Mannheim. „Nur einen hauchdünnen Teil“ hat die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) an diesem Montag von der Bundesgartenschau gesehen. Aber das Konzept dahinter nennt sie „faszinierend, weil versiegeltes Land entsiegelt und an die Stadt zurückgegeben wird“, um danach regelrecht aufzublühen. Die Stippvisite habe aber lediglich gereicht, sich den Treffpunkt Baden-Württemberg anzusehen, für den Schulgarten dagegen blieb keine Zeit mehr.
Bewirtschaftet wird er gemeinsam von Eugen-Neter-, Diesterweg- und Uhlandschule. Letztere allerdings lernt Schopper dafür umso intensiver kennen. Denn die Grundschule in der Neckarstadt-Ost ist der eigentliche Grund für ihre Mannheim-Visite. Den musikalischen Anknüpfungspunkt an die große Blumenschau auf Spinelli und im Luisenpark schlagen gleich zu Beginn die Schülerinnen und Schüler der 2b. Das Lied, mit dem sie die Ministerin aus Stuttgart begrüßen, handelt von grünen Wiesen, roten Tulpen, blauen Veilchen. Der fröhliche Song endet mit der Zeile „bunt, bunt, bunt sind wir alle – juhuu“.
Wenn die Schüler sich wie bunte Blumen fühlen, die Schulen wie Gärten – dann ist Theresa Schopper wohl so etwas wie die oberste Gärtnerin des Landes. Als solche muss sie darauf achten, dass ihre Gärten blühen und gedeihen. Dass dafür mehr als bisher nötig ist, das bekommt sie einmal mehr von Gärtnerinnen vor Ort zu hören – im konkreten Fall unter anderem von Uhland-Grundschulleiterin Stephanie Bange.
Zur Mittagspause nach Hause
Die Rektorin geht beispielsweise darauf ein, dass Kinder aus den Vorbereitungsklassen (Sprachförderung) nicht in das Ganztagskonzept der Schule integriert werden können, weil sie zur Mittagspause nach Hause gehen müssen. „Das sind eigentlich die Schwächsten – die Kinder, die den Ganztag am meisten brauchen“, betont Bange.
Theresa Schopper ist sich der Problematik bewusst. Um die unbefriedigende Situation zu ändern, habe ihr Ministerium „Gelder gefordert“, aber „einfach nicht die finanziellen Mittel bekommen“. Sie werde aber weiterhin daran arbeiten, dass sich das ändert, verspricht die Kultusministerin.
Außerdem wünscht Stephanie Bange sich, dass die Lehrkräfte an Ganztags-Grundschulen wegen ihres hohen Absprachebedarfs innerhalb multiprofessioneller Teams mit Eltern und außerschulischen Trägern mehr Zeit zur Verfügung gestellt bekommen. Das ginge dann allerdings vom regulären Unterricht ab – weshalb es zusätzlicher Gelder bedürfe. Schopper will „am Ball bleiben“ und versuchen, pro Schule „eine Anrechnungsstunde“ herauszuschlagen. Stephanie Bange meint, dass da noch mehr gehen müsste: „Eine Stunde pro Klasse wäre toll.“ Theresa Schopper lacht herzlich und kommentiert das nicht weiter.
Die Ministerin bekommt allerdings auch viel Lob zu hören für das Corona-Nachholprogramm „Lernen mit Rückenwind“. Das laufe sehr gut, betonen mehrere Gesprächspartner. Seit 1995, so Schulamtsleiter Frank Schäfer, „liegen uns die Schulleitungen in den Ohren“, zusätzliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um Personal von außen engagieren zu können. Das sei bei Rückenwind passiert.
Vermittelt hat den Schulbesuch der Ministerin die Mannheimer Landtagsabgeordnete der Grünen, Susanne Aschhoff. Mehr noch als das Ganztagskonzept steht das BiSS-Leseförderkonzept im Mittelpunkt des Aufenthalts. Das Landesprogramm BiSS steht für „Bildung durch Sprache und Schrift“, mehr als 400 Grundschulen nehmen inzwischen daran teil. Die Uhlandschule ist im September 2022 dazugekommen.
„Sportler-Trainer-Prinzip“
Wie BiSS funktioniert, davon können sich die rund zwei Dutzend Teilnehmer am Treffen mit der Ministerin bei einem Rundgang ein Bild machen. In einer dritten Klasse hört man leises Gemurmel. 13 Laut-Tandems unterstützen sich gegenseitig beim Lesen – nach dem „Sportler-Trainer-Prinzip“. Lesestarke Kinder helfen Schwächeren bei der Verbesserung ihrer Lesefähigkeit.
In der zweiten Klasse von Melissa Püschel – die Lehrerin ist an der Schule für BiSS verantwortlich – sind deutlich weniger Kinder im Raum. Denn die andere Hälfte der Klasse ist in der Schulbibliothek – bei der „freien Lesezeit“. Ein Junge schmökert in „Die wilden Fußball-Kerle“, ein anderer in „Dinosaurier“, ein Mädchen ist in „Harry Potter und der Orden des Phönix“ vertieft.
Eineinhalb Stunden sind für den Besuch von Theresa Schopper eigentlich vorgesehen. Aber nach zwei Stunden ist sie noch immer in Gesprächen. Eigentlich müsste die Ministerin längst auf dem Weg zum nächsten Termin in Stuttgart sein. Aber da ist ja noch der Projektchor der ersten bis vierten Klassen. Er hat extra ein Lied einstudiert. Schopper nimmt sich die Zeit. Und so hört sie noch, wie die jungen Sängerinnen und Sänger musikalisch Rosen erblühen lassen – ein passender Abschluss für die oberste Gärtnerin.
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