Bildung

Leere Lehrerzimmer, leere Klassen - Krankheitswelle trifft Mannheimer Schulen

Die akute Erkältungs- und Grippewelle hat auch Mannheims Schulen erfasst - und trifft Lehrkräfte und Kinder gleichermaßen. Vor allem die Grundschulen haben keine Reserven

Von 
Stefanie Ball
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Viele Schulen müssen erste und letzte Stunden streichen, weil aufgrund des Krankenstands keine Lehrkräfte mehr zur Verfügung stehen. © Kay Nietfeld/dpa

Mannheim. Die Lage ist nicht einheitlich, die einen sprechen vom üblichen Bild im Herbst, die anderen beklagen ausgedünnte Lehrer- und Klassenzimmer. Sicher ist: Die akute Erkältungs- und Grippewelle hat auch Mannheims Schulen erfasst.

Laut Robert-Koch-Institut liegen die Raten bei den akuten Atemwegserkrankungen mit Fieber, Husten, Halsschmerzen sowie den grippeähnlichen Erkrankungen deutlich über den Werten von den Vorjahren, so viele Menschen liegen sonst nur im Februar flach, wenn die Grippewelle üblicherweise ihren Höhepunkt erreicht.

Infektionen in Adventszeit

„Das ist der Nachholeffekt“, erklärt die Mannheimer Hausärztin Sabine Füllgraf-Horst. Viele Krankheiten wie die saisonale Grippe oder Atemwegserkrankungen seien in den Coronajahren selten geworden, weil die Menschen auf Abstand waren und Mund-Nasen-Schutz getragen haben. Das fällt jetzt weg.

Unabhängig davon sei man alle zwei, drei Jahre einfach fällig und fange sich ein Erkältungsvirus ein. „Das merken wir jetzt.“ Anders als in den Vorjahren falle der Höhepunkt der ersten Erkältungswelle nicht in den November, sondern in die Adventszeit.

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So klingeln schon am frühen Morgen in den Schulsekretariaten die Telefone, weil Eltern ihre Kinder krank melden oder aber Lehrkräfte ausfallen. „In den vergangenen zwei Jahren war deutlich weniger los, jetzt ist die Intensität der Krankmeldungen höher, aber nicht viel mehr als vor der Coronapandemie“, sagt der stellvertretende Schulleiter des Johanna-Geissmar-Gymnasiums, Tim Zenker.

"Ohne Ausfall geht es nicht"

An der Konrad-Duden-Realschule hingegen fehlt fast ein Drittel der Lehrerschaft. „Wir versuchen, so viel Vertretung wie möglich hinzubekommen, aber ohne Ausfall geht es nicht“, betont Schulleiter Lars Hoffmann. Es seien allerdings nicht alle Lehrerinnen und Lehrer krank, sondern einige mit ihren Klassen im Landschulheim. Nachdem in den vergangenen Jahren Fahrten und Feste wegen Corona nicht stattfinden konnten, sei aber auch das wichtig. „Das brauchen die Kinder jetzt“, so Hoffmann.

Er betont, dass die Kolleginnen und Kollegen die Mehrbelastung auf sich nähmen und so dafür sorgten, dass sich die Unterrichtsausfälle im Rahmen hielten. Dem Lehrerpult gegenüber sitzen derzeit aber auch deutlich weniger Kinder. An der Konrad-Duden-Realschule sind 100 von 580 Schülerinnen und Schülern krankheitsbedingt nicht da.

Das Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium berichtet Ähnliches: In der vergangenen Woche fehlten dort 130 Schüler, das sind mehr als zehn Prozent. „In manchen Klassen sind von 29 Schülerinnen und Schülern zwölf oder 14 da“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Peter Jacob. Die Zahl der Vertretungsstunden explodiere. „Teilweise sind keine Kollegen mehr da, und ich muss einige früher kommen lassen, damit der Unterrichtsbetrieb aufrechterhalten werden kann“, so Jacob.

Dass es aufseiten der Lehrerschaft knapp werden würde, wenn erst einmal die Erkältungswelle rollt, davor hatten Bildungsverbände bereits zu Schuljahresbeginn gewarnt. „Das Hauptproblem ist, dass die Krankheitsreserve zu klein ist“, sagt der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Stadt Mannheim, Thorsten Papendick. Allerdings sei dies kein neues Problem. „Wir fordern seit Langem eine Lehrerversorgung von mindestens 115 Prozent.“

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Aber: Dafür mangelt es an ausgebildeten Lehrkräften. Vor allem an Grundschulen fehlen die Fachkräfte, so bleiben Stellen unbesetzt. Leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler haben dann oft das Nachsehen. Um mit dem vorhandenen Personal den „normalen“ Unterricht sicherzustellen, wird der Förderunterricht nämlich als Erstes gestrichen, wie Elternvertreter kritisieren.

Den Vertretungspool zu vergrößern, hilft indes nur bedingt, weil der Vertretungslehrer mit seinen Fächern nicht immer zum ausfallenden Unterricht passt. Grundschullehrer können zwar grundsätzlich jedes Fach unterrichten, wie die Leitungen von Grundschulen betonen. „Doch ist die Klassenlehrerin nicht da, irritiert das die Kleinen, für die die Lehrkraft meist eine enge Bezugsperson ist.“ Immerhin, die Betreuung wäre gewährleistet, was für berufstätige Eltern eine Rolle spielt.

Kitas laufen stabil

Auch Kindertageseinrichtungen sind von der Erkältungswelle betroffen, allerdings ist der Umfang nicht dramatisch, wie eine Sprecherin der Stadt Mannheim erklärt: „Die Betreuungseinrichtungen der Stadt Mannheim laufen stabil.“ Auch die katholische und die evangelische Kirche, die Träger von insgesamt 77 Kitas in Mannheim sind, versuchen, die Krankheitsausfälle so gut es geht abzufedern.

„Gepaart mit dem allgemeinen Fachkräftemangel können allerdings Einschränkungen bei der Betreuung nicht ausgeschlossen werden“, betont Cordula Schuhmann für die katholische Kirche. Es handle sich aber allenfalls um einzelne Gruppen und tageweise verkürzte Öffnungszeiten.

Freie Autorin

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