Nachhaltigkeit - Für Fotoserie suchen Sebastian Scinardo Tabernacolo und Christina Aurora Themen und Models auf den Straßen Mannheims

Klimaschutz, abgelichtet im Jungbusch

Von 
Katharina Koser
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Mannheim. Auf den ersten Blick sehen die Bilder aus, als stammten sie aus einem Hochglanzmagazin: Schöne Menschen präsentieren schöne Dinge. Und doch ist etwas anders. Die Orte sind vertraut, die Menschen könnten einem auf der Straße begegnen. Die Produkte, die beworben werden, sind nachhaltig – und es gibt sie um die Ecke zu kaufen. Die Fotoserie „Nachhaltiges Mannheim“, initiiert und umgesetzt von Sebastian Scinardo Tabernacolo und aufgenommen von Christina Aurora (Haare und Makeup: Bianka Bartik-Kubitz), zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht bedeutet, auf Schönes verzichten zu müssen.

„Klima- und Umweltschutz ist ein Thema, das mir persönlich am Herzen liegt“, sagt Sebastian Scinardo Tabernacolo. Der 29-Jährige interessiert sich schon immer für Mode und Lifestyle. Nach seinem Marketing-Studium in Ludwigshafen ist er zunächst im Bereich Vertrieb und Eventmarketing tätig, unter anderem für namhafte Firmen wie die der Mannheimer Modeschöpferin Dorothee Schumacher oder das Socken-Startup von Jungfeld. Eine Karriere, von der er mit Stolz berichten kann. Doch lernt er auch die Schattenseiten der Modewelt kennen: „Die Fashion-Industrie ist der zweitgrößte CO2-Produzent.“ Zudem findet er sich in der Konsum-Orientiertheit nicht wieder.

Nach einer Auszeit entsteht 2018 die Fotoserie „Nachhaltiges Mannheim“. Unterstützung erhält Scinardo Tabernacolo auch von Nico Hoffmeister, Community Manager der Startup-Mannheim-Szene. Das Konzept: Produkte verschiedener Hersteller und Verkäufer werden gemeinsam beworben – die Kunden teilen sich die Kosten. „Normalerweise geht ein Großteil der Ausgaben von Firmen für das Marketing drauf“, erläutert Scinardo Tabernacolo. Dafür wird oft an anderer Stelle eingespart, zulasten von nachhaltiger und fairer Produktion. „Klar, wir wollen alle Geld verdienen. Aber die Frage ist, wie und womit wir das tun.“ Wenn alle zusammenarbeiten, können Probleme viel leichter gelöst werden, so seine Philosophie.

Projekt ohne Profit

Authentizität spielt für ihn eine große Rolle. Die Models sind keine Profis, Scinardo Tabernacolo hat sie auf der Straße angesprochen. „Ich will den Menschen sehen. Das, was im Innern ist“, erklärt er. Die Fotos sind in Mannheim aufgenommen: im Jungbusch, am Verbindungskanal oder vor den Müslispendern im Unverpackt-Laden Eddie’s. Kleidung und Accessoires von Umgekrempelt, Soome, Hut Konrad oder Glück by Andreas Zidek sind auf den Bildern zu sehen, ebenso wie Brillen von Teyeger, Eiskonfekt von Veru und Einrichtungsgegenstände von Maomi. Mit der neuen Ausrichtung seiner Arbeit kann sich der 29-Jährige identifizieren: „Das bin einfach ich. Das sind Dinge, die ich vermarkten will, weil ich sie gut finde.“

Die Serie „Nachhaltiges Mannheim“ ist ein Non-Profit-Projekt: Scinardo Tabernacolo verdient nicht daran. Um mittelfristig von dieser Arbeit leben und seinen Unterstützern auch etwas zurückgeben zu können, muss er sich selbst bewerben. Die Verbreitung erfolgt zum Beispiel über den Blog der studentischen Nachhaltigkeits-Initiative Infinity Mannheim. Deren Autoren waren sofort begeistert und veröffentlichten einen Beitrag, wofür der 29-Jährige sehr dankbar ist: „Ich bin froh, ein so tolles Team gefunden zu haben, das mein Projekt unbezahlt unterstützt.“

„Blumiges Mannheim“ fertig

Auch die beworbenen Firmen tragen dazu bei, ihn bekannter zu machen, indem sie – im Gegenzug für die noch kostenfreie Werbung – bei der Veröffentlichung seinen Namen, den der Fotografin sowie die Marken der anderen Produkte nennen. Das funktioniert gut: „Sogar Kerstin Weng, die Chefredakteurin der deutschen ‚InStyle‘, hat eines der Bilder auf Instagram positiv kommentiert.“ Momentan verdient Scinardo Tabernacolo sein Geld als Stellvertretender Filialleiter bei Steiff, aber in naher Zukunft will er sich selbstständig machen.

Auch im Alltag setzt er übrigens auf Nachhaltigkeit: „Ich kaufe keine neue Kleidung. Was kaputt ist, bringe ich zu Isabelle von Umgekrempelt, die repariert das dann.“ Ansonsten versucht er, Verpackungen zu vermeiden, kauft regional, isst selten Fleisch. Davon, sich und anderen ständig ein schlechtes Gewissen zu machen, hält er allerdings wenig. Wichtig sei, dass man irgendwo anfange. In der Pflicht sieht er dagegen die Politik: „Die Spielräume sind noch zu groß. Hier müssen strengere gesetzliche Vorschriften her. Es ist doch unsere Pflicht, unseren Planeten behutsam zu behandeln und für nachfolgende Generationen zu erhalten.“ Sebastian Scinardo Tabernacolo trägt dazu auf seine Weise bei. Gerade arbeitet er am nächsten Projekt: „Blumiges Mannheim“ ist bereits fotografiert.

Serie "Nachhaltigkeit"

Fotoprojekt "Nachhaltiges Mannheim"

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