Kino

Ukrainischer Film „U Are The Universe“ startet in Mannheim

Trotz des Krieges hat Pavlo Ostrikov seinen Film fertiggestellt. „U Are the Universe" feiert nun in Mannheim Premiere - und startet die „Filme gegen rechts“.

Von 
Christian Gerards
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Freuen sich über die Kino-Premiere von „U Are The Universe“ im Atlantis-Kino (v.l.): Übersetzer Alex Zharkov, Ralph Kaiser von der Mannheimer Ukrainehilfe, Filmverleiher Jörg van Bebber, Regisseur Pavlo Ostrikov und Stadtrat Gerhard Fontagnier. © Christian Gerards

Mannheim. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine konnte man für kleines Geld vom Borispol-Airport bei Kyiv in unter drei Stunden auf dem Baden-Baden-Airport landen. Eine weitere gute Stunde später war man mit dem Wagen in Mannheim. Diese Woche musste Regisseur und Drehbuchautor Pavlo Ostrikov hingegen wegen des Kriegs in seinem Land mit dem Zug in die polnische Hauptstadt Warschau fahren, dann mit dem Flieger nach Frankfurt und weiter mit dem ÖPNV, um am Donnerstagabend im Atlantis-Kino der Premiere seines Science-Fiction-Films „U Are the Universe“ beizuwohnen. Eine kleine Odyssee, die sich gemessen an dem Applaus, den er von den rund hundert Zuschauern für sein Werk erhielt, durchaus gelohnt hat.

Wir hatten das Glück, dass wir die meisten Szenen schon vor der Invasion gedreht hatten.
Pavlo Ostrikov Regisseur „U Are the Universe“

Die Produktion des Films hat zehn Jahre gedauert, berichtete Ostrikov. War es zunächst die Corona-Pandemie, die den Film bremste, kam am 24. Februar 2022 der Einmarsch der russischen Armee in den Osten seines Heimatlandes hinzu. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ostrikov schon den größten Teil des Filmes gedreht, nur noch wenige Szenen musste er unter Kriegsbedingungen aufnehmen.

Allerdings ist damit ein Kinofilm noch nicht erstellt: „Wir hatten das Glück, dass wir die meisten Szenen schon vor der Invasion gedreht hatten. Wir mussten noch 34 Szenen im ,Weltall‘ drehen. Dazu kam die komplette Post-Production. Das Ganze hat drei Jahre Zeit gekostet“, berichtete der Regisseur über seinen ersten längeren Film.

„U Are The Universe“: Viele Film-Mitarbeitende sind in den Krieg gezogen

Filmemachen sei unter Kriegsbedingungen sehr schwierig. „Das ist derzeit eine Katastrophe. Deswegen werden fast nur Dokumentarfilme gedreht. Die sind viel günstiger“, sagte Ostrikov. Gelder, um den Film final zu realisieren, seien auch vom Europäischen Solidaritätsfonds für den ukrainischen Film gekommen.

Und dann seien da noch die zahlreichen Stromausfälle aufgrund der russischen Angriffe gewesen: „Es war ein Albtraum für das Produktionsteam, denn wenn die Elektrizität weg war, mussten wir die Szenen noch einmal von vorne beginnen. Das war der schwierigste Teil.“ Dazu kam, dass es schwer gewesen sei, das Produktionsteam zusammenzuhalten, da einige von ihnen in den Krieg zogen. Ein Mitarbeiter, der für die Effekte zuständig war, sei sogar im Krieg gefallen.

Der Film selbst handelt von einem Astronauten (gespielt von Volodymyr Kravchuk), der – nur von einem sprechenden Bordcomputer als Helfer begleitet – radioaktiven Abfall im weit entfernten Weltall verklappt. Während seiner dritten der jeweils vier Jahre dauernden Touren explodiert die Erde und es scheint, dass er der einzige überlebende Mensch ist.

Dann meldet sich eine Französin, die sich 720 Millionen Kilometer entfernt in einer Forschungsstation befindet. Der Astronaut versucht, dorthin zu kommen, auf der Reise verliebt er sich in die Unbekannte. „Es ist ein Film über das Ringen um Sinn – und darüber, weiterzumachen, selbst wenn man längst besiegt scheint“, heißt es dazu in der Ankündigung.

Startschuss für eine Reihe „Filme gegen rechts“ in Mannheim und Heidelberg

„Kultur bringt auch die Menschen in Mannheim zusammen – dazu tragen auch und besonders Kino und Film bei“, sagte Stadtrat Gerhard Fontagnier (Grüne) in Vertretung für Oberbürgermeister Christian Specht. Er berichtete, dass mit dem Film auch der Startschuss für eine Reihe „Filme gegen rechts“ in Mannheim und Heidelberg gefallen sei.

„Mannheim ist seit mehr als 400 Jahren Einwanderungsstadt. Sie steht für Vielfalt und Zusammenhalt. So unterstützen wir nach Kräften auch diejenigen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind. Mittlerweile sind das fast 6.000 Menschen“, sagte Fontagnier weiter. Mannheim verstehe sich trotz finanzieller Probleme, die aktuell die Stadt belasten würden, als Kulturstadt.

Premiere des Films „U Are the Universe“ soll in Mannheim lebende Ukrainer sichtbar machen

Jörg van Bebber, Geschäftsführer vom Mannheimer Filmverleih Drop-Out Cinema, der in enger Zusammenarbeit mit der in Deutschland lebenden ukrainischen Community den Film herausbringt, meinte, dass die Filmpremiere auch die nach Mannheim geflüchteten Ukrainer sichtbar machen würde. „Hass und Ausgrenzung sind hier in Deutschland auch gegenüber der ukrainischen Community zu spüren – und leider nicht nur aus Kreisen der AfD“, betonte van Bebber.

So habe Bundeskanzler Friedrich Merz ihnen Sozialtourismus vorgeworfen, man würde sich hier das Bürgergeld holen, um dann in die Ukraine zu fahren, um dort ein schönes Leben zu haben. Das hatte Merz in der Tat im September 2022 gesagt, sich aber im Anschluss daran für seine Wortwahl entschuldigt. Es gebe laut van Bebber auch Stimmen innerhalb der CDU, die nach einem möglichen Frieden eine schnelle Abschiebung wollen.

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Doch zurück zum Film und seinem Regisseur Ostrikov, der zuvor sechs Kurzfilme gedreht hat. „2015 habe ich mit dem Film als Drehbuchautor begonnen. Das war ein langer Prozess und ein großer Teil meines Lebens. Jetzt weiß ich gar nicht, was ich ohne das Projekt machen soll“, sagte er. Aber er habe natürlich schon eine Idee für einen weiteren Film. Nach der Kinostart-Premiere ging es für ihn zunächst weiter nach Heidelberg. Dann reist er nach Berlin, um jeweils der Vorführung seines Films ebenfalls beizuwohnen.

Zu sehen ist der Film „U Are The Universe“ im Atlantis am Sonntag, 7. September, um 11 Uhr und am Mittwoch, 10. September, um 18 Uhr. Auch in den großen Programmkinos wird der Film zu sehen sein.

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