Maimarkt

Maimarkt eröffnet: Einmal wird der Minister nass

Zwischen Genuss und Handwerk: Beobachtungen beim Eröffnungsrundgang des Maimarktes mit Minister Hauk und Oberbürgermeister Specht.

Von 
Peter W. Ragge
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Vor dem Eingang drängen sich die Besucher, die auf Einlass warten bei der Eröffnung des Maimarkts 2025 in Mannheim. © Michael Ruffler

Mannheim. Genau so ist es: „Wie die Pferde im Stall von Peter Hofmann beim Reitturnier mit den Hufen scharren, so sind die Mannheimer beim Maimarkt: Sie wollen rein“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht später im Festzelt. Und so ist es vorher zu beobachten am Eröffnungstag kurz vor 9 Uhr, ehe sich die Tore erstmals zum Maimarkt öffnen. Die große Fläche vor dem Haupteingang steht voller Menschen, voller Vorfreude und Erwartung. Am ersten Tag sind es 22.000 Besucher - tausend mehr als am Eröffnungstag des Vorjahres, und auch am Sonntag ist der Andrang schon morgens groß. Viele tragen Rucksäcke, die noch leer sind - aber bald gefüllt werden mit Produkten und Prospekten an den Ständen der über 1000 Aussteller.

Maimarkt 2025: „Eintrittspreis stabil und der Maimarktbecher ist nicht teurer geworden“

Dass diese Zahl wieder erreicht ist, sei angesichts der Rezession in der Wirtschaft „nicht selbstverständlich“, dankt Specht der Familie Goschmann, die seit 1962 mit ihrer Mannheimer Ausstellungsgesellschaft (MAG) den Maimarkt ausrichtet, und macht ihr „ein großes Kompliment“. Nun freut er sich auf „wunderbare elf Tage“ und rechnet damit, dass vom Maimarkt eine Aufbruchstimmung ausgehe, dass er „als Turbo für die Wirtschaft“ wirkt. Beste Voraussetzungen dafür sieht er gegeben: „Die Waren hier sind zollfrei, trotz der städtischen Haushaltskrise“, scherzt Specht, „der Eintrittspreis stabil und der Maimarktbecher ist nicht teurer geworden“.

Hier gibt es gute Milch: OB Christian Specht, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und Minister Hauk bei den Landfrauen bei der Eröffnung des Maimarkts. © Michael Ruffler

Die Spezialität aus Erdbeeren, Bayerisch Creme, Sahne und Biskuit steht für Genuss - und damit den Aspekt, der Landwirtschaftsminister Peter Hauk wichtig ist. Er wirbt in seiner Eröffnungsrede dafür, regionale Produkte einzukaufen und damit die heimische Landwirtschaft zu stärken. Aber in Baden-Württemberg wolle man „nicht einfach nur Essen zu sich nehmen“, meint Hauk: „Wir haben den Anspruch, zu genießen!“ Und dafür steht die Halle des Landes, wo 16 einheimische Produzenten vertreten sind - von Maultaschen über Schriesheimer Wein und Hochprozentiges oder Obst vom Bodensee bis zu vielfältigen Produkten aus Quitten von der Bergstraße. Die Spargelhoheiten Silja und Martin aus Graben-Neudorf sowie Bürgermeister Christian Eheim überreichen Körbe mit dem „weißen Gold“ an Minister und Oberbürgermeister, und dann dürfen sie weiter genießen: Milchmixprodukte mit Beeren, mit Erdbeeren, mit Mokka. Serviert wird das von den Landfrauen aus Feudenheim. Alle 16 Ortsverbände des Kreisverbandes beteiligen sich am Maimarkt, erklärt Petra Nastainczyk, Präsidiumsmitglied des Landesverbandes, als sie die frische Stärkung reicht.

Maimarkt ist nicht nur „Schaufenster der Region“

Doch nichts gegen Genuss – der Maimarkt ist nicht nur „Schaufenster der Region“, wie es Hauk fomuliert. Er dient ebenso als „wichtige Plattform für den Austausch“, wie Specht in der Eröffnungsrede betont. Das nutzt zum Beispiel das Universitätsklinikum Mannheim gerne. „Es ist eine tolle Gelegenheit, uns zu präsentieren“, sagt Hans-Jürgen Hennes, Ärztlicher Direktor. Mit täglich wechselndem Programm würden die verschiedenen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der Universitätsmedizin gezeigt, „und wir finden hier große Resonanz, weil es hier nicht so angstbesetzt ist“, verweist er darauf, dass etwa bei Kindern die Scheu vor Arzt und Krankenhaus wegfalle. Sie lassen sich sogar gerne mal zur Probe den Arm eingipsen. So weit will der Oberbürgermeister dann doch nicht gehen. Dafür spielt er Arzt: Mit Michael Boettcher, Direktor der Kinderchirurgischen Klinik, versucht er sich an einer Minimalinvasiven Operation und holt Gummibärchen aus einem – vermeintlichen – Bauch, während Robert Patrick Finger, Direktor der Augenklinik, beim Minister den Augeninnendruck misst. „Alles ok“, sagt der zufrieden.

Da wird die Prominenz nassgespritzt vom fahrenden Hydranten am Stand vom „Schulterschluss“. © Michael Ruffler

Dann werden beide nass - dank dem ferngesteuert fahrenden Hydranten-Roboter, der auf Knopfdruck einen feinen Wasserstrahl auf die Prominenz loslässt. „Robby“ ist eine von vielen Attraktionen vom „Schulterschluss“. „Eine Leistungsschau unserer Blaulichtfamilie“, wie Oberbürgermeister Specht das Engagement von Feuerwehren und Hilfsorganisationen lobt. Auch die Polizei ist stark vertreten, mit täglich wechselndem Programm. In ein besonderes Fahrzeug, einem Gator mit Elektroantrieb von John Deere, wollen sich Minister und Oberbürgermeister gleich mal reinsetzen. Er war eigens für die Bundesgartenschau 2023 beschafft worden und steht der Mannheimer Polizei nun wieder als Blickfang zur Verfügung - nur damit herumfahren darf sie nicht. „Er hat keine Straßenzulassung“, hören die Politiker verwundert.

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Am Eröffnungstag sind am Stand der Blaulichtfamilie besonders die Jugendfeuerwehren aktiv. Deren Mitglieder laden den Minister ohne Scheu einfach mal ein, ihnen zu helfen beim Basteln von Buttons. „Ja, ganz gut“ habe sich der Politiker angestellt, meint danach Dana Pistorio von der Jugendfeuerwehr Friedrichsfeld, während Timon Rolke von der Jugendfeuerwehr Feudenheim nicht ganz so begeistert klingt. „Verbesserungsfähig“ sei die Leistung des Ministers an der Buttonmaschine, meint er knapp.

Dafür wird er in der Halle der Metropolregion gelobt. Für den Verband Region Rhein-Neckar begrüßt Verbandsdirektor Ralph Schlusche den Minister, und aus dessen Heimat ist auch Landrat Achim Brötel aus dem Neckar-Odenwald-Kreis gekommen. „Nach Ihrem klaren Bekenntnis zur Metropolregion heute Morgen passt nichts besser als diese Tasche“, überreicht Schlusche dem Minister eine Tasche, auf der es mit Herzchen heißt, dass man die Metropolregion liebt.

Minister Peter Hauck bei der Jugendfeuerwehr mit Timon Rolke. © Michael Ruffler

Am Stand der MVV Energie AG stößt Hauk als erfahrener Maimarkt-Routinier auf einen Neuling: Der neue MVV-Vorstandsvorsitzende Gabriël Clemens, schon morgens im Festzelt bei der Eröffnung dabei, heißt den Minister willkommen. „Ich bin beeindruckt“, sagt er über seine ersten Stunden auf dem Maimarkt. Die MVV nutze ihn „zur Information über die Wärmewende“. Da müsse es „einfache, bezahlbare und für jeden passende Lösungen geben“, wozu Experten seines Hauses und weiterer Partner auf dem Maimarkt beraten, so Gabriël Clemens. Dazu zählt etwa die VR Bank, und im nächsten Jahr, so regt Specht an, solle sich auch die Sparkasse beteiligen. Clemens legt auch gleich ein Bekenntnis zur weiteren Unterstützung des Maimarkt-Reitturniers durch die MVV ab und betont die „tiefe Verbundenheit“ des Unternehmens zur Stadt. Daher gibts für den Minister und den Oberbürgermeister je ein Dubbeglas aus der MVV-Produktkollektion „Verliebt in Mannheim“.

Dazwischen heißt es immer wieder: Hände schütteln, winken, Leute begrüßen. Das gilt besonders für den Oberbürgermeister, der eindeutig öfter erkannt wird als der langjährige Minister. Als der weg ist, muss an seiner Stelle die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder die Vertretung des Landes übernehmen, etwa in der Halle des Handwerks. Sonst müssen Politiker da zum Hammer greifen und so tun, als ob sie handwerklich begabt sind - was nicht immer gelingt. Diesmal begnügt sich Handwerkskammerpräsident Klaus Hofmann mit einer einfacheren Aufgabe: Von Fliesenlegern gefertigte Bänke dürfen Specht und Felder jeweils mit dem Stadt- beziehungsweise dem Landeswappen versehen, dann bekommen sie die Bänke geschenkt. Felder entscheidet gleich, dass die Bank des Landes auf dem Klinikumgelände aufgestellt werden soll, die Stadt überlegt noch.

Redaktion Chefreporter

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