Mannheim. Die Stadt plant die Einführung einer Prämie bei einer Verkleinerung des Wohnraums. Diese ist Teil des sogenannten Wohnraumtauschkonzepts, das der Ausschuss für Umwelt und Technik an diesem Donnerstag diskutiert. Stimmen die Fraktionsvertreter und Mitte Mai der Gemeinderat dem Vorhaben zu, was als sehr wahrscheinlich gilt, soll die Prämie unmittelbar eingeführt werden. Anträge könnten voraussichtlich ab Januar nächsten Jahres gestellt werden.
Das Wohnraumtauschkonzept ist eine der Maßnahmen der wohnungspolitischen Strategie, die der Gemeinderat im Mai vergangenen Jahres beschlossen hatte. Es besteht aus zwei Elementen: Zum einen sollen durch Öffentlichkeitsarbeit Bürgerinnen und Bürger dazu angeregt werden, über ihre eigenen Wohnverhältnisse nachzudenken. Zudem will die Kommune ihnen Alternativen aufzeigen. Zum Zweiten ist vorgesehen, durch die Prämie finanzielle Anreize für einen Umzug in eine kleinere Wohnung zu geben.
2000 Euro für Umzug, 1000 Euro pro reduziertes Zimmer
Diese sehen folgendermaßen aus: Bei einem Wechsel werden pauschal 2000 Euro bezahlt, um die Umzugskosten zu decken. Hinzu kommen 1000 Euro pro Zahl der verringerten Zimmer - allerdings lediglich für maximal drei. Damit liegt der theoretisch mögliche Höchstbetrag bei insgesamt 5000 Euro.
Ziel der Initiative ist es, neuen Wohnraum verfügbar zu machen, indem Mannheimerinnen und Mannheimer, deren Wohnungen oder Häuser mittlerweile größer sind als ihr Bedarf, zu einem Umzug animiert werden. Statistisch belegt ist es, dass vor allen Dingen viele ältere Bürger, deren Kinder ausgezogen oder Partner verstorben sind, auf einer vergleichsweise großen Wohnfläche leben.
Stadt will Potenzial durch Prämie nutzbar machen
So wohnten nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2022 Einpersonenhaushalte durchschnittlich auf einer Fläche von 73,4 Quadratmetern. Haushalten mit vier Personen standen dagegen pro Kopf knapp 30 Quadratmeter zur Verfügung. Dieses Potenzial will die Stadtverwaltung durch die Prämie nutzbar machen. Denn in Mannheim besteht weiterhin ein hoher Bedarf an Wohnungen.
Erhalten können den Bonus Einwohnerinnen und Einwohner, die aus einer als unterbelegt geltenden Wohnung oder einem Haus ausziehen und dabei ihre Zimmerzahl um mindestens eins reduzieren. Als unterbelegt gelten Wohneinheiten, in denen die Zahl der Zimmer die der Haushaltsmitglieder um mehr als eins übersteigt. Bei einem Paar würde also beispielsweise eine Vier-Zimmer-Wohnung als unterbelegt gelten, eine Drei-Zimmer-Wohnung nicht. Bei einer alleinstehenden Person wird demnach eine Zwei-Zimmer-Wohnung als adäquat angesehen, drei oder mehr Zimmer würden in die Kategorie „unterbelegt“ fallen.
Es gibt einige Fälle, in denen kein Anspruch besteht
Gedacht ist die Prämie lediglich für Mieter. Bei Eigentümern, die ihre Immobilie verkaufen, wird dem Konzept zufolge davon ausgegangen, dass ohnehin genügend Geld zur Verfügung steht, so dass der Anreiz fehlt.
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Abgesehen davon gibt es noch weitere Fälle, in denen kein Anspruch auf den Bonus bestehen soll: beispielsweise, wenn aus gesundheitlichen Gründen ein Umzug, etwa in ein Alten- oder Pflegeheim, ohnehin erforderlich ist; wenn eine Trennung der Grund für den Umzug darstellt; oder wenn der Wohnraumverlust eigenverschuldet wurde, beispielsweise im Falle einer außerordentlichen Kündigung mit Räumungsklage. Bei geförderten Wohnung soll ebenfalls auf die Prämie verzichtet werden, weil es dort eigenständige Rechtsvorschriften gebe, wie es in der Vorlage der Stadtverwaltung für den Gemeinderatsausschuss heißt.
Die frei werdenden Wohnungen müssen in Mannheim liegen, wenigstens zwei Zimmer haben und mindestens zwei Jahre zur Verfügung stehen. Die Mietverhältnisse müssen unbefristet sein. Im Zweifel wird vor Ort geprüft.
Vogelstang wird aufgrund des Potenzials zum Pilotbezirk
Die finanziellen Anreize zum Verkleinern des eigenen Wohnraums sollen zunächst bis Ende des Jahres 2028 gelten. Insgesamt erwartet die Kommune Ausgaben von knapp 140 000 Euro für das Wohnraumtauschkonzept. Wenn man eine durchschnittliche Prämie von 4000 Euro unterstellt, rechnet die Stadtverwaltung also damit, dass pro Jahr sieben Wohnungen durch das Programm frei werden.
Teil dessen ist auch eine Informations- und Werbekampagne. Diese soll zum einen dazu dienen, dass die Bürgerinnen und Bürger über ihre Wohnsituation nachdenken. Zum anderen will sie die Verwaltung aber auch über Alternativen informieren. Dazu soll es in einzelnen Stadtteilen Veranstaltungen geben.
Die erste wird auf der Vogelstang stattfinden, die zum Pilotstadtbezirk auserwählt wurde. „Auf der Vogelstang besteht aufgrund großzügiger Zuschnitte vieler Wohngebäude und des hohen Altersdurchschnittes ein erhebliches Potenzial an großem Wohnraum“, erklärt die Stadtverwaltung diese Entscheidung. Einen Termin für die Info-Veranstaltung gibt es noch nicht.
Da das Wohnraumtauschkonzept Teil der wohnungspolitischen Strategie ist, die der Gemeinderat bereits vergangenes Jahr verabschiedet hat, gilt dessen Einführung als sehr wahrscheinlich. Ein weiteres Element dieser Strategie ist unter anderem die Schaffung eines zusätzlichen Beratungsangebots für Aufstockungen und Umbauten.
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