Auerochse und Riesenhirsch werden kommen, Höhlenlöwe, Flusspferd und Mammutbaby: Mit einer speziellen Ausgabe ihrer erfolgreichen Ausstellung „Eiszeit-Safari“ beteiligen sich die Reiss-Engelhorn-Museen (REM) an der Bundesgartenschau 2023.
In der U-Halle auf dem Spinelli-Areal wollen sie damit einen Beitrag leisten, Klimawandel und Klimaforschung anschaulich darzustellen – passend zu den Buga-Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Ernährung.
Kieswirtschaft mischt mit
„Wir arbeiten dabei Hand in Hand mit den REM“, erklärt die zuständige Projektmanagerin der Bundesgartenschau, Ruth Kautz. Die Buga freue sich sehr über diesen Beitrag, „der in besonderem Maße zu unserem Leitthema Klima passt – und das mit Bezügen zur Mannheimer Region“, so Kautz.
„Es ist wahnsinnig interessant zu sehen, wie sich die Wechsel von erdgeschichtlichen Warm- und Kaltzeiten bis heute auf unsere Landschaft auswirken.“
Und genau das wollen die Reiss-Engelhorn-Museen verdeutlichen – gemeinsam mit der Initiative „KIWI – Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein“ sowie dem Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg. „Ohne die könnten wir das nicht“, äußert sich Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, dankbar.
Die Industrie helfe, „ein paar Tonnen“ Kies auf dem Spinelli-Areal anzuliefern und dort die riesige Schaufel eines Schwimmbaggers sowie einen bei Baggerarbeiten ausgegrabenen Baumstamm als Blickfang zu platzieren. Denn ohne die vielen zur Gewinnung von Sand und Kies als Rohstoff in den 1960er und 1970er Jahren angelegten Baggerseen gebe es viele Ausgrabungen nicht – und damit auch viele Kenntnisse nicht, welche die Wissenschaft heute habe.
Tier-Rekonstruktionen
„Wir wollen schon außerhalb der U-Halle anfangen“, erklärt Rosendahl das Ausstellungskonzept. In der U-Halle selbst bespiele das Museum dann 600 Quadratmeter – und damit etwas weniger als die 1000 Quadratmeter, welche die „Eiszeit-Safari“-Ausstellung umfasste, als sie von Sommer 2021 bis Februar im Museum Weltkulturen zu sehen war.
Schwerpunkte auf der Bundesgartenschau stellen natürlich wieder die lebensechten Rekonstruktionen jener Tiere dar, die zur Eiszeit in der Region lebten. Hinzu kommen Skelette sowie einzelne Exponate der „Sammlung Reis“.
2016 hatte der Seniorchef der Sektkellerei Deidesheim, Klaus Reis, seine komplette Privatsammlung mit mehr als 20 000 meist eiszeitlichen Knochen, Schädeln, Gebissresten und Stoßzähnen, die er aus Baggerseen und am Rheinufer ausgrub, als Zustiftung den Reiss-Engelhorn-Museen übertragen. Die kamen damit schlagartig unter die Top Ten der Museen mit eiszeitlicher Sammlung.
Mannheimer erfand den Begriff "Eiszeit"
Aber Rosendahl geht es um mehr als nur darum, spektakuläre Tiere und Knochenfunde zu zeigen. Entscheidend ist für ihn, zu belegen, dass Mannheim wichtiger Standort der Klimaforschung war und ist. Schließlich war es der gebürtige Mannheimer Karl Friedrich Schimper (1803-1867), der den Begriff „Eiszeit“ prägte und später sogar die Paläo-Klimaforschung begründete.
Zur Buga werden die Reiss-Engelhorn-Museen daher eine Nachbildung seiner Büste ebenso zeigen wie das Dokument, in dem er erstmals den Begriff „Eiszeit“ verwendete.
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„Fieberkurve der Erde“ in Arbeit
Zudem möchte Rosendahl veranschaulichen, warum Mannheims geologischer Untergrund – die oberen Ablagerungen des nördlichen Oberrheingrabens – eines der wichtigsten kontinentalen Klimaarchive Europas darstellt. „Mannheim-Formation“ wird sie von Geologen genannt, und aus den darin eingeschlossenen Pollenresten, Funden alter Werkzeuge, Knochen oder ganzen Skeletten können Forscher den Klimawandel über Jahrtausende sehr gut nachvollziehen.
Eigens für die Bundesgartenschau werde er auf der Basis dieser Forschungsergebnisse ein Klimadiagramm der zurückliegenden 400 000 Jahre zeigen, „eine Art Fieberkurve der Erde“, kündigt Rosendahl an.
Zusage von Japan
Für die Präsentation auf der Bundesgartenschau verschiebt er ein bereits fest verabredetes Gastspiel der „Eiszeit-Safari“. 2023 sollte sie im Frühjahr nach Kempten gehen, „das beginnt nun erst im Oktober 2023 – aber nach der Bundesgartenschau müssen wir dann binnen einer Woche alles abgebaut und abtransportiert haben“, erklärt Rosendahl. Aber das ist das „Eiszeit-Safari“-Team gewohnt.
Rosendahl hatte die Sonderschau schon 2016 erstmals in der Festung Ehrenbreitstein Koblenz gezeigt – was 350 000 Besucher anlockte. Danach ging sie in 82 Kisten und mit sechs 40-Tonnern auf Tournee zu sechs weiteren Standorten in Deutschland, ehe sie 2021 in Mannheim – optisch und inhaltlich aufgewertet sowie um neue Forschungsergebnisse ergänzt – zu sehen war. Ab 2025 soll die „Eiszeit-Safari“ dann eine ganz lange Reise antreten – nach Japan. „Die Zusage ist da“, freut sich Rosendahl, der bereits seine Mumien-Ausstellung nach Japan verkauft hatte.
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