Pandemie

Lange Warteschlangen vor Testzentren - wie die Stadt Mannheim Kapazitäten erhöhen will

Von 
Sebastian Koch
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Seit dieser Woche eher Regel als Ausnahme: Wie am Stadthaus kommt es in der Stadt vielerorts vor Testzentren zu teilweise langen Warteschlangen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Die Temperaturen liegen nur knapp über dem Gefrierpunkt: 9.06 Uhr, 2 Grad. Die Schlange vor einer der Teststationen ist schon von weitem sichtbar. „Na, wunderbar“, denkt sich der Autor. Seit 9 Uhr wird getestet, vor der Eingangstür stehen bereits etwa 20 Testwillige. Tendenz: steigend. Also, nach kurzem Überlegen: hinten anstellen. Viele Wartende haben eine Maske auf, wenige stehen an der frisch-kalten Luft ohne Mund-Nasen-Schutz da, auf den auf Schildern hingewiesen wird. Hin und wieder fährt eine Straßenbahn vorbei. Passantinnen und Passanten drängen sich an der Schlange vorbei.

Teststationen in der Innenstadt

B2, 12

F1, 1 (Pelikan-Apotheke)

H2, 19 & H3, 9

J1, 18

N3, 1 & N4, 8-9

O1 (Paradeplatz) – wegen des Märchenwalds ist die Station auf die Terrasse des Stadthaus N1 gezogen.

O7, 9 (Europa-Apotheke)

S1, 1

T1, 13

Collinistraße 11

Goetheplatz

Rosengartenplatz 2

Weitere Standorte in Mannheim unter: bit.ly/3lbMo5g

Stand: 26. November, Quelle: Stadt Mannheim

Gespräche über die Sinnhaftigkeit - oder nach Meinung einiger: die Sinnlosigkeit - der Testpflicht nur für Ungeimpfte sind zu hören. „Wir lassen uns jeden Tag testen. Die Geimpften sind infiziert und merken es gar nicht“, sagt ein zwei Positionen weiter vorne stehender etwa Mitte 50-Jähriger seinem Begleiter. Täglich müssten beide nun Testnachweise beim Arbeitgeber vorlegen. Täglich müssten sie in Schlangen vor Testzentren stehen. „Sind Sie geimpft“, fragt das Duo - freundlich - die vor ihr wartende Frau. Das Gespräch ist sachlich. Argumente werden ausgetauscht, während es ab und an ein, vielleicht sogar zwei Schritte voran geht - man hat viel Zeit, sich zu unterhalten: 9.16 Uhr, 3 Grad. Statt Aggressivität liegt an diesem Morgen eher Frustration und Stress in der Luft. Ja, Geimpfte und Ungeimpfte sind sich in ihrer Verwunderung, Ratlosigkeit und ihren Fragen über den Stand neuer Verordnungen teilweise gar einig.

48 Anträge liegen vor

Auch Geimpfte warten. So etwa jene Frau - oder der Autor dieses Textes. Sich zur Sicherheit testen zu lassen, bedeutet in diesen Tagen viel zeitlichen Aufwand. Für Ungeimpfte sowieso. Aber auch für Geimpfte wird der freiwillige Test zur Nervenprobe.

Der Leiter des Gesundheitsamts, Peter Schäfer, informierte am Donnerstag im Ausschuss für Bildung und Gesundheit darüber, dass seit Anfang dieser Woche im Stadtgebiet 42 Teststellen in Betrieb seien (hier geht es zu einer Übersicht der Stadt). Zusätzliche 48 Anträge auf neue Angebote würden außerdem vorliegen.

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Neue Angebote, die anscheinend dringend benötigt werden. So habe „die zusätzliche Einführung der 3G- sowie 2Gplus-Regelungen in vielen Lebensbereichen“ im Rahmen der Alarmstufe II im Laufe der Woche „zu einer deutlich gesteigerten Nachfrage“ nach Corona-Tests geführt, teilt die Stadt auf Anfrage dieser Redaktion am Freitag mit. Mit Blick auf das „aktuell sehr dynamische Infektionsgeschehen“ sowie die 2Gplus-Regel möchte die Stadt „die Testkapazitäten hochfahren und weitere Teststellen genehmigen, um dem erhöhten Bedarf gerecht zu werden“, erklärt der für Gesundheit zuständige Bürgermeister Dirk Grunert am Freitag. Schäfer sprach im Ausschuss gar von einem „hohen Bedarf“. Man wolle „gerne kurzfristig, idealerweise gerade im Innenstadtbereich weitere Teststellen“ zur Verfügung stellen, sagte der Chef des Gesundheitsamtes. „Unser gemeinsames Ziel ist der Erhalt einer stabilen, stadtweiten Angebotsstruktur an Teststellen“, teilt der Bürgermeister nun weiter mit.

Gibt es in der Stadt also auf absehbare Zeit weitere 48 Teststationen? Diese Zahl ist noch offen. „Tatsächlich finden sich manchmal Antragssteller, die den Antrag ausschließlich für ihre betrieblichen Testungen nutzen möchten“, sagte Schäfer. Solche ausschließlich für Testungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines bestimmten Betriebs vorgesehene Stationen seien nicht möglich. Die Stadt stehe vor der Herausforderung, Kapazitäten „schnell zu erhöhen und zu erweitern“, allerdings müssten diese die „vorgegebenen Kriterien“ erfüllen, erklärte der Gesundheitsamtschef. „Ziel ist es, dass bis Samstag weitere Teststationen am Start sind“, sagte Schäfer am Donnerstagnachmittag.

Zunächst ist die Testverordnung des Bundes für die Kriterien von neuen Testzentren verantwortlich. Eine Station müsse sich gewerblich anmelden, informiert die Stadt auf Anfrage. „Um rechtlich gültige Testnachweise ausstellen zu können, ist eine Beauftragung durch das Gesundheitsamt erforderlich.“ Für einen Antrag werden demnach unter anderem „ein Organisationsplan für die Gewährleistung der ordnungsgemäßen Testdurchführung“ oder „eine Versicherung darüber, dass nur fachkundiges beziehungsweise geschultes Personal eingesetzt wird“ verlangt. Zudem müsse die Umsetzung sowie eine „plausible Begründung des standortbezogenen Testbedarfs“ dargelegt werden. Nachgewiesen werden müssen zudem vorhandene Testkapazitäten. Apotheken, Arztpraxen oder Labore gelten dagegen bereits über die Testverordnung des Bundes als beauftragt.

Online-Terminbuchung empfohlen

Zurück in die Warteschlange. Nach mehr als 20 Minuten wird getestet. Für das Ergebnis heißt es dann noch einmal: warten. Weitere etwa 15 Minuten. Dann kommt die Nachricht: „negativ“.

Es wird nicht der letzte Test in dieser Pandemie gewesen sein. Die Stadt weist darauf hin, dass „zahlreiche“ Teststellen auch Online-Terminbuchungen anbieten: „Es ist sicherlich hilfreich, diese Optionen zu nutzen sowie bei der Planung Kernzeiten zu vermeiden und genügend Zeit für die Testung einzuplanen.“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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