"Neue Mitte" kann kommen

Manne Lucha in Mannheim: 40 Millionen Euro fürs Klinikum

Ende 2022 skandierten Beschäftigte des Mannheimer Klinikums in Stuttgart "Manne, rück die Kohle raus!" Nun hat Gesundheitsminister Manne Lucha einen Scheck über 40 Millionen Euro für die "Neue Mitte" überreicht

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Steffen Mack
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Voller Freude: Regina Jutz (v.l.), Hans-Jürgen Hennes, Christian Specht, Manne Lucha, Ralf Heller, Freddy Bergmann und Achim Weizel im Apothekengebäude. © S. Mack/UMM

Mannheim. Der Minister fährt im Regen vor. Doch er bekommt keinen einzigen Tropfen ab. Vor der Apotheke im Mannheimer Klinikum wartet ein sehr freundlicher Herr auf Manne Lucha, der ihm gleich selbstlos seinen Schirm hinhält, damit der Grüne im Trockenen aus dem Auto steigen und sein Jacket anziehen kann. „Noch nie habe ich jemanden so gerne beschirmt“, schwärmt Christian Specht. Das sei der schönste Moment in seiner rund 100-tägigen Amtszeit als Oberbürgermeister. „Augen auf bei der Berufswahl“, empfiehlt Lucha.

Aber auch Freddy Bergmann, Geschäftsführer der Universitätsmedizin Mannheim, zeigt sich ein Stockwerk höher bei der Begrüßung des Stuttgarter Gesundheitsministers ganz sicher, dass der Himmel an diesem Tag vor Freude weint. Ebenso wie sein Kollege Hans-Jürgen Hennes und Specht dankt er Lucha überschwänglich für dessen Mitbringsel: einen Scheck, den einzulösen jedem Bank-Mitarbeiter den Schweiß auf die Stirn treiben würde. 39,7 Millionen Euro stehen darauf, wie es sich gehört als Wort und als Zahl.

Ein Teil des Geldes wird nun in die Aufstockung der Apotheke fließen, als erster Schritt hin zur „Neuen Mitte“. Der Rest ist für die weitere Planung dieses Großbauprojekts.

Lucha gilt als Gegner einer Fusion mit Heidelberger Uniklinik

Im Juni 2017 war Lucha letztmals im Klinikum. Da hatte er einen Scheck über fünf Millionen dabei, ebenfalls zur Planung der „Neuen Mitte“. Noch mehr freuten sich die Verantwortlichen - damals waren es noch zwei andere Geschäftsführer und ein anderer Oberbürgermeister - über die Zusage des Ministers, „50 Prozent plus X“ der förderfähigen Gesamtkosten zu übernehmen.

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Seinerzeit hieß es, fertig sein solle die „Neue Mitte“ 2024. Dass mit den Bauarbeiten noch nicht mal begonnen werden konnte, lag an der lange ungewissen Zukunft der Universitätsmedizin. Lucha gilt als erbitterter Gegner der gewünschten Fusion mit der Heidelberger Uniklinik. Weil die vom Land getragen wird, wollte er für das Bauprojekt benötige Mittel aus seinem Fonds für kommunale Krankenhäuser nicht mehr freigeben. Dafür bedachten ihn Klinikum-Beschäftigte im Dezember 2022 bei einer Kundgebung vor dem Landtag mit Plakaten und Sprechchören: „Manne, rück die Kohle raus!“

So soll das aufgestockte Apothekengebäude (Haus 25 mit der Rückenseite direkt an der Röntgenstraße) bis 2027 aussehen. Die Kosten werden auf 53 Millionen taxiert. © UMM

Anders als zwei Kabinettskollegen kam der Gesundheitsminister nicht zu den Protestierenden nach unten. Die mittlerweile gefundene Verbundlösung mit Heidelberg wird aber auch von ihm mitgetragen. Offiziell jedenfalls. Im Apothekengebäude versichert Lucha nun, sie würden alles tun, das Gelingen des Projekts zu unterstützen. Er nimmt gar Anleihen bei John F. Kennedy und versichert auf Schwäbisch: „I bin en Mannemer!“

Betriebsratschef Ralf Heller ist "Lieblings-Fanclubvorsitzender“

Als Mannheimer-Liste-Stadtrat Achim Weizel und seine Grünen-Kollegin Regina Jutz, beide im Klinikum-Aufsichtsrat, mit zur Scheckübergabe gebeten werden, gönnt sich Lucha allerdings eine kleine Spitze: Er habe ja früher als Kommunalpolitiker auch schon viel mit der Schließung und Konzentration von Krankenhäusern zu tun gehabt. Da wird Spechts Gesicht sehr ernst.

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Betriebsratschef Ralf Heller, der die Proteste auf dem Stuttgarter Schlossplatz initiierte, wird von Lucha mit Raubtier-Lächeln als „mein Lieblings-Fanclubvorsitzender“ begrüßt. Fürs Foto befiehlt er ihn ebenso an seine Seite wie anschließend beim Sektempfang, wo er unter vier Augen mit ihm prosten will.

Heller hat Lucha auch schon zwei Mal eingeladen, die Beschäftigten im Klinikum zu besuchen und ihnen seine Vorbehalte gegen eine Fusion zu erklären. Hat er nicht gemacht. Kritisieren will Heller den Minister diesmal allerdings auf „MM“-Nachfrage nicht: „Heute jubilieren wir.“

Verbund kommt erst 2025

So richtig voran geht es indes immer noch nicht mit dem Verbund. Wie Denise Burgert vom federführenden Wissenschaftsministerium auf Anfrage mitteilt, läuft es mit dem Bundeskartellamt schwieriger als erwartet. Da dieses ein mehrmonatiges Hauptprüfverfahren in Aussicht gestellt habe, müsse der Antrag sehr sorgfältig vorbereitet werden. Somit werde der Verbund erst „voraussichtlich 2025 starten“ können. Ursprünglich hieß es, er solle im ersten Quartal 2024 fertig sein.

Das Siegermodell aus dem Architektenwettbewerb für die „Neue Mitte“. Den Kern bilden drei neu zu bauende, sechsstöckige Häuser, die miteinander verbunden sind. © UMM

Immerhin kann es nun mit der „Neuen Mitte“ richtig losgehen. Als Erstes wird das Apothekengebäude um zweieinhalb Stockwerke erhöht. Dann sollen auch bis Anfang 2027 die Institute für Mikrobiologie, Klinische Chemie und Pathologie einziehen. Deren bisherige Gebäude werden ebenso wie weitere, inklusive des Patientenhauses, nach und nach abgerissen. Dafür sollen in der Mitte drei große sechsstöckige, miteinander verbundene Häuser entstehen, als neuer Kern des Krankenhauses.

Gesundheitsplattform Rhein-Neckar: Lucha hält Vortrag 

Die Kosten der „Neuen Mitte“ wurden schon 2019 auf mehr als eine halbe Milliarde taxiert. Eine neuere Zahl gibt es laut Bergmann nicht. Aber wie sich der allgemeine Anstieg der Baukosten da ausgewirkt haben könnte, lässt sich an der Apotheke erahnen: Da sind aus 35 Millionen mittlerweile 53 geworden. Auf die „Neue Mitte“ lässt sich das nicht einfach umrechnen. Aber wenn, wären es eine Dreiviertel Milliarde Euro.

Die Frage, ob seine 50-Prozent-plus-X-Zusage noch gilt, bejaht Lucha im Gespräch mit dem „MM“. Er wolle soviel der förderfähigen Kosten übernehmen wie rechtlich möglich, es könnten auch 60 Prozent plus X sein.

Dann muss der Minister weiter, er hält auf Einladung der Gesundheitsplattform Rhein-Neckar einen Fachvortrag in Mannheim. Specht verrät, als sie davon erfahren hätten, sei ihnen die Idee gekommen, Lucha vorher noch schnell zur Scheckübergabe zu bewegen. Hat ja nun prima geklappt. Und es regnet danach sogar fast gar nicht mehr.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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