Geophone

Komische Geräte mit Sandsäcken in Mannheim: Das steckt dahinter

Etliche Menschen in Mannheim haben sich schon über die Dinger gewundert: Tausende sogenannte Geophone, die mit Sandsäcken beschwert sind, liegen derzeit in der Stadt herum. Wir klären die wichtigsten Fragen dazu

Von 
Florian Karlein
Lesedauer: 
Das ist so ein Ding, das Fragen aufwirft: ein Geophon des Unternehmens Vulcan. © Dajana Alkovic

Mannheim. Wären Sie rot, könnte man sie mit dem Buzzer aus einer TV-Quizshow verwechseln. Seit einiger Zeit sorgen die sogenannten Geophone, die das Unternehmen Vulcan in Mannheim und der gesamten Rhein-Neckar-Region ausgelegt hat, für mittelschwere Aufregung - das zeigen Zuschriften und Anrufe, die in den vergangenen Tagen vermehrt die Redaktion erreicht haben. Einigen Menschen in Mannheim berichten von Plastiktüten auf den Straßen, viele fragen sich bei den Geräten: Was sind das für Dinger? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Also ganz am Anfang: Was sind das für Dinger?

Übersetzt bedeutet Geophone so viel wie Erdmikrofone. Sie sollen in den Untergrund hineinhorchen und Aufschluss darüber geben, wie der Boden beschaffen ist.

Und wie funktionieren sie?

Alleine gar nicht. Sie sind nämlich nur ein Teil der 3D-Seismik des Unternehmens, das Geothermie-Anlagen errichten will. Dabei fahren Spezialfahrzeuge, sogenannte Vibro-Trucks, durch das Messgebiet. Im Abstand von einigen Metern bringen diese Lastwagen eine Platte auf den Boden und versetzen sie in Schwingung. Durch die Vibration entstehen die Schallwellen, die von den Geophonen aufgenommen und ausgewertet werden. Die Geophone bestehen aus drei Teilen: dem Kopf, dem Hals und einer Metallplatte. Die sorgt nicht nur dafür, dass die Geräte sicher stehen, sondern auch dafür, dass sie gut mit dem Boden verbunden sind und Schallwellen aufnehmen können. Die wiederum werden im Kopf der Geophone aufgezeichnet. Dort befinden sich Messsensoren. Viele Geophone sind außerdem mit einem Sandsäckchen beschwert. Auch das trägt dazu bei, dass sie stabiler stehen und besser mit dem Boden verbunden sind. In Tüten, wie einige Menschen beobachtet haben wollen, sind die Geräte nicht verpackt.

Mehr zum Thema

Energiewende

Lithium-Jagd in Ladenburg: Im Rheingraben fließt das Benzin der Zukunft

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren
Rohstoffe

Der Schatz, der rund um Mannheim im Boden schlummert

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren
Energie

Geothermie: Messungen in Mannheim und der Region gehen weiter

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren

Wie viele Geophone liegen in Mannheim aus?

Nach Angaben des Unternehmens wurden im Stadtgebiet 4100 Geophone aufgestellt. In der Region sind es etwa 1900 weitere - also 6000 Stück insgesamt. Ende November wurde mit der Verteilung begonnen.

Gibt es einen Schwerpunkt in der Stadt?

Nein. Die Geophone werden anhand eines festen, symmetrischen Messgitters ausgelegt. Das hat Vulcan im Vorfeld der Messungen erarbeitet. Es definiert im gesamten Gebiet, auf dem das Unternehmen Messungen durchführen darf, wo die Geophone ausgelegt werden müssen, um ein möglichst komplettes Bild über die Beschaffenheit des Untergrunds zu bekommen. Grob gesagt, beträgt der Abstand zwischen den Geophonen 50 Meter. Allerdings sind sie nicht in allen Straßen innerhalb des Messgebietes zu finden. Denn es sind, so erklärt das Unternehmen auf „MM“-Anfrage, Vorgaben und Vorschriften zu beachten: Naturschutz oder Tierschutz etwa. Vulcan bevorzugt, die Geophone auf öffentlichen Wegen oder Grundstücken auszulegen. Allerdings findet man sie auch auf privaten Grundstücken - dort lägen sie allerdings nicht ohne die Zustimmung des Eigentümers.

Und wo kann ich in Mannheim Geophone ganz konkret finden?

Zum Beispiel liegen einige am Neckarufer gegenüber der Maulbeerinsel, aber auch direkt am Unteren Luisenpark in der Bassermannstraße. Laut Vulcan liegen Geophone auch am Neckarufer am Universitätskrankenhaus und vor dem Rosengarten.

Wie lange liegen die Geophone dort?

Zunächst bis kurz vor Weihnachten: Vor dem 22. Dezember sammelt das Unternehmen die Geophone alle wieder ein - nur um sie am 2. Januar wieder auszulegen. Dazwischen sind die Geräte in der Weihnachtspause. Komplett abgeschlossen sollen die Messungen im Februar sein.

Geht von den Geräten Gefahr aus?

Laut Unternehmen weder für Mensch noch für Tier. Die Geophone selbst sendeten demnach selbst keine Schallwellen aus und sammelten keine Daten über die Bevölkerung. Dazu seien sie „rein technisch auch nicht imstande“.

Wurden in Mannheim Geophone zerstört oder gestohlen?

Ja, mehrere Fälle von Diebstahl sind dem Unternehmen nach eigenen Angaben bekannt. Allerdings, so heißt es auf „MM“-Nachfrage weiter, sei der „Verlust einzelner Geophone zuvor bereits einkalkuliert“, sie werden ersetzt. Es handele sich um einen Vorgang, „der im Rahmen einer 3D-Seismik üblich ist“. Dennoch behält sich Vulcan rechtliche Schritte gegen die Diebe vor. Auch die Informationszettel an den Geophonen und die Sandsäcke seien teilweise schon entwendet worden. Zu Vandalismusschäden sei es in Mannheim bislang noch nicht gekommen, die Beschädigungen einzelner Geräte sei nicht bekannt. Das Unternehmen bittet „dringend“ darum, die Geophone an Ort und Stelle zu lassen. Sollten sie ohne böse Absicht - also beispielsweise durch Kinder auf dem Schulweg - versetzt worden sein, hofft Vulcan auf eine Kontaktaufnahme, damit die Messgeräte wieder an ihren richtigen Standort gebracht werden können.

Woher bekommen Menschen in Mannheim weitere Infos?

„Eine Vielzahl von Haushalten“ in der Nähe der Geophone seien durch Flyer informiert worden. An den Geophonen hängt außerdem ein Zettel, der nicht nur über die Geräte sowie deren Zweck informiert. Per QR-Code werden auch Kontaktmöglichkeiten und Ansprechpartner der Firma vermittelt. Vor Ort gibt es ein Info-Center im Mafinex-Technologiezentrum in der Julius-Hatry-Straße auf dem Lindenhof. Von Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 16 Uhr, ist dort Dajana Alkovic ansprechbar. Sie ist auch unter 0171/670 05 40 oder per Mail an dalkovic@v-er.eu erreichbar.

Infos zum Projekt: www.natuerlich-kurpfalz.de

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen