Telefonische Bestellung nötig

Gedruckte Abfallkalender gibt es in Mannheim nur noch auf Wunsch

Die Stadt Mannheim stellt ihr Abfallkalender-System um. Eine automatische Verteilung an alle rund 220.000 Haushalte soll es künftig nicht mehr geben. Was sich alles ändern wird

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Steffen Mack
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Einer der Letzten seiner Art: Schriftliche Abfallkalender wie dieser aus Feudenheim werden künftig nicht mehr an alle Haushalte verteilt. © Steffen Mack

Mannheim. Der Abfallkalender, er ist eines der bewährtesten Aufregerthemen in Mannheim. So sorgte letzten Winter für großen Unmut, dass einige Hundert Haushalte zunächst keinen im Briefkasten hatten und nachbestellen mussten. Daher werden Spötter jetzt vielleicht sagen, es ändere sich ja gar nichts. Tut es jedoch durchaus, künftig wird die automatische Verteilung an alle Haushalte eingestellt.

Wer seine Müllabfuhr-Termine weiter schriftlich kostenlos von der Stadt bekommen will, kann das aber. Er muss seinen Kalender dann nur telefonisch anfordern. Dazu wird Mitte November eine Hotline eingerichtet. Alle andere sollen sich digital über ihre individuellen Abholtermine informieren, mit einer App können sie sich auf jeweils durch tagesaktuelle Benachrichtigungen darauf aufmerksam machen lassen.

Kein Widerstand bei Mitgliedern des Gemeinderats

Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell, für die Abfallwirtschaft zuständig, hat die Pläne am Dienstnachmittag im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt. Man wolle das Ganze fortan „etwas digitaler gestalten“, so die Grüne. Gegen die Neuregelung regt sich bei den Mitgliedern kein Widerstand. Begrüßt wird vor allem, dass auf individuellen Wunsch weiter ein kostenfreier postalischer Versand möglich ist. CDU-Stadtrat Thomas Hornung warnt allerdings vor einer Überlastung der Hotline. Nicht, dass dann wieder Beschwerden kämen.

Im Gespräch mit dem „MM“ weist Pretzell darauf hin, dass andere Städte wie Stuttgart und Heidelberg bereits auf digitale Abfallkalender umgestellt hätten. Natürlich sei auch ein Aspekt, den Papierverbrauch aus Umweltschutzgründen so gering wie möglich zu halten. Das entspreche generell der „Zero Waste“-Strategie der Stadtverwaltung, also dem Bestreben, möglichst keinen Müll zu verursachen.

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Sie gingen davon aus, dass statt der bislang rund 220 000 verteilten Abfallkalender nun nur noch etwa 12 000 bis 16 000 in Papierform angefordert würden, so die Leiterin der städtischen Abfallwirtschaft, Alexandra Kriegel. Viele Menschen schauten sich ihre Müllabfuhr-Termine bereits lieber online oder auf der entsprechenden App an, die einen auch per Push-up-Meldungen über anstehende Tonnen-Leerungen informiere. „Da haben wir bereits positive Erfahrungen mit unseren digitalen Angeboten gemacht.“ Pretzell weist ferner darauf hin, dass die App derzeit bereits von 20 500 Usern genutzt werde. Bei rund 38 000 Müll-Abholorten in Mannheim sei das ein enorm hoher Wert.

Bessere Kommunikation bei kurzfristigen Änderungen

Die bisherige wird nun durch eine neue App ersetzt, die laut Pretzell und Kriegel noch mehr Möglichkeiten bietet. So sollen erstmals auch alle Termine in den Quadraten angezeigt werden. Bisher war das nicht so, weil dort die Tonnen von der Müllabfuhr herausgeholt werden.

Mit der neuen App würden zwei bisher unterschiedliche Software-Systeme zusammengeführt, sagt Kriegel: einerseits die Tourenplanung, andererseits die Kalenderplanung. In der Vergangenheit hatte es zwischen beiden mitunter ein bisschen gehakt. Dann stand beispielsweise im einen für die Biotonne Montag, im anderen Dienstag. Auch deswegen gab es Beschwerden.

Über die digitalen Kanäle lasse es sich auch besser kommunizieren, wenn Abholtermine – wie in der Pandemie etwa bei Personalengpässen – kurzfristig verändert werden müssten, erläutert Kriegel. Zudem sei vorgesehen, die Angebote über die App nach und nach zu erweitern und etwa auch Sperrmüll mit aufzunehmen. Dass da künftig eine digitale Anmeldung möglich sein soll, hat auch Oberbürgermeister Christian Specht vorige Woche in seiner Etatrede angekündigt. Ebenso, dass der Abfallkalender künftig nur noch auf Wunsch per Post verschickt wird.

Kriegel betont, die Digitalisierung der Abfallkalender sei „ein Stück weit ein Zeichen der Zeit“. Aber natürlich wolle man Menschen nicht abhängen, die sich in der Online-Welt schwertäten. Dazu will die Stadt unter 0621/293 83 73 die Bestell-Hotline einrichten. Die Kalender per Mail anzufordern, soll nicht möglich sein. Mit wie viel Anrufern da in den ersten Tagen zu rechnen ist, kann Kriegel nicht sagen. Aber man werde natürlich personell nachsteuern, wenn die Telefonnummer überlastet sein sollte. Die Hotline soll ebenso wie die neue App „Abfall Mannheim“ und die neue Online-Übersicht (zu finden unter mannheim.de/abfallkalender) Mitte November zur Verfügung stehen.

Zunächst werden die anstehenden Veränderungen auf mehreren Kanälen noch groß kommuniziert. Alle Kunden, die als Müllgebührenzahler bei der Abfallwirtschaft registriert seien, würden darüber mit persönlichen Schreiben informiert, kündigt Kriegel an. Laut Stadtsprecher Kevin Ittemann ist auch eine Einbindung des Mannheimer Seniorenrats vorgesehen. Dort könnte man etwa in einem PC-Kurs zeigen, wie Abfalltermine online hausnummergenau zu finden sind. Erwartet wird auch, dass manche Ältere ihren individuellen Kalender einfach von Kindern oder Enkeln ausdrucken lassen, anstatt ihn extra telefonisch per Post zu bestellen.

In der Vergangenheit hatten Vertreter der Verwaltung auch immer wieder darauf hingewiesen, was für eine logistische Herausforderung die punktgenaue Verteilung der rund 220 000 Abfallkalender in 420 unterschiedlichen Versionen doch sei. Damit wurden auch die Pannen im vorigen Jahr begründet.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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