Kunst

Little Mannheim: Kalender zeigt die Stadt in Miniatur

Faszinierende und witzige Miniaturwelten zu inszenieren und zu fotografieren - darauf hat sich Fotokünstler Benedikt Hild spezialisiert. Wie er dazu gekommen ist und welche Motive sein Mannheim-Kalender 2025 zeigt

Von 
Simone Kiß
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„Bootsverleih“ heißt das März-Bild des „Little Mannheim“-Kalenders 2025, das Benedikt Hild am Collini-Steg fotografiert hat. © Benedikt Hild/Little Fotografie

Mannheim. Sommer in der Stadt: Die Sonne scheint vom Himmel und lässt den Neckar in ihrem Licht glitzern. Am Ufer steht ein Schiffskapitän und schaut aufs Wasser, wo ein Boot gerade ablegt. Eine Frau und ein Mann schippern in einem Kronkorken davon. In einem Kronkorken? Richtig, die beiden Passagiere sind nicht einmal zwei Zentimeter groß und passen genau in den Flaschenverschluss. Auf dem Bild wirken sie vollkommen real. Ausgedacht und mit der Spiegelreflexkamera samt Makroobjektiv festgehalten hat die Szenerie Fotokünstler Benedikt Hild. „Bootsverleih“ nennt er das Bild, das am Collini-Steg entstanden ist und das die März-Seite seines Kalenders „Little Mannheim 2025“ ziert.

Street-Art-Projekt zeigt besondere Orte Mannheims

Faszinierende und witzige Miniaturwelten zu inszenieren und zu fotografieren – darauf hat sich Hild seit einigen Jahren spezialisiert. Sein Buch „Little Mannheim“ gibt es bereits im Handel. Und nun auch den neuen Kalender für das Jahr 2025. Sein Street-Art-Projekt zeigt besondere Orte der Stadt aus der Sicht von winzigen Figuren. Die Szenen denkt er sich komplett selbst aus. „In die Ideen-Entwicklung geht mehr als die Hälfte meiner Zeit“, erzählt Hild, der seit knapp drei Jahren seinen Job als Wirtschaftsinformatiker an den Nagel gehängt und sein Hobby zum Beruf gemacht hat.

Als der gebürtige Pfälzer 2017 zum Studium nach Mannheim zog, beschloss er, sein Ankommen in der neuen Heimat mit einem kreativen Fotoprojekt zu verbinden. Mit einigen H0-Figuren aus dem Modellbau im Gepäck und mit seiner Kamera in der Hand zog er los, um Mannheim zu erkunden. Seine liebevoll und witzig inszenierten Szenen teilte er anfangs nur auf seinem Instagram-Account @littlemannheim. „Doch bald wuchs der Wunsch, meine Bilder in einem eigenen Bildband zu veröffentlichen.

Im Jahr 2020 wurde dieser Traum Wirklichkeit, als ich mein erstes Buch mit dem Titel ‘Little Mannheim’ veröffentlichte. Die erste Auflage dieses Buches wurde dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne und der Unterstützung vieler Mannheimer Realität“, erzählt Benedikt Hild.

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Es folgten als weitere Projekte „Little Pfalz“ und „Little Heidelberg“. Auch Auftragsarbeiten von Unternehmen nahmen immer weiter zu. „Als ich immer mehr davon absagen musste, weil ich es wegen meines Berufs nicht schaffte, beschloss ich, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen“, berichtet der Künstler. Der zunächst befürchtete Druck blieb aus. „Ich bekomme durch die Freiheit, die ich damit gewonnen habe, noch viel mehr Ideen als früher. Von daher bereue ich diesen Schritt keine Sekunde“, so Hild.

Inzwischen besitzt der 28-Jährige knapp 2000 Modellfiguren. Reichten ihm früher noch die von der Stange, so muss er für seine kreativen Inszenierungen inzwischen selbst Hand anlegen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen: „Ich bearbeite die Figuren oftmals selbst, um sie so zu bekommen, wie ich sie brauche. Zum Beispiele male ich sie an oder bastele etwas mit Fimo.“

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Um die besondere Perspektive auf seine Winzlinge zu finden, liegt Benedikt Hild bei seiner Arbeit nicht selten bäuchlings auf dem Boden. Wie Passanten reagieren, die ihn dabei beobachten? „Die meisten sind zunächst verwundert und sprechen mich dann auch an. Aber ich habe immer meine Postkarten dabei und zeige den Leuten dann, was daraus wird. Das kommt super an“, erzählt der Fotograf mit einem Schmunzeln. Auf diese Weise komme er gut mit den Mannheimern ins Gespräch. Und nicht selten würden sich daraus wieder neue Ideen ergeben.

Benedikt Hilds Kurzfilm „Normal Pälzer Day“ mit Preis ausgezeichnet

Besonders beliebt und auf Instagram häufig geklickt sind deshalb auch seine „Behind the scenes“- Aufnahmen. Auf über 18 Millionen Aufrufe schafft es beispielsweise ein kurzes Video, in dem Hild im Mannheimer Schlosshof kniet, seine Winzlinge mit der Gießkanne benetzt, um Regen zu simulieren, und gleichzeitig filmt. Um diese andere Sicht zu zeigen, hat er in seinem neuen Kalender auch zu jedem Bild einen QR-Code ergänzt, mit dem der Betrachter die Weitperspektive des Motivs anschauen kann.

Der Fotokünstler bei der Arbeit: Nicht selten wird er dabei von verwunderten Passanten angesprochen. © Benedikt Hild/Little Fotografie

Eine weitere Leidenschaft des Mannheimers sind Kurzfilme. Schon im Alter von 18 Jahren gelang ihm sein bislang größter Erfolg: Sein Kurzfilm „Normal Pälzer Day“ wurde mit dem Bürgermedienpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Auch über „Little Mannheim“ ist ein Kurzfilm entstanden. „Ich habe verschiedene Szenarien nicht nur fotografiert, sondern auch gefilmt“, berichtet Hild. Mit diesem Kurzfilm tritt er am Mittwoch, 30. Oktober, 20 Uhr, beim Kurzfilmfestival „Zum Goldenen Hirsch“ im Cinema Quadrat Mannheim an. Zehn Teilnehmende stellen an diesem Abend ihre Werke vor. Das Publikum stimmt am Ende ab und kürt den besten Film.

Weitere Informationen unter littlefotografie.de

Redaktion Reporterin Team Mannheim

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