Mannheim. Es ist ein besonderer Tag für Thorsten Riehle. Das zeigt sich auch auf der Empore im Mannheimer Stadthaus. Dort sitzt am Dienstag zu Sitzungsbeginn um 9 Uhr sein Ehemann Markus Schwarz-Riehle neben dem früheren SPD-Baubürgermeister Lothar Quast. Gemeinsam verfolgen sie, wie Riehle mit 73,3 Prozent zum Bürgermeister für Wirtschaft und Kultur gewählt wird.
Bei seiner Vorstellungsrede nimmt er eine kleine Anleihe bei Angela Merkel: „Sie kennen mich“, sagt Riehle. Die CDU-Kanzlerin landete damit 2013 im TV-Duell mit Peer Steinbrück einen Wirkungstreffer. Der SPD-Stadtrat und langjährige Capitolchef hat weniger starke - man könnte wohl sogar schreiben, noch schwächere - Konkurrenz.
Insgesamt zehn Bewerbungen für Dezernentenstelle
Laut Oberbürgermeister Christian Specht gab es insgesamt zehn Bewerbungen für die Ende Februar freiwerdende Dezernentenstelle. Einige seien zurückgezogen worden. Zwei Kontrahenten stellen sich persönlich dem Gemeinderat vor, ihre eigentlich zweiminütige Redezeit strapazieren sie etwas über.
Riehle braucht nur rund eine Minute. Er weist auf seine knapp zehnjährige Erfahrung als Stadtrat und später als Fraktionschef hin. Ihm sei schon immer wichtig, Unterschiede zu überwinden, Brücken zu bauen und möglichst alle Akteure mitzunehmen. Er fügt aber auch an: „Ich wäre ein Bürgermeister, der für seine Überzeugungen eintritt.“ Nicht völlig ausgeschlossen, dass sich da der eine andere auf dem Podium angesprochen fühlen könnte.
Riehle, der Specht bei der OB-Wahl im Sommer im zweiten Durchgang mit rund 850 Stimmen unterlag, musste diesmal wenig bangen. Wie von den drei größten Fraktionen nach der letzten Kommunalwahl abgesprochen, hat seine SPD das Vorschlagsrecht für das Wirtschaftsdezernat. Dafür sind seine 73,3 Prozent kein gutes Ergebnis. Aber immerhin etwas besser als die, die im Sommer der neue CDU-Kämmerer Volker Proffen (71,1 Prozent) und die Grünen-Umweltdezernentin Diana Pretzell (66,7) bei ihrer Wahl zur Ersten Bürgermeisterin bekamen.
Die beiden stehen nun mit den anderen Dezernenten Schlange, um Riehle zu gratulieren. Als Erster fällt dem 53-Jährigen sein Parteifreund und Baubürgermeister Ralf Eisenhauer um den Hals, die anderen schütteln ihm lächelnd die Hand. Auch Michael Grötsch, der Riehles neues Amt noch bis Ende Februar ausübt. Der Christdemokrat stand zuvor bei einem Plausch in den Reihen der CDU-Fraktion. Dort erhofft er sich bei der Kommunalwahl im nächsten Juni ja einen festen Platz.
Auf Riehle, für den Nazan Kapan in den Gemeinderat nachrücken wird, wartet schon der nächste Gratulant, der ihn innig umarmt: Reinhold Götz, sein Nachfolger als SPD-Fraktionschef. Der hat ihm natürlich einen Blumenstrauß mitgebracht.
Anschließend verschwindet Riehle zwischenzeitlich aus dem Ratssaal. Auch sein Mann und Quast sitzen nicht mehr auf der Tribüne. Es gibt schließlich Grund zum Gratulieren. Und irgendwer sollte ja auch die Blumen ins Wasser stellen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Schwere Zeiten für die Mannheimer SPD