Mannheim. Die rund 5000 Quadratmeter große Baustelle in der Max-Joseph-Straße ist beeindruckend. Mittlerweile sieht man auch schon deutlich die Strukturen des neuen Gebäudes und der Becken, mit denen das Freibad im Herzogenried zum Kombibad erweitert wird. Dass es sich hier um eines von Mannheims größten Bauprojekten handelt, macht sich allerdings auch mehr und mehr im Preis bemerkbar. Mittlerweile beziffert die Stadt die Kosten in einer Beschlussvorlage, mit der sich am Donnerstag der Hauptausschuss befassen wird, auf fast 65 Millionen Euro.
Mannheimer Kombibad: Kosten mehr als doppelt so hoch als beim Grundsatzbeschluss 2017
Das ist mehr als doppelt so viel als die 31,5 Millionen, auf die das Kombibad 2017 beim Grundsatzbeschluss zum Bau taxiert wurde. Doch das war noch vor der näheren Planung. Zudem sattelten die Fraktionen mit breiter Mehrheit einige Extrawünsche drauf, so eine Wellenwasser- und eine 80-Meter-Rutsche sowie ein Freiluft-Becken. Als der Gemeinderat dann Ende 2020 dem Gesamtpaket in der jetzigen Form zustimmte, mussten bereits 50 Millionen bereitgestellt werden. Im Dezember 2023, also drei Jahre später, war am Rande der Etatverhandlungen von 57 Millionen die Rede.
Bei einem Treffen auf der Baustelle im Januar, zu dem sich der „MM“ daraufhin mit Bürgermeister Ralf Eisenhauer verabredet hatte, wollte der städtische Sport-Abteilungsleiter Marcus Becker den zusätzlichen finanziellen Mehrbedarf noch nicht beziffern. Er kündigte aber bereits an, dass die Verwaltung den Gemeinderat um eine Erhöhung der Mittel für das Projekt ersuchen werde. Was jetzt ja geschieht.
Kampfmittel erzwingen sogar Supermarkt-Evakuierung
Die von Becker genannten Gründe für den Kostenanstieg sind die gleichen, die nun in der Beschlussvorlage stehen. Neben allgemeinen Schwierigkeiten wie Preissteigerungen, Lieferschwierigkeiten und Materialknappheit, von der seit Corona und verstärkt durch den Ukraine-Krieg alle Bauprojekte betroffen sind, kommen beim Kombibad noch einige spezifische Probleme hinzu. In erster Linie ist das der Fund von unfassbar vielen Kampfmitteln. Er allein schlägt mit rund 3,5 Millionen Euro zusätzlich zu Buche. Fast wöchentlich wurden in der Grube Weltkriegsbomben und dergleichen entdeckt, einmal musste so der benachbarte Kaufland-Supermarkt evakuiert werden.
Dies sowie einige anfängliche Streitereien mit Baufirmen - unter anderem war sogar eine Neuausschreibung erforderlich - haben das Projekt auch erheblich verzögert. Ursprünglich war die Fertigstellung bis Ende 2023 geplant. Im März vergangenen Jahres, als die Verwaltung erstmals über die Probleme beim Bau informierte, war von Mitte 2024 die Rede. Beim Treffen mit dem „MM“ im Januar sprach Eisenhauer dann vom letzten Quartal 2025. Jetzt steht in der Beschlussvorlage, das Kombibad werde voraussichtlich im Dezember 2025 fertig.
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Auch wenn sich die Begeisterung des Hauptausschusses über die Verzögerungen und den finanziellen Mehrbedarf naturgemäß in Grenzen halten wird, gilt eine Zustimmung am Donnerstag als sicher. Erstens kommt beides nicht überraschend. Zweitens entspricht es dem allgemeinen Trend bei Bauprojekten. Drittens ist der Gemeinderat mit seinen Extrawünschen, denen alle Fraktionen außer der FDP zustimmten, zum Teil selbst schuld. Viertens, das wichtigste Argument, ist der Rohbau schon so weit gediehen, dass es schlicht Unfug wäre, ihn abzureißen und alles zuzuschütten.
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