Jüngst haben Experten die zehn besten Stephen-King-Adaptionen gewählt: Anlässlich des Kinostarts von „The Life of Chuck“ lancierte der Berliner Verleih Tobis eine Umfrage nach der ultimativen Stephen-King-Verfilmung, bei der mehr als 100 heimische Kulturautorinnen und -autoren teilnahmen. Wenig überraschend gewann „Shining“ (1980). Wohl zum Ärger von „Onkel Stevie“ – so nennt sich der Schriftsteller gerne, wenn er als Kolumnist oder Rezensent in Erscheinung tritt –, der schon mehrfach geäußert hat, dass Stanley Kubricks Adaption überhaupt nicht seinen Vorstellungen entspräche.
Auf Platz zwei landete Frank Darabonts „Die Verurteilten“ (1994) – auf der Internet-Plattform IMDb laut Nutzerbewertung der beste Film aller Zeiten –, auf Platz drei Brian De Palmas „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ (1976). Der geteilte Platz vier ging an die beiden Rob-Reiner-Filme „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“ (1986) und „Misery“ (1990), gefolgt von „The Green Mile“ (1999) von Darabont, der es zudem mit „Der Nebel“ (2007) noch auf Rang zehn schaffte. Interessant, dass sich – mit der Ausnahme von „Carrie“ – unter den Favoriten die eher anspruchsvollen Leinwandbearbeitungen durchsetzten, die blutigen, auf Schock und Grauen setzenden Produktionen im geschlagenen Feld landeten. In diesem Zusammenhang wäre es spannend zu wissen, wie eine entsprechende Abstimmung unter King-Fans ausgegangen wäre. Wie auch immer.
Film basiert auf einem 1979 unter Pseudonym veröffentlichten Buch des „King of Horror“
Nun steht mit „The Long Walk – Todesmarsch“ die nächste – inzwischen sind es weit über 100 (!) – King-Bebilderung an. Francis Lawrence, Experte für dystopische Unterhaltung – siehe „Die Tribute von Panem“-Reihe oder das Will-Smith-Endzeitabenteuer „I Am Legend“ –, hat sich dazu für ein frühes Buch des „King of Horror“ entschieden, das dieser 1979 noch vor seinem endgültigen Durchbruch unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlichte. Auf Empfehlung des Produzenten Akiva Goldsman („Der Dunkle Turm“) hat er sich des Stoffes angenommen, das Skript wurde von JT Mollner („Outlaws and Angels“) verfasst.
Mit einer entscheidenden Änderung: Ursprünglich als Allegorie auf den Vietnamkrieg gedacht, spiegelt sein Drehbuch die Zustände in den heutigen USA wider –ohne dies explizit auszudrücken. Dennoch wird dies ganz offenkundig, etwa wenn „The Major“ (Mark Hamill) davon spricht, dass es darum gehe, das Land – in Donald Trumps Sinn – wieder groß zu machen. Von einem vergangenen großen Krieg ist die Rede. Jetzt ist Wiederaufbau angesagt, befehligt von einem totalitären Regime. Dazu ist jedes Mittel recht. Auch Propaganda.
Wie der im Fernsehen übertragene „Todesmarsch“. 50 junge Männer – einer pro Bundesstaat – haben sich gemeldet. Es gilt so lange zu gehen, bis nur einer übrig ist. Einen Wunsch hat der Sieger frei, eine Siegerprämie in nicht genannter Höhe winkt. Die Regeln sind einfach: Drei Meilen pro Stunde müssen zurückgelegt werden. Ohne Pause. Wer das Tempo nicht halten kann, wird erschossen.
Mark Hamill
Mark Hamill ist seit seiner Rolle als Luke Skywalker der „Star Wars“-Franchise Kult. Als viertes von sieben Kindern wurde er 1951 in Oakland geboren. Da sein Vater Captain der US-Navy war, wuchs er an verschiedenen Orten in den USA und Japan auf.
Nach dem Schulabschluss 1969 in Yokohama kam er nach Kalifornien und studierte Schauspiel am „Los Angeles City College“. In den 1970er Jahren fand er beim Fernsehen Beschäftigung, war unter anderem in Serien wie „Bill Cosby“ , „General Hospital“ oder „Petrocelli“ zu sehen.
Sein Leinwanddebüt ermöglichte ihm 1977 George Lucas in „Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung“ und übertrug ihm als „Sternenwanderer“ die Rolle seines Lebens. In weit über 350, häufig unbedeutende Parts – darunter Musikclips und Videospiele – ist Hamill seitdem geschlüpft, erwähnenswerte Auftritte absolvierte er in Samuel Fullers „The Big Red One“, John Carpenters „Das Dorf der Verdammten“ oder jüngst als Albie Krantz in „The Life of Chuck“.
Der Synchronsprecher des Joker in der Zeichentrickserie „Batman“ besitzt einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fam e, zu seinen Preisen zählen ein BAFTA Award und ein Daytime Emmy. geh
Auf eine Handvoll junger Männer, darunter Raymond (Cooper Hoffman), Peter (David Jonsson), Hank (Ben Wang) und Arthur (Tut Nyuot), konzentriert sich die Handlung. Auf ihre Interaktion, ihre Beweggründe. Freundschaften werden geschlossen, Feindschaften schwelen auf, das Musketier-Motto wird beschworen: „Alle für einen, einer für alle!“ All das vollzieht sich unter dem strengen Blick des Majors. Sonnenbrille, Dreitagebart, ordinärer (Kasernenhof-)Ton. Im Panzer begleitet er die Truppe, unterstützt von ein paar Soldaten, die die „Verlierer“ per Kopfschuss eliminieren.
Durch „God's Own Country“ geht es, durch menschenleere Landschaften, vorbei an Tierkadavern und einem Friedhof, durch scheinbar verlassene Ortschaften. Bei brütender Hitze, bei strömendem Regen … Wenig Action, viele Worte.
Eine Reflexion über den Verlust des amerikanischen Traums
Jo Willems („Hard Candy“) hält seine Kamera funktional auf Augenhöhe, spärlich begleitet von Jeremiah Fraites' („Happy Deathday“) düsterem Score. „Das Geheimnisvolle“ hat den Filmemacher interessiert: „Wann spielt das Ganze, was ist passiert? Hat alles vielleicht mit dem Verlust des amerikanischen Traums begonnen?“
Das ist mehr als ein purer Thriller. Eine Reflexion über unsere Welt, was aus ihr geworden ist oder was noch aus ihr werden könnte. Die Gewalt hält sich in Grenzen. Wenn sie jedoch explodiert, trifft sie einen wie ein Faustschlag. Ein Männerfilm mit Hollywoods angesagter jungen Garde, ethnisch korrekt gemischt: Hoffman („Licorice Pizza“), Wang („Karate Kid: Legends“), Jonsson („Alien: Romulus“). Eine tragende Nebenrolle als einzige Frau füllt Judy Greer („Ant-Man“) als Raymonds besorgte Mama, ein etwas 14-jähriges Mädchen ist kurz am Straßenrand zu sehen. Ein selbstgemaltes Bild hält sie hoch. Darauf steht zu lesen, dass sie Raymond die Daumen hält, in ihn verliebt ist. Manche Dinge ändern sich trotz (möglicher) Apokalypse nicht. Typisch Stephen King.
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