Als Mona M. (Name von der Redaktions geändert) vor einem Jahr als angehende Grundschullehrerin in ihren Vorbereitungsdienst startete, war sie fast schon euphorisch. Sie freute sich auf diesen „sehr sinnvollen und abwechslungsreichen Beruf“. Und war aufgrund ihrer Vorerfahrungen mit freiwilligen und verpflichtenden Praktika in Schulen und der Teilnahme am Corona-Nachholprogramm „Rückenwind“ voller Optimismus.
Inzwischen ist die 29-Jährige etwas zurückhaltender. Trotz ihrer praktischen Arbeit im Vorfeld sei gerade die Anfangsphase „sehr anstrengend“ gewesen: „Es ist zu Beginn echt schwierig, alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen“, sagt sie im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Ins Studium, meint sie im Nachhinein, gehörten mehr Praxisphasen, um noch besser vorbereitet zu sein auf das, was kommt.
Wertschätzender Umgang beim Seminar für Lehrkräfte in Mannheim
Dennoch: Lehrerin ist für Mona M. nach wie vor eine „toller Beruf“. Vor wenigen Tagen überschrieb das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ einen Bericht mit „Hölle Referendariat“. „So empfinde ich hier am Seminar für Lehrkräfte in Mannheim überhaupt nicht“, betont die 29-Jährige. Die Lehrbeauftragten seien „sehr wohlwollend, sie unterstützen uns gut. Ich habe nie das Gefühl, dass man runtergemacht wird.“ Der Umgang hier sei „sehr wehrschätzend“, und man versuche, „den Druck rauszunehmen“.
Ihre eigenen Erfahrungen im Vorbereitungsdienst können ab sofort 104 angehende Grundschul- sowie 122 künftige Haupt-, Werkreal- und Realschul-Lehrkräfte sammeln. Am Donnerstag wurden sie – traditionsgemäß im Technoseum – feierlich vereidigt. Ihnen rät Mona M., „nicht so hart zu sich zu sein. Man lernt oft nur durch Fehler, und es ist gar nicht schlimm, wenn nicht alles klappt. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen.“
Lehrer weiterentwickeln im Seminar für Lehrkräfte in Mannheim
In ganz ähnlicher Weise bringt das bei der Feier im Technoseum Angela Breuer-Kawaletz zum Ausdruck: „Sie werden einzigartige Momente des Erfolgs erleben, aber es wird auch Momente geben, in denen Sie vielleicht etwas nicht wissen. Das macht Sie nicht schlecht, sondern menschlich“, betont die 43-Jährige, die übrigens auch ihren ersten Arbeitstag in Mannheim hat. Breuer-Kawaletz ist Nachfolgerin von Andrea Riegler, die das Seminar zuvor viele Jahre geleitet hatte. Entscheidend ist für die neue Chefin, dass die angehenden Lehrkräfte „Suchende bleiben“, die sich ihre „Unzulänglichkeiten“ bewusst machen. Und „sie zur Weiterentwicklung nutzen“.
Die Referendarinnen und Referendare, die bereits eines ihrer eineinhalb Jahre im Vorbereitungsdienst hinter sich haben, machen den „Neuen“ ebenfalls Mut. Sie sagen zum Beispiel: „Du wirst Stunden haben, da läuft alles schief und nichts wie geplant. Das ist völlig normal und absolut in Ordnung.“ Vor allem das erste halbe Jahr sei dazu da, „sich auszuprobieren, Fehler zu machen, sich Tipps zu holen und es dann besser zu machen“. Zu einer pantomimischen Darstellung des Schulalltags erklingt denn auch „Don’t worry, be happy“.
Andreas Gundelwein, Direktor des Technoseums, nutzt die Gelegenheit, die künftigen Lehrerinnen und Lehrer auf Unterstützungsangebote dieses „außerschulischen Lernorts“ hinzuweisen. Zum Beispiel sei der Elementa-Bereich „für Jüngere ganz spannend und ein lohnendes Ausflugsziel für Sie“. Kooperationen gebe es bereits mit 40 Schulen in der Region, „das wollen wir ausbauen“.
Bernd Schmid-Ruhe, Leiter des städtischen Fachbereichs Bildung, weist ebenfalls auf die vielen Möglichkeiten der Zusammenarbeit hin – unter anderem mit Stadtbibliothek, Stadtmedienzentrum und Musikschule.
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