Bildung - 85 Kinder aus zwei Mannheimer Grundschulen nutzen über Pfingsten Lernferien-Angebot / Virtueller Erfahrungsaustausch

Lernferien: „Das Konzept finde ich überragend“

Von 
Bertram Bähr
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Spielerisch lösen Kinder in der Rheinau-Grundschule Mathe-Aufgaben. Das ist aber nur ein kleiner Teil des zweiwöchigen Lernferien-Programms. © Kai Andersen/Climb

„Später aufstehen ist gut“, sagt Bianca. Andererseits: Dass sie mitten in den Pfingstferien in die Schule gehen kann, findet die Drittklässlerin dennoch cool. Zwei Wochen Lernferien stehen auf dem Stundenplan, gemeinsam mit Orhan berichtet sie davon beim virtuellen Erfahrungsaustausch. Auch er geht gerne in die Schule – schließlich kam das in Corona-Zeiten selten genug vor.

Die Lernferien des Hamburger Unternehmens Climb feierten in Mannheim im Sommer 2019 Premiere – an Vogelstang- und Rheinau-Grundschule. Insgesamt 52 Kinder nahmen daran teil. 2020 fiel das Angebot wegen der Corona-Pandemie aus – und wird jetzt, nach Pfingsten, nachgeholt. Mit den beiden selben Schulen, aber deutlich mehr Kindern. 85 waren in den letzten beiden Wochen dabei, wie die Mannheimer Koordinatorin von Climb, Frederike Streese, berichtet. In den Sommerferien wird gewechselt – die dann kommen auf der Hochstätt Astrid-Lindgren- und in den Quadraten Johannes-Kepler-Schülerinnen und Schüler zum Zuge.

Freude am Insektenhotel-Bau

Zwei Wochen Lernferien

Seit 2012 organisiert das Hamburger Unternehmen Climb in Ferienzeiten Lernangebote, die es inzwischen bundesweit in elf Städten gibt.

In Mannheim nahmen erstmals 2019 Rheinau- und Vogelstanggrundschule in den Sommerferien teil. Wegen der Corona-Pandemie kam das Angebot 2020 nicht zustande, stattdessen ging es vor wenigen Tagen nach Pfingsten los.

Für die Kinder gibt es täglich zwei Lernzeiten (Deutsch/Mathe), Mittagessen und kreative Projekte.

In den nächsten Sommerferien wird Climb an der Astrid-Lindgren- (Hochstätt) und der Johannes-Kepler-Grundschule (K 5) tätig.

Seit 2012 erreichte Climb mit seinem Angebot nach eigenen Angaben 4272 Grundschulkinder und 872 junge Erwachsene (Stand 2020).

Die Lernferien richten sich auch an angehende Lehrkräfte oder Studierende, die den Unterricht planen, leiten und erste Praxiserfahrungen sammeln. bhr

Bianca ist erst seit einem halben Jahr in Deutschland. Unbefangen berichtet sie von ihren Erfahrungen. Als sie nach einem Wort sucht, entschuldigt sie sich: „Mein Deutsch ist nicht so gut.“ Aber das stimmt nicht, stellt Jennifer Busch, eine der Gründerinnen der Lernferien und die Moderatorin der Videokonferenz, richtig: „Du sprichst richtig gut.“ Hinter ihrer Maske strahlt Bianca. Ihre Mama habe gesagt, sie solle hierher kommen, „da lernst du noch mehr Deutsch“. Auch deshalb ist die Drittklässlerin von dem Angebot begeistert: „Dann kann ich mit meinen Freunden noch mehr sprechen.“

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Auch wenn Mathematik und Deutsch mit zwei eineinhalbstündigen Lernzeiten täglich den Schwerpunkt des Programms bilden: Das Ganze ist eingebettet in ein abwechslungsreiches Programm. „Wir haben ein Rollenspiel gemacht“, berichtet Bianca. Und Orhan zeigt sich am meisten davon beeindruckt, „dass wir Insekten gesucht und ein Insektenhotel gebaut haben“. Auch das Sportangebot nutzt er gerne, schließlich möchte er später einmal Fußballer werden. Bianca liebäugelt damit, künstlerisch tätig zu sein. Rund 20 Kräfte kümmern sich um die 85 Kinder.

Climb hat keine Probleme, Personal zu finden. Im Einsatz sind zum Beispiel Lehramtsanwärterinnen, Studenten und angehende Erzieherinnen. Finanziert wird das Angebot durch Fördergelder, Stadt und Elternbeiträge. Wer die 50 Euro für die beiden Wochen nicht aufbringen kann, wird über das Bildungs- und Teilhabepaket unterstützt. Bei den Formalitäten helfe man gerne, betont Frederike Streese. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung sozial und finanziell benachteiligter Kinder – und in den entsprechenden Sozialräumen. Deshalb, so Anja Dickau von der städtischen Bildungsplanung, freue man sich, im Sommer Schulen auf der Hochstätt und in den Quadraten berücksichtigen zu können.

Climb setzt neben dem Lernen auf die Stärkung des Selbstbewusstseins, Rücksichtnahme und Teamfähigkeit. „Dass die Kinder am Ende der ersten Woche vermehrt im Team gearbeitet haben“, hat denn auch Senaid Sutaj mit am meisten beeindruckt. Bei den Lernferien als Mitarbeiter eingestiegen ist er 2018 in Mainz – und ist begeistert: „Das Konzept finde ich überragend.“ In Corona-Zeiten seien die Kinder vielleicht noch ein Stück weit motivierter als sonst. Nach den langen Homeschooling-Phasen seien die Lernferien für viele etwas ganz Besonderes.

Seine Kollegin Eva Reich kam durch die Empfehlung einer Kommilitonin zu Climb. Wann immer es in Zukunft passe, werde sie hier mit dabei sein. Sie studiert Gymnasiallehramt mit den Fächern Philosophie und Deutsch, durch ihre Arbeit hier „nehme ich so viel mit“ und lerne für ihren späteren Beruf dazu. Besonders gefallen hat ihr, „dass eine Schülerin, die in ihrer Klasse eigentlich die Ruhigste ist, auf einmal aufgeblüht ist und superviel gesprochen und mitgemacht hat“.

Über solche Beispiele freut sich Jennifer Busch besonders. Man stärke Kinder, die im Vergleich zu manchen anderen einen „schwierigeren Weg vor sich haben“.

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