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Kita-Gebühren in Mannheim steigen weiter

Ende Februar hatten Elternvertreter gegen Gebührenerhöhungen in evangelischen Kitas protestiert. Bald soll es auch in katholischen Einrichtungen deutlich teurer werden. Warum der Unmut der Betroffenen wächst

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Bertram Bähr
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Nach den evangelischen Kitas werden auch die katholischen Einrichtungen teurer. © dpa

Mannheim. Als die Eltern evangelischer Kindertageseinrichtungen vor ein paar Wochen wegen anstehender Gebührenerhöhungen in die Offensive gingen, machten Gerüchte die Runde. Die katholische Kirche werde die Elternbeiträge wohl noch sehr viel massiver anheben. Zahlen um die 40 Prozent geisterten herum. Jetzt ist klar: Es soll eine Erhöhung zum 1. September geben, die Steigerungsraten sollen aber „nur“ zwischen 9,4 und 11,2 Prozent liegen.

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Wie Mannheimer Eltern gegen höhere Kita-Gebühren protestieren

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Das geht aus einem Schreiben der Gesamtkirchengemeinde (GKG) an die Elternbeiräte der 36 Einrichtungen hervor. Mit einem endgültigen Beschluss sei bis Ende April zu rechnen, teilte der stellvertretende GKG-Geschäftsführer Andreas Krolop dem „Mannheimer Morgen“ auf Anfrage mit. Allerdings lasse „die wirtschaftliche Situation keine andere Entscheidung zu“.

Kita-Gebühren in Mannheim: So teuer wird es für Eltern

Demnach würde künftig ein Ganztags-Kitaplatz – inklusive eines städtischen Zuschusses von 105 Euro – 243 statt bisher 213 Euro kosten. Und für einen Ganztags-Krippenplatz für Kinder unter drei Jahren würden 532 statt bisher 484 Euro fällig. Damit wären die katholischen immer noch günstiger als die evangelischen, aber deutlich teurer als die städtischen Einrichtungen. Die Stadt verlangt für einen Ganztags-Kitaplatz 147, für einen Ganztags-Krippenplatz 399 Euro.

Am 8. März hatte die GKG die Elternbeiräte um Stellungnahme bis 22. März gebeten. Zahlreiche Vertreter hätten von ihrem Anhörungsrecht Gebrauch gemacht, so Krolop. Auch die Vertretung der Kita Zwölf Apostel I auf der Vogelstang nahm Stellung und machte ihren Widerspruch gegen die Anhebung der Elternbeiträge öffentlich.

Das sind die Gründe für die höheren Kita-Gebühren in Mannheim

Die GKG hatte die Anhebung der Beiträge mit „erheblichen Tarifsteigerungen“ für Fachkräfte begründet und einen „weiteren Erhöhungsschritt“ zum 1. September 2025 „nicht ausgeschlossen“. Zwar habe die Stadt Mannheim die Förderung verbessert. Aber das Ergebnis sei „nicht wie erhofft“ ausgefallen. Das „niedrige Beitragsniveau“ bei städtischen Kitas werden durch Steuermittel aus dem Haushalt subventioniert. „Die freien Träger hingegen erhalten keine solchen Finanzmittel, um ihre Preise niedrig zu halten.“

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Der Elternbeirat von Zwölf Apostel I kann die Begründung der GKG nachvollziehen. Aber das dürfe „nicht nahezu vollständig“ durch höhere Beiträge finanziert werden. „Dies können wir als Elternvertreter einfach nicht hinnehmen“, heißt es in den Schreiben. Dass die Gebührenschere zwischen städtischen und anderen Einrichtungen „immer größer“ werde, liege aber vor allem an ungenügender Förderung. Deshalb sei der Beirat „gerne bereit“, gemeinsam mit der GKG „ins intensive Gespräch mit der Stadtverwaltung zu gehen“, um die Lage zu verbessern.

Der Mannheimer SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Fulst-Blei sieht allerdings auch „das Land in der Pflicht“ und fordert „gebührenfreie Kitas“ – wie beispielsweise in Rheinland-Pfalz. Dort ist die Betreuung für Kinder ab zwei Jahren kostenlos.

Kampagne „Alles auf unseren Rücken“ zielt auf Vernetzung

Die evangelischen Eltern, die vor ein paar Wochen mit der Webseite aufunserenruecken.de und entsprechendem Instagram-Account eine Kampagne gegen höhere Kita-Gebühren gestartet haben, zielen wie die Vertreter katholischer Einrichtungen unter anderem auf eine verbesserte Förderung der freien Träger durch die Stadt. Längst gehen die Anliegen der Eltern aber darüber hinaus. Ein großes Thema sei auch die permanente Reduzierung von Betreuungszeiten wegen Personalmangels – und natürlich die vielen gänzlich fehlenden Betreuungsmöglichkeiten.

Denn bekanntlich sind in Mannheim Hunderte Eltern seit Jahren unversorgt, weil es nicht genügend Plätze gibt. Auf Instagram fordern die Kampagnen-Macherinnen denn auch dazu auf: „Schildert uns, was stetige Beitragserhöhungen, Reduzierung von Betreuungszeiten und fehlende Betreuungsplätze für Euch bedeuten.“ Viele Betroffene nutzen die Plattform.

Eltern-Demo gegen hohe Kita-Gebühren in Mannheim geplant

Derzeit bereite man eine große Elterndemo vor, berichtet Anna Gerber im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Sie ist Elternbeirätin der evangelischen Kita Rastenburger Straße auf der Schönau und eine der Initiatorinnen der Kampagne „Alles auf unseren Rücken“. Sie zielt auf eine Vernetzung betroffener Eltern in der gesamten Stadt.

Anna Gerber ist längst auch in Kontakt mit Elternbeiräten katholischer Einrichtungen. Die Probleme seien schließlich überall gleich, findet sie. Und blickt dabei über die Kita-Situation hinaus. Denn auch bei Horten für Grundschulkinder gebe es Engpässe. Diese Problematik wolle die Kampagne ebenfalls in den Blick nehmen.

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Wie schwierig die Betreuungssituation auch bei Schulkindern ist, hat die Schließung von zwei Horten in der Neckarstadt und in Neckarau durch die Stadt gezeigt. Mit dem frei werdenden Personal möchte sie die Situation in Kitas stabilisieren.

Betroffene befürchten massive Hort-Probleme in Seckenheim

Anderswo zeichnen sich inzwischen ebenfalls massive Engpässe ab, zum Beispiel in Seckenheim. Für das kommende Schuljahr rechnen Elternvertreterinnen mit dem Schlimmsten. Sie haben einen offenen Brief an Politiker und Verwaltung auf den Weg gebracht. Man befürchte, dass „eine hohe zweistellige Zahl“ von Eltern im September keinen Hortplatz erhalten werden, so Nina Höft, eine der Sprecherinnen. Die Situation sei „deutlich dramatischer als in den Jahren zuvor“. In dem offenen Brief heißt es, viele, vor allem Mütter, müssten bei einem fehlenden Platz ihre Berufstätigkeit stark reduzieren oder aufgeben.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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