Fahrer spart ein Fahrzeug das meiste Gewicht
Das unterstrich Steffen Hemer in seiner Dankesrede. Denn zunächst, so der Student, sei das Team an die Konstruktion eines Rennwagens gegangen, mit dem Ziel, ihn so leicht wie möglich zu machen - und am schnellsten könne Gewicht eingespart werden, wenn auf den Fahrer verzichtet wird. Aus dieser Idee sei dann das Auto entstanden. „Wer von dem Virus infiziert ist, den lässt das einfach nicht mehr los“, begründete Theresa Stach, warum sie bei Formula Germany mitarbeitet.
Zuvor hatten in einer Diskussionsrunde der Mobilitätsforscher Andreas Knie - er ist selbst schon Preisträger -, Ulrike Weinrich und Sven Behrendt mit Moderatorin Susanne Schöne über Chancen und Risiken des autonomen Fahrens diskutiert. Knie sah darin eine große Chance, deren Potenzial allerdings noch nicht ausgenutzt werde, weil es zu viele Bedenkenträger gebe. Aber: „Wenn wir jetzt nicht anfangen, darüber nachzudenken, wann dann?“, so der Mobilitätsforscher aus Berlin. Jetzt müsse der Grundstein gelegt werden für den ÖPNV der Zukunft, stellte auch Weinrich fest. Und Juristin Behrendt unterstrich, dass wohl nur interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Ziel führen könne.
Thilo Eichhorn steuerte die experimentelle Musik und Alexander Nikolaev die Visualisierung zur Preisverleihung bei. (mit lok)
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