Betreuung - Bürgermeister lädt Eltern zum Online-Dialog ein / Hohe Nachfrage macht Lage trotz permanenten Ausbaus schwierig

Kita-Situation in Mannheim bleibt angespannt

Von 
Bertram Bähr
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Eine von mehreren Baustellen, auf denen es sich in Sachen Schaffung von Kita-Plätzen etwas tut: das Neubauprojekt der Katholischen Kirche bei Maria Hilf auf dem Almenhof. Die Bauvorbereitung erweist sich für die Kinder dabei als großes Abenteuer, hier blicken sie auf die Bauarbeiten an der Karl-Blind-Straße. © dein.augenblick.mannheim

Mannheim. Auf dem Almenhof hat die Erweiterung des Kita-Standorts Maria Hilf begonnen. Dort schafft die Katholische Kirche Platz für die drei derzeit vor Ort bestehenden Gruppen und zwei weitere, die die Kinder der Einrichtung St. Josef aufnehmen sollen. Zusätzlich entstehen zwei neue Krippengruppen. Und in ein paar Tagen stehen in der Sitzung des Bildungsausschusses Beschlüsse für mehrere Betreuungsprojekte an: Es geht um die finanzielle Förderung von drei Kinderhaus-Projekten auf Franklin, im Niederfeld und der Neckarstadt-West.

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Die Beispiele zeigen: Beim Ausbau von Kita- und Krippenplätzen tut sich in Mannheim einiges. Das sei aber auch dringend und schnellstmöglich nötig, betonte Bürgermeister Dirk Grunert jetzt bei einem Online-Dialog zu Kinderbetreuung und Kita-Ausbau. Eingeladen waren zu dem virtuellen Forum alle Interessierten. Eine ganze Reihe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern nutzte die Chance, Fragen zu stellen oder Anregungen zu geben.

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„Wir verzeichnen derzeit fehlende Plätze in nahezu allen Stadtbezirken“, umriss Grunert die schwierige Situation, die zu mehreren Hundert unversorgten Kindern sowohl im Krippen- (U 3) als auch im Kindergartenbereich (Ü 3) führt. Während die Stadt Mannheim intensiv daran arbeite, die Situation zu verbessern, steige parallel dazu der Bedarf an Plätzen kontinuierlich an.

„Es fehlen perspektivisch circa 5000 Kita-Plätze für den U 3- und Ü 3-Bereich in Mannheim. Davon sind durch bereits getroffene Maßnahmen etwa 3500 Plätze beschlossen beziehungsweise in konkreter Prüfung“, resümierte Dirk Grunert. Etwa 1500 Plätze müssten noch beschlossen werden. Dazu erstelle die Stadtverwaltung stadtteilbezogene Standortkonzeptionen, um den Kita-Ausbau“ stadtweit und bedarfsspezifisch zu sichern“.

Widerstand von Anwohnern

Dass Projekte bereits als notwendig identifiziert sind, sagt allerdings noch nichts über das Ob und Wann ihrer Umsetzung aus. Denn beim Ausbau steht die Stadt vor einer Fülle von Herausforderungen. Dabei ist die Beschaffung der Finanzen noch das geringste Problem. Zwischen 2017 und 2021 stieg die jährlich investierte Summe im Betreuungsbereich von 117 auf 135 Millionen Euro. Dirk Grunert nannte vor allem fehlende freie Flächen in einer stark verdichteten Großstadt sowie den häufig auftretenden rechtlichen und gesellschaftlichen Widerstand von Anwohnerinnen und Anwohnern gegen den Neubau einer Kita als Hemmnisse. Den gebe es „praktisch überall“, bedauerte der Bürgermeister. Ein weiterer kritischer Punkt: der Mangel an Fachkräften. Der Bildungsdezernent stellte dazu fest: „Der Bedarf wäschst schneller, als ausgebildet werden kann“.

An sämtlichen Herausforderungen arbeite die Stadt auf Hochtouren. So erklärte der Bürgermeister, dass unter anderem Gespräche zur Verbesserung der finanziellen Förderung freier Kita-Träger laufen, dass Strategien zur Bekämpfung des Fachkräftemangels entworfen wurden und dass noch ausstehende Standortkonzeptionen im Laufe dieses Jahres fertiggestellt würden.

„Was ist so schwierig daran, weitere Kitas zu bauen“, lautete eine Frage aus dem Teilnehmerkreis. Die Antwort darauf gab der Kita-Ausbau-Koordinator Andrew Ballantyne. „Kitas müssen entsprechend geplant werden. Und wir können nicht an jedem beliebigen Standort eine Kita errichten.“ Die rechtlichen Vorgaben müssten „strikt eingehalten“ werden, erläuterte er. Zudem müssten Anforderungen wie Brand- und Lärmschutz sowie gewisse Größenanforderungen erfüllt werden. Somit verringere sich die Auswahl an geeigneten Flächen enorm.

Bunker oder Container?

Ein Teilnehmer fragte nach „unkonventionellen Lösungen wie Bunker oder Container“. Er sei „dankbar für jede Idee, auch unkonventionelle“, antwortete Dirk Grunert. Aber Kitas in Bunkern, „das stelle ich mir schwierig vor“, das sei „baulich eine extreme Herausforderung“. Schon naheliegender ist für den Bürgermeister der Gedanke, Container als Betreuungsorte zu nutzen, das werde an einigen Stellen ja bereits praktiziert. Aber auch das sei keine ausgesprochen schnelle Lösung, denn hier gelte es ebenfalls, das Baurecht zu beachten. Weitere Fragesteller warben für Erhöhung der Kinder pro Gruppe, um die Platznot zu verringern – oder um stärkere Unterstützung von kleinen freien Trägern, etwa Elterninitiativen. Ersteres sei rechtlich derzeit nicht möglich, aber es gebe Diskussionen darüber. Was Elterninitiativen angeht, „sehen wir darin eine Bereicherung“, so Grunert. Die bereits bestehenden „unterstützen wir in vielfältiger Art und Weise“. Wenn es weitere Elterninitiativen gäbe, „würden wir uns freuen und das sehr begrüßen“.

Ausgesprochen froh zeigte sich der Bürgermeister auch über die Frage, wie man sich für eine praxisintegrierte Erzieherinnenausbildung (PIA) bewerben könne. Sein Rat: „Gehen Sie direkt auf die Träger zu, bewerben Sie sich. Gerade jetzt sind wir in der Phase, in der Einstellungen für das nächste Kindergartenjahr laufen.“ Die Chancen seien bestens.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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