Mannheim. Es ist schon krass. Ausgerechnet hier, wo die Stadt Mannheim stolz ihre täglichen Radfahrer elektronisch zählen lässt, ist für diese eine der gefährlichsten Stellen. Nicht, weil sich so viele umdrehen und schauen, ob sie auch mitgezählt wurden. Sondern weil der Radweg wegen eines Fußgängerübergangs zur Straßenbahn hier sehr eng und kurvig ist. Kommen sich da zwei Radfahrer entgegen, wird es gefährlich. Lastenräder zu passieren, ist sogar fast unmöglich. Vorigen Mittwoch stießen nur ein paar Meter weiter ein 37-Jähriger auf einem E-Bike und ein 21-Jähriger auf einem Rennrad zusammen. Rettungswagen brachten beide ins Krankenhaus. Der Ältere wurde schwer, der Jüngere leicht verletzt.
Die Grünen wollten nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie haben im Gemeinderat beantragt, die Unterführung hin zur Collini-Straße zu schließen. Damit würde zum einen ein „Angstraum“ verschwinden, zum anderen könnte der durch die wegfallenden Treppen gewonnene Platz genutzt werden, den engen Rad- und Fußweg neu zu gestalten. Darauf hat die Stadtverwaltung nun schriftlich geantwortet. Tenor: Gute Idee, aber kein Geld.
Ampelschaltung für Bürger schwer nachvollziehbar
Einen vollständigen Rückbau der Unterführung lehnt die Verwaltung generell als zu aufwendig ab, weil dafür unter anderem die stark frequentierte Kreuzung voll gesperrt werden müsse. „Im Rahmen noch durchzuführender Untersuchungen“ werde aber eine Verfüllung des Bauwerks und eine Schließung der Treppenaufgänge geprüft. Dann ließen sich auch Sicherheit sowie Komfort des Rad- und Fußverkehrs in diesem Bereich deutlich verbessern. Ebenso die „für die Bürgerschaft schwer nachzuvollziehende Ampelsteuerung, die aus den engen Platzverhältnissen reduziert“.
In einer bestimmten Phase haben Radfahrer hier Rot und Fußgänger Grün. Die Mannheimer Polizei kontrolliert hier oft und offenbar sehr ertragreich für die Stadtkasse.
Finanzmittel nur für dringende Sanierungsmaßnahmen
Pläne, diesen Bereich neu zu gestalten, gebe es schon seit 2019, so die Verwaltung. „Aufgrund des Umfangs der Baumaßnahme wurde das jedoch seither immer wieder zurückgestellt.“ Wegen der geplanten Radvorrangroute Nationaltheater/Käfertal gewinne das Vorhaben zwar an Bedeutung. Aber für die Umsetzung fehlten die Ressourcen. Die vorhandenen Finanzmittel würden derzeit nur „für dringende Sanierungsmaßnahmen an Ingenieurbauwerken verwendet“. Da habe die Neugestaltung des Rad- und Fußwegs am Theresien keine Priorität „und kann deshalb lediglich in Aussicht gestellt werden“.
Gerhard Fontagnier, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Gemeinderat, zeigt sich enttäuscht. Auch wenn vieles unter Finanzierungsvorbehalt stehe, sei das „eine ganz schlimme Stelle für Radfahrer“. Seine Fraktion werde das Thema im Verkehrsausschuss ansprechen, ebenso beim Masterplan Mobilität.
Für eine kurzfristige Verbesserung hat sich Fontagnier an die VTM gewandt, die städtische Marketing-Tochter. Sie soll eine Werbetafel auf der Friedrich-Ebert-Brücke versetzen, die beim Unfall in der vorigen Woche auch eine Rolle spielte. Die wollte der 37-Jährige auf dem E-Bike laut Polizeibericht umfahren. Doch weil ihm ein Fußgänger entgegenkam, lenkte er zurück auf den Radweg und stieß frontal gegen den 21-Jährigen auf dem Rennrad.
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