Mannheim. Zwischen Grillduft und Spaziergängern am Neckarufer, direkt an der Friedrich-Ebert-Brücke, ist plötzlich alles anders: Blaulicht flackert, Feuerwehrleute stehen bereit, ein Notarztwagen parkt strategisch – und mittendrin: Dr. Nina Haddad, die Heldin der ARD-Serie „Die Notärztin“, gespielt von Sabrina Amali. Für eine Woche verwandelt sich Mannheim in eine dramatische Kulisse. Es ist der 90. von insgesamt 108 Drehtagen – und die Stadt spielt dabei mehr als nur Nebenrolle.
Produzentin Sabine Tettenborn steht am Set, lächelt und schwärmt: „Die Menschen hier sind unglaublich freundlich. Wenn man sie bittet, kurz stehenzubleiben, machen sie das einfach. In Berlin meckern die Leute schon mal.“ Auch die Stadtverwaltung zeigt sich kooperativ – Genehmigungen, Absperrungen, Unterstützung: Alles läuft rund. „Wir sind da sehr zufrieden“, sagt sie. Im Frühjahr 2026 soll die zweite Staffel an den Start gehen.
ARD-Serie „Die Notärztin“ Mannheim ist nicht nur Kulisse, sondern Charakter
Dabei ist Mannheim nicht nur Kulisse, sondern Charakter. Gedreht wurde bereits vor dem Schloss, am Wasserturm, im Luisenpark. „Wir suchen Orte mit Wiedererkennungseffekt“, sagt Tettenborn. Trotzdem wird ein Teil der Serie in Berlin produziert – aus logistischen Gründen. Viele Schauspieler leben dort, und für kurze Einsätze wäre eine Reise nach Mannheim schlicht zu aufwendig. Selbst die „Mannheimer Feuerwache III“ existiert in Wirklichkeit in Berlin.
Doch die Illusion funktioniert. Location-Scout Mutlu Acar, selbst Mannheimer, kennt die Stadt wie seine Westentasche. „Wir müssen Drehorte finden, die einzigartig für Mannheim sind“, erklärt er. Besonders hilfreich: hohe Bauwerke wie der Fernmeldeturm oder das MVV-Hochhaus. „Je höher die Gebäude, desto größer der Radius, den ich anbieten kann.“ Auch die Friedrich-Ebert-Brücke ist ein Glücksgriff: „Der Neckar zeigt beide Seiten Mannheims – der Rhein tut das nicht.“
Zu sehen sein werden in Staffel zwei unter anderem der Spielplatz am MVV-Hochhaus, die Kurpfalzbrücke, die Quadrate, der Jungbusch, die Hafenpromenade, das Theresienkrankenhaus und der Hauptfriedhof. Mannheim spielt nicht nur Kulisse, sondern eine Hauptrolle.
Passanten schauen beim Dreh von „Die Notärztin“ in Mannheim erstaunt zu
Acar sorgt dafür, dass das Set nicht wie ein Fremdkörper wirkt. Er informiert Anwohner und Institutionen im Vorfeld, schafft einen „imaginären Schirm“ um das Geschehen. So können die Schauspieler in Ruhe arbeiten – und die Passanten staunen trotzdem. Einige Fußgänger stehen am Brückengeländer und schauen von oben auf die Filmszene: Ein Jugendlicher, der sich beim Grillen schwere Verbrennungen zugezogen hat. Störungen gibt es allerdings keine. „Wenn wir gut vorbereitet sind, ist die Neugier beim Dreh selbst nicht mehr so groß“, sagt er.
Manchmal wird die Illusion zu real: Während einer Unfall-Szene für Folge zehn hielt eine vorbeifahrende Transporterfahrerin das Geschehen für echt und fuhr prompt jemandem hinten drauf. Ein echter Unfall mitten im Dreh. Schauspieler Marcel Wilhelm, im echten Leben Sanitäter und Influencer, sowie Feuerwehrberater Jörg Hohmeier, waren sofort zur Stelle. Drehpause: 30 Minuten, bis die Rettungskräfte eintrafen.
Marcel Wilhelm, Künstlername „Masl“, bringt nicht nur Authentizität, sondern auch Expertise ans Set. Die Drehbücher sind schon sehr realistisch. Aber wenn er merkt, dass man eine Szene noch mehr optimieren kann, sorgt er für noch mehr Realität – etwa in einer Szene mit einer Patientin, die eine Panikattacke hat. „Obwohl meine Rolle in dieser Szene keinen Text hatte, habe ich gesagt, das wäre unrealistisch, wenn ich am Kopf bin, aber nicht beruhigend mit der Patientin reden würde. Es war allen klar, dass das gut ist. Ich sollte dann improvisieren und das machen, was ich im echten Leben auch machen würde.“
Auch wenn Marcel Wilhelm kein Mannheimer ist, so hat er doch ein Mannheimer Kennzeichen – ein kleines Augenzwinkern an seinen Künstlernamen „Masl“, den wollte er unbedingt als Kennzeichen haben: MA SL. Und auch wenn er kein Mannheimer ist, fühlt er sich der Stadt verbunden. „Ich mag die Atmosphäre hier. Die Leute sind offen, das merkt man sofort.“
Schauspieler der ARD-Serie „Die Notärztin“ schwärmen von der Region
Wer darauf hofft, den Stars aus der Medical-Serie in Mannheim zu begegnen, müsste allerdings viel Glück haben. Denn nach Drehschluss ist die Energie begrenzt. „Elf bis zwölf Stunden am Set – danach sitzt man im Hotel, geht essen, lernt sich privat kennen“, erzählt Wilhelm. Schauspieler Paul Zichner, der in der Serie den Rettungssanitäter Paul Raue spielt, zieht es ins Fitnessstudio, Paul Wollin an den Neckar. „Bei gutem Wetter kann man mich dort erwischen“, sagt er. Mannheim gefällt ihm, besonders die Schillertage haben Eindruck hinterlassen.
Hauptdarstellerin Sabrina Amali nutzte ihre freie Zeit für einen Abstecher zum Filmfestival Ludwigshafen. „Ich liebe das Festival über alles. Es ist eines der schönsten Festivals, die sind immer ausverkauft.“ Seit März steht sie als Dr. Haddad vor der Kamera. „Jetzt ist mittlerweile September und ich habe langsam das Gefühl, das ist mein Leben.“ Ob sie sich eine dritte Staffel vorstellen kann? „Ja, bitte!“, sagt sie lachend.
Und Produzentin Tettenborn? Die hat noch ein Ziel: „Ich habe gehört, dass hier am Neckar ein Schiff liegt, auf dem man toll essen kann. Da will ich unbedingt noch hin.“ Vielleicht wird auch das ja ein Drehort in der dritten Staffel – oder einfach ein wohlverdientes Feierabendvergnügen.
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