Mannheim. Ein Treffpunkt für die Neckarstadt, mit Spielmöglichkeiten und Musikveranstaltungen – das Freizeitangebot ALTER im südlichen Bereich des Alten Meßplatzes hat viele Fans. Im laufenden Jahr bekam das Projekt eine städtische Förderung von 55 000 Euro – für die kommenden beiden Jahre gibt es diese Finanzspritze nicht mehr. Bei den Haushaltsberatungen vergangene Woche fand sich im Gemeinderat keine Mehrheit für den neuerlichen Zuschuss. Die Zukunft des ALTER ist damit ungewiss, wie Kristin Höflein und Julia Alicka, die beiden Vorsitzenden des Trägervereins POW, auf Anfrage erklären.
ALTER finanziere sich aktuell durch den Verkauf von Getränken, der die Gehälter der Bar-Mitarbeitenden, alle Fixkosten sowie einen Teil der Gagen für Musikerinnen und Musiker abdecke, erläutern die beiden. Darüber hinaus gebe es Einnahmen aus der Bewirtschaftung des Parkplatzes neben dem Lidl-Supermarkt. Diese Einnahmen finanzierten eine halbe Stelle für die Projektleitung. Die Löhne der beiden Sozialarbeiter am Spieleverleih sowie das Geld für alle Workshops für Kinder und Jugendliche kämen aus dem Fördertopf des SWR-Projekts Herzenssache, den es noch bis Ende 2026 gebe.
Höflein und Alicka führen weiter aus, die nun nicht bewilligten 55 000 Euro hätten die Finanzierung von etwa 20 Konzerten pro Jahr in 2025 und 2026 und dringend notwendige Personalstellen mit einem Gesamtvolumen einer vollen Stelle gesichert. Diese Arbeit sei bisher ehrenamtlich, nebenberuflich und unbezahlt durch drei Vereinsmitglieder gestemmt worden. Während Grüne, SPD und LTK im Gemeinderat für die weitere Förderung votierten, stimmten das bürgerlich-konservative Lager und auch Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) dagegen.
ALTER-Organisatoren kritisieren: „Wertschätzung der jahrelangen Arbeit wird verweigert“
Ob und wie es nun mit ALTER weitergehe, hänge von verschiedenen Faktoren ab, erklären die Vereinsvorsitzenden. Den Parkplatz hätte der Verein eigentlich bereits im Sommer dieses Jahres wegen der ursprünglich geplanten Einrichtung der Baustelle für das Forum Deutsche Sprache abgeben müssen. „Da sich der Beginn der Baustelle nun verschiebt, können wir ihn erfreulicherweise und mit Einverständnis der Stadt auf unbestimmte Zeit weiter bewirtschaften“, sagt Höflein. „Da es keinen entsprechenden Vertrag gibt, haben wir die Parkplatzeinnahmen betreffend allerdings keine Planungssicherheit.“ Neben dem Wackelfaktor Parkplatz sei der Fortbestand von ALTER aber auch an die persönlichen Ressourcen von drei Vereinsmitgliedern gekoppelt. ALTER könne allem Anschein nach nur dann gesichert werden, wenn ein Teil der Arbeit auch in der Zukunft unentgeltlich und nebenberuflich geleistet werde. „Ob wir das weiterhin leisten können und wollen, haben wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht entschieden.“
Die Stärke des Vereins liege vor allem darin, mit wenig finanziellen Mitteln viele Menschen zu erreichen, so Höflein weiter. So würden ALTER und seine kostenfreien Kulturangebote jährlich von etwa 60 000 Personen genutzt. „Setzt man die Reichweite in Bezug zu der vergleichsweise geringen Fördersumme von 55 000 Euro jährlich, ist es umso unverständlicher, dass eine Förderung von ALTER durch den Gemeinderat abgelehnt wurde“, kritisiert sie. Mit dem Gemeinderatsbeschluss würden dem Verein nicht nur existenzielle Finanzmittel vorenthalten, es werde ihm darüber hinaus auch die Wertschätzung seiner „jahrelangen, ehrenamtlichen und wichtigen Arbeit im Stadtteil verweigert“.
„Bündnis Alter Meßplatz“ lädt an diesem Dienstag zu einem Treffen ein
Die Stadtverwaltung verweist bei der Frage nach der Zukunft des ALTER darauf, dass sie das Projekt bereits unterstütze. Die Stadt Mannheim überlasse POW kostenfrei das ALTER-Grundstück sowie den Parkplatz, aus dessen Bewirtschaftung der Verein Einnahmen erziele. Des Weiteren verfüge POW laut seinem Konzept für ALTER „über Fördermittel des Landes Baden-Württemberg, der SWR-Spendenaktion Herzenssache sowie aus Crowdfunding von über 250 000 Euro für die Bespielung des Platzes“.
Um den Bereich südlich des Alten Messplatzes, zwischen dem ALTER-Gelände und dem Parkplatz – hatte es im vergangenen Sommer viele Schlagzeilen gegeben. Passanten klagten über Verschmutzung, aber auch über den Handel mit harten Drogen und über rivalisierende Dealergruppen (wir berichteten). Die Stadt Mannheim will für diesen Bereich nun „ein Zwischennutzungskonzept“ auf die Beine stellen, wie David Linse, der persönliche Referent des Oberbürgermeisters, auf Anfrage dieser Redaktion erklärt. Und zwar gemeinsam mit dem Quartiermanagement, der Alten Feuerwache, dem Bündnis Alter Meßplatz, dem Verein POW sowie Bürgerinnen und Bürgern. „Denkbar wären dort zum Beispiel Angebote für Kinder oder für Familien mit Kindern. Ein solches Angebot soll es bis zur Einrichtung der Baustelle für das Forum Deutsche Sprache geben. Ein niederschwelliger Beteiligungsprozess zur Erarbeitung des Zwischennutzungskonzepts soll Anfang 2025 starten.“
Diese Nachricht dürften die Akteurinnen und Akteure im Stadtteil gerne hören. Den dort sorgt man sich darüber, wie es mit dem südlichen Bereich des Messplatzes im nächsten Frühjahr und Sommer weitergeht. Deshalb hat das Aktionsbündnis Alter Messplatz für diesen Dienstag, 17. Dezember, 19 Uhr, alle interessierten Anwohner zum Austausch im Sitzungssaal in der Alten Feuerwache eingeladen. „Ein weiteres Jahr ,Wilder Westen’ in direkter Nachbarschaft zum ALTER können wir nicht akzeptieren“, heißt es in der Einladung. Auch Linse wird den Angaben zufolge bei dem Treffen dabei sein. „Die Unsicherheit darüber, wie es weitergeht, muss ein Ende finden“, meint Dennis Ewert, Sprecher des Aktionsbündnisses. Er ruft die Nachbarschaft und Anwohner dazu auf, ihre Ideen und Anregungen einzubringen.
Ermöglicht eine Sportanlage ein Verbot von Cannabis auf dem Alten Meßplatz?
Unterdessen prüft die Stadt Mannheim gemeinsam mit der Polizei, wie sie den Konsum von Cannabis auf dem Alten Meßplatz generell verhindern kann. Das neue Cannabisgesetz erlaubt den Erwerb und das Mitführen von bis zu 25 Gramm Cannabis - unabhängig davon, ob es auf dem Schwarzmarkt oder auf legalem Weg erworben wurde. „Nach den uns vorliegenden Erkenntnissen erschwert diese Regelung die Arbeit der Polizei erheblich und begünstigt den Drogenhandel auf dem Alten Meßplatz“, erklärt OB-Referent Linse. Nun wolle man schauen, „inwiefern die Regelungen des Cannabisgesetzes genutzt werden können, um auf dem Alten Meßplatz den Cannabiskonsum zu unterbinden“. Dies, so Linse, könnte durch die Einrichtung eines Kinderspielplatzes oder einer Sportanlage möglich sein. Im neuen Cannabisgesetz steht, dass der Konsum in Sichtweite solcher Einrichtungen verboten ist.
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