Stadtparks

Das ist zu Ostern neu im Mannheimer Luisenpark

Neue Pflanzungen, neue Wege im Pflanzenschauhaus, Nachwuchs auf dem Bauernhof – Beobachtungen beim Rundgang mit dem neuen Gärtnerischen Leiter.

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Peter W. Ragge
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Klassenzimmer im Grünen: die neu gestaltete Erlebnismulde im Luisenpark mit Holzskulpturen und Platanen, die ein Blätterdach ergeben sollen. © Thomas Tröster

Mannheim. Sie blühen in gelb, rot und orange, im Beet gleich dahinter in rosa, lila und rot – Tulpen, unzählige Tulpen werden die Besucher begrüßen, die zum Osterspaziergang in den Luisenpark kommen. Dazwischen sind Hyazinthen und Narzissen zu sehen, besonders große Gänseblümchen, kleine Stiefmütterchen, dazu natürlich unzählige Stauden und Gräser. Man läuft vorbei an Judasbäumen in kräftigem Pink und üppig behängtem Blauregen. Es ist eine Explosion der Farben und Blüten am Haupteingang. „Die Natur drückt jetzt richtig durch“, freut sich Moritz Ihling, der neue Gärtnerische Leiter der Stadtpark-Gesellschaft.

Das „wow“-Gefühl, das er sich von den Besuchern erhofft, das erlebte er auch. Während der Ausbildung als Gärtner hatte der aus Oberkirch stammende heute 40-Jährige bei Ellen Oswald, der früheren Gärtnerischen Leiterin des Luisenparks, Unterricht in Pflanzenkunde. Aber im Park selbst war er nicht – dafür viel in der Welt unterwegs. 14 Jahre lebte er in England, studierte dort und arbeitete auf einem Landgut von Prinz Charles. Auch in den USA und in der Schweiz sammelte er Erfahrung. Als Landschaftsarchitekt war er zuletzt für ein Stuttgarter Büro tätig, das auch an der Gestaltung der „Neuen Parkmitte“ beteiligt war. Da sagte Ellen Oswald ihm, dass sie in Pension geht – und er bewarb sich. „Und als ich dann durch den Haupteingang bin – wow“, sagt er nur.

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Peter W. Ragge
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„Das hier ist ein Erlebnis“, zeigt der 40-jährige Vater von zwei Kindern auf die Beete im Luisenpark. Und sein Ziel sei, „den Besuchern weiterhin Erlebnisse zu bieten“. Zugleich sei aber sein Ziel, „am Puls der Zeit zu sein“ und auf die Veränderungen des Klimas sowie den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit zu reagieren. Daher werde er nun beginnen, „die Beete langsam umzugestalten“, kündigt er an. Dabei arbeite er zusammen mit Harald Sauer, Gärtnerischer Leiter des Ebertparks Ludwigshafen und in der Branche bekannt und auch ausgezeichnet für eine Umgestaltung von öffentlichem Grün, dass es kostengünstiger und zugleich nachhaltiger wird. „Natürlicher und nachhaltiger“ sei sein Ziel – und auch klimaresilienter, so Ihling.

Sanierung vom Pflanzenschauhaus abgeschlossen

Gezeigt hat er das gerade an den neu angelegten Beeten in der „Neuen Parkmitte“, wo bisher die Baustelle für den letzten Bauabschnitt der energetischen Sanierung des Pflanzenschauhauses war. Die ist abgeschlossen – und die Beete davon mit Steinlinden, Yuccapalmen und Kakteen versehen. „Mediterrane Pflanzen, aber hier funktioniert das“, isst Ihling überzeugt. Noch läuft zwar der Umbau der Terrasse und die Arbeiten für die Eröffnung des neuen Weinlokals, aber sonst ist seit Freitag im und um das Pflanzenschauhaus alles fertig.

Der gärtnerischer Leiter Moritz Ihling. © Pressefotoagentur Thomas Tröster

Besonders das Wegenetz im Kakteenhaus und im Foyer des Pflanzenschauhauses, wo nun japanische Sagopalmfarne dominieren, hat er angelegt – mit kräftiger Hilfe seiner Mannschaft. Etwa 40 Gärtner unterstehen ihm im Luisenpark. Zusammen mit den im Park angestellten Handwerkern machen sie viel in Eigenarbeit. Das spare nicht nur Kosten. „Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft und was die alles können“, so Ihling.

Als erstes großes Projekt hat er mit seinem Team die frühere „Erlebnismulde“ beim Freizeithaus, bei der Bundesgartenschau 1975 Ort für Kindertheater und -zirkus und seit Jahrzehnten weitgehend verwaist, zur Bienen-Arena umgebaut. „Es soll wirklich wieder ein Erlebnisort werden“, so Ihling, und nun für die Grüne Schule. Auf der einst kahlen, gepflasterten Fläche sind hölzerne Kunstwerke platziert. Dazu hat der Luisenpark dem Kettensägenkünstler Moritz Ihling eine gefällte Schwarznuss überlassen, während er im Gegenzug Eichenholzskulpturen schuf - einfach als bequeme Sitzmöbel oder teils auch verziert mit filigran aus dem Holz gearbeiteten Insekten. Ringsum sind insektenfreundliche Pflanzen gesetzt, etwa Wiesensalbei, Allium oder Anemone blanda. Dazu gibt es Nisthilfen sowie einen schon zur Bundesgartenschau 2023 gebauten begehbaren Bienenstock.

Lämmer und Zicklein: Nachwuchs im Bauernhof

Komplett wird das neue Klassenzimmer im Grünen aber durch sechs Platanen, die an der Krone so mit Bambusstangen versehen wurden. „Das wird ein grünes Blätterdach“, freut sich Ihling schon jetzt. Eingepflanzt hat sie der Landschaftsarchitekt mit Hilfe einer neuen Methode. Statt industriellem Substrat verwendete er eine eigene, mit Hilfe von Mutterboden von der Bundesgartenschau hergestellte Mischung, die nach dem Anwachsen dafür sorgt, dass nicht mehr gewässert werden muss.

Ihling will das aus Gründen der Nachhaltigkeit so gut wie möglich vermeiden – aber ganz geht es nicht. Seit Freitag wird auch im Luisenpark, als Reaktion auf die anhaltende Trockenheit, stärker bewässert, teilweise auch mit Schläuchen. Überwiegend liegen in den Beeten aber Leitungen zur Tröpfchenbewässerung und in den Rasenbeeten Düsen. Das Wasser holen die Luisenpark-Gärtner aus dem Kutzerweiher. Der führe noch genug Wasser, so Ihling.

Fünf Lämmer und vier Zicklein tollen auf dem Bauernhof umher. © Thomas Tröster

Wege, Spielplätze und Wege prüfen – auch das gehört zu den Aufgaben der Gärtner und Handwerker, damit die neue Saison starten kann. Die lange wegen der Vogelgrippe gesperrte Großvoliere ist wieder begehbar, die Planen über dem Eulengehege sind weg. Pünktlich zu Ostern melden die Tierpfleger aber auch Nachwuchs. Fünf Lämmer und vier Zicklein tollen auf dem Bauernhof umher.

Redaktion Chefreporter

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