Mannheim. Mit Kinofilmen möchte Jörg van Bebber, Geschäftsführer vom Mannheimer Filmverleiher Drop-Out Cinema, ein Zeichen gegen den Rechtsruck in Deutschland setzen. Mit der Filmreihe „Kino gegen rechts“ kommt monatlich ein Film in Mannheim oder Heidelberg ins Kino, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Inoffizieller Startschuss für die Reihe war in der vergangenen Woche mit der Kinopremiere des ukrainischen Science-Fiction-Films „U Are The Universe“ im Atlantis-Kino in Mannheim.
„Wir machen schon seit zwei Jahren ein politisches Programm“, sagt van Bebber. Initialzündung war Ende Januar der Protest mit mehreren Tausend Menschen auf dem Alten Messplatz in Mannheim. Damals hatte im Bundestag die CDU mit der AfD für eine verschärfte Migrationspolitik gestimmt – ein Tabubruch, denn zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein Beschluss mit den Stimmen von einer vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuften Partei gefasst.
Viele Organisationen aus Mannheim und Heidelberg miteinander vereint
„Dadurch haben wir uns veranlasst gefühlt, das hier vor Ort in die Hand zu nehmen“, sagt van Bebber. Er habe sich mit „Mannheim gegen rechts“, „Mannheim sagt ja!“ und „Kein Schritt nach rechts“ in Heidelberg vernetzt. Gegen rechtes Gedankengut seien aber auch weitere Organisationen unterwegs, die ganz unterschiedliche Themen hätten, etwa queere Menschen, dich sich in ihren Rechten beschnitten fühlten. Das Ziel war es, diese Gruppen so hinter die Filmreihe zu bringen, um gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu machen. „Wir wollen viele Menschen in einem richtigen Kino zusammenbekommen, damit das nicht in einem kleinen Kulturzentrum stattfindet und wir Reichweite hinbekommen.“
„Kino gegen rechts“ sei so konzipiert, dass zu einem Film auch mal Referenten, etwa Filmemacher, kommen. Hierdurch erhofft sich van Bebber nicht nur Druck auf die AfD, sondern auch auf die CDU, da „ich diese auch in der Pflicht sehe und man nicht genau weiß, woher sie langgeht“. In der Tat werden immer wieder Stimmen innerhalb der CDU vor allem in den östlichen Bundesländern laut, die eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht kategorisch ausschließen und die „Brandmauer“ von Bundeskanzler Friedrich Merz gerne einreißen würden.
Filmreihe soll zeigen, dass „Sozialarbeit kein Wischiwaschi ist“
Ein Aspekt der Filmreihe wird etwa die Sozialarbeit sein, „die oft von der rechten Seite lächerlich gemacht wird“. Der Filmverleiher habe Dokumentarfilme im Programm, die zeigen würden, was Sozialarbeit bewirken kann – „und dass das nicht Wischiwaschi ist, sondern richtig harte Arbeit, die auch etwas produziert“. So könne man ganz viele weitere Themen nacheinander abarbeiten, die von der rechten Seite „und leider teilweise auch von der CDU, die populistisch mitzieht, negativ dargestellt werden“. Van Bebber fürchtet, dass am Ende der Politik von Bundeskanzler Merz die Zerstörung der CDU stehe. Dabei verweist er auch auf Länder wie Italien und Frankreich, in denen ehemalige große konservative Parteien und Bewegungen inzwischen nicht mehr existent sind oder ein Schattendasein fristen.
Nicht alle Filme werden aus dem Programm von Drop-Out Cinema kommen: „Wir haben nur einen kleinen Teil, und wir sind mit anderen Filmverleihern befreundet, bei denen ich auch nachfragen würde.“ In der Branche selbst gebe es schon länger einen Aufbruch gegen Rechts. So sei diese Programmatik etwa auch das Top-Thema der Filmkunstmesse in Leipzig, die vom 22. bis 26. September stattfindet. „Dort sind so viele politische Dokumentarfilme unterwegs, wie noch nie. Vielleicht kommt da auch zufällig etwas mit auf den Weg“, sagt van Bebber.
Die ersten beiden Filme des Programms stehen fest
So habe er selbst den Film „Die Möllner Briefe“ aus diesem Jahr noch nicht gesehen, der sich mit dem rassistischen Brandanschlag in Mölln im November 1992 befasst, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Der Film zeige die Ereignisse aus der Perspektive und des Lebens des damals siebenjährigen Ibrahim Arslan, der seine Schwester, seine Cousine und seine Großmutter verlor. „Das ist natürlich ein gutes Thema für unsere Reihe“, sagt der Filmverleiher.
Das zeigt, dass die Filmreihe noch nicht final konzipiert ist. Die ersten beiden Filme stehen hingegen schon fest. Gestartet wird mit dem Film „Kein Land für Niemand“, der am Freitag, 3. Oktober, in die Kinos kommt. Einen Tag zuvor wird er bereits mit Gästen um 18 Uhr im Gloria-Kino in Heidelberg gezeigt. Zum offiziellen Kinostart am Einheitstag ist er ebenfalls um 18 Uhr im Atlantis-Kino in Mannheim zu sehen. Der Dokumentarfilm begleitet Rettungsmissionen im Mittelmeer und zeigt die katastrophalen Zustände in den Lagern für Geflüchtete. Gleichzeitig blickt der Streifen auch auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland.
Der zweite Film steht mit „Sisterqueens“ ebenfalls schon fest – und zwar für Samstag, 11. Oktober, 13 Uhr, im Gloria. Der Dokumentarfilm handelt von drei jungen Mädchen, die in Berlin an einem Rap-Projekt teilnehmen und deren Lieder Feminismus, Diskriminierung und Gruppenzusammenhalt thematisieren. „Der Kinostart war bereits im vergangenen Jahr. Es können also auch ältere Filme Teil der Reihe werden. Man muss schließlich die besten Filme zu jedem Thema heraussuchen.“
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