Nachruf - Dieter Kunze gestorben / Stiftung aufgebaut

Kürschner mit vielen Trophäen

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Dieter Kunze vor einem Kunstwerk von Rudi Baerwind. © Privat

Nach langer Krankheit ist Dieter Kunze im Alter von 87 Jahren gestorben. Der kreative Kürschnermeister hat wie kein anderer die Blütezeit der Traditionsbranche geprägt: Bei Modellwettbewerben anlässlich der Rauchwarenmesse in Frankfurt holte er deutschlandweit die meisten und höchsten Modellauszeichnungen. Jahrzehnte war das Pelzhaus am Paradeplatz (heute Volksbank) in Mannheim und weit darüber hinaus ein Begriff – wovon einst Menschentrauben vor den Schaufenstern mit Mänteln aus Nerz und Zobel kündeten.

Der Kürschnermeister, der an den Erfolg seines Vaters Paul Kunze, auch als Bloomaul bekannt, anknüpfte, hatte nicht nur modische Visionen. Er entwickelte auch neue innovative Verarbeitungstechniken. Nach der Schließung des Geschäftes samt Werkstatt baute er 1988 im Auftrag skandinavischer Nerzzüchter unweit von Kopenhagen ein internationales Design-Lehrcenter auf.

Als Vorsitzender der Rudi-Baerwind-Stiftung engagierte er sich bei der Vorbereitung eines Aktionsjahres anlässlich des 100. Geburtstages des Mannheimer Malers, mit dem seine Familie seit 1954 intensive Kontakte gepflegt hatte. Nicht von ungefähr vermachte der Künstler seine Bilder testamentarisch Dieter Kunze, der diese in eine Stiftung einbrachte. Dass es 2010 gelang, den einst spektakulären Prozess um das strittige Porträt einer Stammtischrunde im Mannheimer Landgericht mit echten Richtern nachzuspielen, begeisterte ihn. Natürlich war er dabei, als im Landgericht das wieder aufgetauchte Gruppenporträt feierlich enthüllt wurde – in Nachbarschaft anderer Baerwind-Werke, die bis heute im Foyer des A 1-Justizgebäudes als Blicke auf sich ziehende Leihgaben hängen.

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Dieter Kunze hinterlässt seine Ehefrau Margrith, außerdem Sohn und Tochter sowie vier Enkel.

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